Ein seltsames Museum ziert nun die Stadt
Ob Nürnberg mit dieser Art von Zukunft nicht kräftig auf die Schnauze fällt?
18.9.2021, 09:18 UhrDer Nürnberger und die Nürnbergerin neigen nicht selten zu Pessimismus oder immerhin einer großen Portion Skepsis. Ihnen im Reigen der wichtigen Museen dieses Landes ausgerechnet das Thema Zukunft anzuvertrauen, kann man also durchaus als gewagtes Unterfangen ansehen. Oder gar als Falle, um die Stadt und ihre Bewohner mal wieder in ein kurioses Licht zu setzen.
So wie einst beim legendären Raubritter Eppelein, der sich seiner Bestrafung mit einem sagenhaften Sprung über den Burggraben entzog. „Die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn denn zuvor!“ lautet eine seitdem beliebte Verunglimpfung.
Beim Museum im Augustinerhof fragt man sich, wie man etwas ausstellen soll, das man nicht einfangen kann, weil es das noch gar nicht gibt: die Zukunft, diesen ungewissen Raum des Vor-Uns-Liegenden, von dem keiner weiß, wie er aussehen wird.
Spätestens seit den 1970er Jahren ist es üblich geworden, die Zukunft in immer düstererem Licht zu sehen. Diese Verfinsterung hat der gute alte Karl Valentin schon gut vorausgeahnt, als er sagte: „Die Zukunft war früher auch mal besser.“
Wir wollen jetzt gar nicht über die Exponate des Nürnberger Zukunftsmuseums lästern, von denen einige ein wenig nach dem alten, im Keller wiederentdeckten Physik-Baukasten unserer Kindheit aussehen. Andere wie das dort ausgestellte Flugtaxi wirken wie ranzig gewordene Ideen so mancher Politiker. Etwa das Flugtaxi von Digitalstaatsministerin Dorothee Bär, die angeblich, womöglich aus Rache, sogar ein Zukunftsministerium planen soll.
Da bevorzugen wir lieber das „Ministerium für alberne Gangarten“ der Komikertruppe Monty Python. Dieses würde gut als Ausstellungobjekt in das „Nonseum“ im österreichischen Herrenbaumgarten passen. Betrieben wird es vom „Verein zur Verwertung von Gedankenüberschüssen“ und zählt zum Beispiel über 10.000 herren- und damenlose Socken zu seinen Exponaten.
Vielleicht ist unsere Haltung gegenüber der Zukunft inzwischen ja so konfliktbeladen, dass man gerade dieses Zerwürfnis ausstellen sollte, vielleicht im „Museum der gescheiterten Beziehungen“ in Zagreb. In dieser „Liste der verrücktesten Museen“ der Welt findet vielleicht auch bald das Nürnberger Zukunftsmuseum einen Platz.
Auf jedem Fall sollte ihm eine Top-Position im Ranking architektonischer Scheußlichkeiten sicher sein. Ein Museum für Zukunft hinter einer trivial-kleinteiligen Fassade zu verstecken, die so wirkt, als handle es sich um gehobene Wohnraumbebauung für Altstadtfreunde, ist schon ein schwaches Stück. Das ist steingewordene Biederkeit im Herzen einer Stadt, die mal für Innovationen stand - allerdings in der Renaissance. Dafür muss man schon ganz schön weit zurück in die Zukunft schauen.
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