Scheißerla und schlimmer Finger: Um diese Kunstwerke gab's Ärger
16 Bilder 9.1.2018, 05:58 UhrOlaf Metzels "Stuhl-Skulptur"
2006 versteckte Olaf Metzel Nürnbergs Schönen Brunnen am Hauptmarkt hinter 780 Sitzschalen, die ursprünglich einmal im Berliner Olympiastadion eingebaut waren. Wochenlang stritt die halbe Stadt über die Frage, ob das Kunst sei. Schon während des Aufbaus musste die Polizei für Ordnung sorgen. © Wilhelm Bauer
Der Nürnberger Dürer-Hase
1984 pflanzte der Karlsruher Künstler Jürgen Goertz seinen Dürer-Hasen vor das Tiergärtner Tor. Die Skulptur stieß viele ab, ein Kritiker bezeichnete den Bronzehasen als „deformiertes Monster“. Unbekannte ließen eines Nachts einen schweren Hammer auf das trübe Glasauge des Hasen niedergehen. Anschläge mit Ölfarbe riefen sogar die Polizei auf den Plan. © Stefan Hippel
Der Hase im Röthelheimpark
Mit ihrer künstlerischen Idee, einen beinahe vier Meter hohen Hasen aus Edelstahlplatten im Röthelheimpark zu platzieren, setzte sich 2015 die Künstlergruppe "inges idee" in einem von der Stadt Erlangen ausgeschriebenen Wettbewerb durch - und sorgte natürlich für reichlich Diskussionen. © Harald Sippel
Die Rostigen Reiter von Neumarkt
Was bei manchem Begeisterung auslöst, bleibt anderen gleichgültig oder unverständlich und sorgt manchmal sogar für heftige Ablehnung. Vielen Neumarkter Bürgern ging es so, als die Anlage "Drei Reiter" auf dem Residenzplatz im Jahre 2002 aufgestellt wurde. Einst heftig umstritten, sind Lothar Fischers "Rostige Reiter" heute jedoch nicht mehr aus dem Stadtbild Neumarkts weg zu denken. Im Gegenteil: Viele Bürger haben diese Brunnenanlage trotz anfänglicher Skepsis inzwischen lieb gewonnen. © Hauke Höpcke
Talking to the sky
Der belgische Künstler Arne Quinze stellte seine Skulptur "Talking to the sky" 2016 in Forchheim auf. Das 7,5 Meter hohe Kunstwerk wurde vor der Forchheimer Sparkasse gestiftet. Während die einen die farbenfrohe Stahl-Skulptur in der Eisenbahnstraße begrüßten, empfanden es andere als "modernes Blechbüchsla" oder hatten bei dem "vielen verbeulten Metall" einen alternativen Titel für das Kunstwerk parat: "Totalschaden". © Roland-Gilbert Huber-Altjohann
Die Cadolzburger Metallkrippe
2014 sorgte ein Kunstwerk auf dem Cadolzburger Rathausplatz für Diskussionen. Die österreichische Partnergemeinde Mauterndorf hatte ihre Weihnachtskrippe leihweise während der Advents- und Weihnachtszeit zur Verfügung gestellt. Die Metallskulpturen brechen mit allen Vorstellungen einer traditionellen Krippe. Die Vertreter der beiden Konfessionen reagierten sehr unterschiedlich auf das Kunstobjekt. Während der evangelische Pfarrer Michael Büttner etwas distanziert anmerkte, dass man schon des Lesens mächtig sein müsse, um das Kunstwerk als Krippe zu erkennen und es deshalb nicht unbedingt etwas für Kinder sei, war der katholische Dekan und Pfarrer André Hermany sofort hellauf begeistert davon. © Brigitte Riemann
Der "Lauernde"
Moderne Kunst und öffentliche Meinung ist in Nürnberg schon immer eine explosive Mischung gewesen. Um einem Anschlag zuvorzukommen, holte Bildhauer Christian Rösner 2009 seinen „Lauernden“ wieder zurück auf das sichere Gelände bei seinem Atelier Auf AEG. Denn der umgangssprachlich als „Scheißerla“ betitelte nackte Drei-Meter-Mann, der sich wie ein Skifahrer auf der Piste in der Hocke zeigt, sorgte in Zirndorf für Ärger. Die Skulptur mit ihrem deutlich sichtbaren, roten Gemächt stand an prominenter Stelle am Einfallstor der Stadt. Von dort wollte die Stadtverwaltung ihn weghaben. © Günter Distler
Die "Blauen Reiter"
Die „Blauen Reiter“ vom Essener Bildhauer Johannes Bruns am Sacharow-Platz fanden ihren sicheren Hafen nicht rechtzeitig. Äußerst brutal bearbeiteten Vandalen das Kunstwerk, schlugen einem der Reiter den Kopf ab — da stand die Skulptur im Jahr 1993 gerade mal einen Monat vor der Studentenmensa. Mehrfach wurden die „Blauen Reiter“ noch attackiert, die Schäden wurden stets beseitigt. Irgendwann ab Ende der 90er Jahre war endlich Ruhe. © Stefan Hippel
"Nürnberger Finger"
1971 traf auch der "Nürnberger Finger" offenbar einen wunden Punkt. 14 Meter lang war das Gebilde, das die Konstrukteure von Haus-Rucker-Co an der Einmündung zur Flughafenstraße im Rahmen des legendären Symposium Urbanums aufstellten. Immer wieder schlitzten aber Unbekannte die empfindliche Haut des Fingers auf. Nach dem x-ten Anschlag wurde das Kunstwerk schließlich weggeschafft. © Peter Vrbata, oh
"Unexpected I"
Ebenfalls Teil des damals höchst umstrittenen Sympisium Urbanums war die Skulptur "Unexpected" von Buky Schwartz. Heute steht die Stahlplastik noch immer - und die Nürnberger fahren deutlich gelassener daran vorbei. © Stefan Hippel
"Kraterlandschaft"
Auch ein Relikt des Symposium Urbanums: Karl Prantls Granitplastik "Kraterlandschaft" auf dem Hauptmarkt wurde lange gerne als Abstellfläche für Müll zweckentfremdet. Irgendwann bekam das Kunstwerk einen Betonsockel. Seitdem landet der Abfall dort. © Stefan Hippel
Erich Hausers "Stahlwände"
Als die Stahlwände von Erich Hauser noch am Rathenauplatz standen, wurden sie sogar einmal beschossen. Jetzt scheint man sie im Cramer-Klett-Park ihrem unvermeidlichen Schicksal zu überlassen. © Stefan Hippel
Japanische Symmetrie
Dieses Kunstwerk des Japaners Hajime Togashi sorgte 1971 für mächtig viele Debatten. Aufgestellt wurde es im Rahmen des Symposium Urbanums, das Werke von 30 internationalen Bildhauern in Nürnberg zeigte. Die symmetrische Figur des Japaners musste wegen der Proteste umziehen - von der Pfannenschmiedsgasse an den Hallplatz.. Gefertigt ist sie aus einem zwei Tonnen schwerem Granitblock. © Harald Sippel
Die "Bratwurst Noris"
Zwangsumsiedlung: Weil die Erscheinung der „Bratwurst-Noris“ des deutsch-polnischen Künstlers Markus Lange-Czechowicz für Ärger sorgte, musste sie aus der Nürnberger Altstadt weichen. Heute prostet sie in ihrer ganzen Lebensfreude und Leibesfülle den Besuchern der Gaststätte „Valznerweiher“ zu. © Karlheinz Daut
"Hans-Sachs-Brunnen"
Super Kunst oder eine Abscheulichkeit? Der "Hans-Sachs-Brunnen", wie das Kunstwerk, das die Nürnberger einfach nur Ehekarussell nennen, eigentlich heißt, polarisiert die Passanten. Der Braunschweiger Bildhauer und Professor Jürgen Weber... © Roland Fengler
"Hans-Sachs-Brunnen"
... wollte ein Kunstwerk schaffen, das jedem etwas sagt. Sechs Karussellwagen sollten demnach die Phasen der Ehe veranschaulichen — drei die guten Phasen, drei die schlechten des Zusammenlebens von Frau und Mann, während Hans Sachs auf einer Marmorsäule alles überragt. "Zu vulgär", "viel zu teuer" und "nicht das Richtige für den Ludwigsplatz" mussten sich die Befürworter des Kunstprojekts anhören. Das Ehekarussell wurde noch in der Planungsphase schnell zum Politikum. Doch am Ende bekam das Ehekarussell, das an dieser Stelle einen U-Bahnschacht am Weißen Turm abdeckt, Schützenhilfe vom Baukunstbeirat. 1984 wurde das rund zwei Millionen Mark teure Kunstwerk eingeweiht - und ist ein Hingucker und beliebtes Fotomotiv geworden. © Harald Sippel