Spektakulärer Neubau

So klappt das mit der Ausweichspielstätte: Das Globe Theater in Coburg hat eröffnet

8.10.2023, 15:00 Uhr
Ein nagelneuer, runder Theaterbau beherbergt für die nächsten Jahre das Landestheater Coburg.

© Daniel Vogl/dpa Ein nagelneuer, runder Theaterbau beherbergt für die nächsten Jahre das Landestheater Coburg.

Wohin zieht ein Theaterensemble, ein Ballett, ein Orchester, wenn die eigene Spielstätte jahrelang aufwendig saniert werden? In Coburg hat man auf diese Frage eine spektakuläre Antwort gefunden: Ein nagelneuer, runder Theaterbau, angelehnt an das Vorbild in London, wo William Shakespeare einst seine Stücke aufführte, beherbergt für die nächsten Jahre das Landestheater der oberfränkischen Stadt.

Das Coburger Globe Theater wird am Freitag (6. Oktober) eröffnet. Mehr als 40 Millionen Euro kostete die Errichtung der Kulturstätte am Güterbahnhof mitsamt Nebengebäuden und Außenanlagen, wie die Stadt Coburg mitteilte. Zehn Millionen Euro kommen vom Freistaat Bayern, je eine Million von drei großen Coburger Unternehmen. Den Rest trägt die Kommune.

Das Landestheater am Schlossplatz ist dringend sanierungsbedürftig, im Frühjahr wurde es deshalb geschlossen. Im Sommer veröffentlichten Freistaat und Stadt eine Finanzierungsvereinbarung, der Kostenrahmen wurde vorerst auf 157 Millionen Euro festgelegt.

Das Platzangebot im Globe ist nach Angaben der Stadt variabel, weil der Orchestergraben versenkbar ist. Für Schauspiel-Aufführungen stehen 487 Plätze zur Verfügung, bei Opern oder Konzerten 407.

Die Verantwortlichen des Landestheaters zeigten sich Anfang September beim offiziellen Einzug begeistert. "Das Globe ist ein wunderschönes Gebäude. Die Chance, ein so tolles neues Gebäude zu bespielen, hat man nur einmal im Leben", sagte Generalmusikdirektor Daniel Carter. Das Globe sei "die schönste Ausweichspielstätte in Deutschland", sagte der technische Direktor Daniel Kaiser.

Das Globe ist für Coburg aber auch mehr als nur eine Interims-Spielstätte, wenn die Sanierung des Landestheaters abgeschlossen ist, soll der Bau weiter als "flexible Kulturstätte" genutzt werden.

Blick vom 2. Rang auf die Bühne des neuen Globes. 

Blick vom 2. Rang auf die Bühne des neuen Globes.  © Daniel Vogl, dpa

Weil sich Sanierungen von Opernhäusern oder Theatergebäuden oft jahrelang hinziehen, ist bereits die Suche oder die Schaffung von Ausweich-Orten aufwendig. Für die Sanierung des historischen Opernhauses in der Nürnberger Innenstadt beispielsweise sollen Oper und Ballett des Staatstheaters zur Kongresshalle ziehen. Der hufeneisenförmige Monumentalbau auf dem früheren Reichsparteitagsgelände ist eine der größten baulichen Hinterlassenschaften der Nazis und wurde wegen des Kriegsbeginns nie fertiggestellt.

In Landshut ist das Stadttheater im Bernlochner-Bau schon lange sanierungsbedürftig, weshalb das Ensemble seit 2014 in einem Zelt am Stadtrand spielt. Nach jetzigem Planungsstand ist der Beginn der Sanierung laut städtischen Angaben für 2025 und die Fertigstellung bis zur Saison 2028/29 vorgesehen. Danach soll in einem zweiten Bauabschnitt der Neubau folgen. Bis dieser fertiggestellt sei, werde das Zelt für größere Produktionen weiter genutzt. Das sanierte, bestehende Theater soll über 199 Sitzplätze und der Neubau über 430 Sitzplätze verfügen.

Die Münchner Philharmoniker residieren derzeit in der Isarphilharmonie, weil das Kulturzentrum Gasteig saniert wird. Die Isarphilharmonie wurde bei ihrer Eröffnung im Herbst 2021 begeistert gefeiert, unter anderem wegen des Industriecharmes und der brillanten Akustik.

Rund 40 Millionen Euro kostete der Bau; viele sähen das in modularer Holzbauweise errichtete Gebäude gerne dauerhaft in München, vielleicht sogar anstelle des viel diskutierten, geplanten Konzerthauses der Staatsregierung. Möglich wäre das, wurde der Bau doch nach Ansicht der Architekten robust und nicht nur provisorisch konzipiert.

Musikprofis wie die Stargeigerin Anne-Sophie Mutter sehen das anders. Die Arbeitsbedingungen in der Isarphilharmonie seien "nicht tragbar", es gebe keine Probemöglichkeiten. "Großes Kompliment fürs Provisorium", aber als dauerhafte Lösung sei das nicht gut genug, so ihr Fazit.

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