Graue Eminenz des Fernsehkrimis
"Tatort"-Kommissar im Pensionsalter - Udo Wachtveitl wird 65
21.10.2023, 09:00 UhrAls Udo Wachtveitl zum ersten Mal als Kommissar Franz Leitmayr ins Wohnzimmer von Millionen Deutschen flackerte, da krümelte er den Beifahrersitz des Autos voll und knutschte seine Freundin. Sein Fernseh-Kollege Ivo Batic (Miroslav Nemec) las derweil Kontaktanzeigen vor. 32 Jahre ist das nun schon her, dass der erste Münchner "Tatort" mit Wachtveitl und Nemec in den Hauptrollen ausgestrahlt wurde. Inzwischen sind die beiden TV-Kommissare, die damals noch so betont jugendhaft inszeniert wurden, graue Eminenzen des Fernsehkrimis geworden - die dienstältesten nach Ulrike Folkerts, die als Lena Odenthal noch zwei Jahre früher beim "Tatort" antrat.
Nemec (69) hat das Pensionsalter schon vor vier Jahren erreicht, jetzt folgt der jüngere Kollege Wachtveitl, der am Samstag (21. Oktober) 65 Jahre alt wird. Eine Woche danach wird die neueste "Tatort"-Episode aus München ausgestrahlt: "Königinnen", ein Krimi um Zwiebel- und Weißwurstmajestäten und die Metoo-Debatte - und der 93. Fall für Batic und Leitmayr. Mehr Fälle hat noch kein Ermittler-Team gelöst und man muss kein Hellseher sein, um zu sagen, dass es weitere 93 wahrscheinlich nicht geben wird.
Über ein Ende für das "Tatort"-Duo, das regelmäßig (zwar hinter dem Münster-Team) weit vorne in den Beliebtheitsrankings der Fernsehermittler landet, wird spätestens spekuliert, seit es im vergangenen Jahr im Weihnachts-"Tatort" ganz offen angesprochen wurde. Der Bayerische Rundfunk hält sich zu möglichen Plänen aber noch bedeckt. Entschieden sei nichts, heißt es da. Gespräche liefen.
Vom Amtsantritt bis zu ihrem 25. Dienstjubiläum vor sieben Jahren starben mehr als 150 Menschen im Münchner "Tatort". Das macht im Schnitt mehr als zwei Tote pro Folge. Sieben Assistenten, unter ihnen Michael Fitz als Carlo Menzinger, haben die Kommissare verschlissen. Aktuell im Dienst ist die Nummer acht: Ferdinand Hofer als Kalli.
"Enorm professionell, aber immer mit der unterliegenden Münchner Lockerheit", beurteilt Regie-Altmeister Dominik Graf das Duo in der Dokumentation "30 Jahre Leitmayr und Batic", die der Bayerische Rundfunk 2021 zum Jubiläum zeigte.
Doch wie auch immer es weitergeht mit seinem Kommissar Leitmayr, der gebürtige Münchner Wachtveitl kann mutmaßlich irgendwann auch gut leben ohne den sonntäglichen Kult-Krimi. Er arbeitet auch als Synchronsprecher (sprach zum Beispiel eine Meeresschildkröte in "Findet Nemo"), hält Lesungen - und auf der Website seiner Agentur sind Fußball, Ski Alpin und Tennis als seine Sportarten angegeben, Gitarre als sein Instrument.
Er könne noch gut trennen zwischen sich und der "Tatort"-Rolle, sagte Wachtveitl in der Doku zum 30. Dienstjubiläum. "Ich gehe nicht abends im Viertel rum und schau, ob da noch Leichen irgendwo rumliegen."
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