Adel unter Kritik

Thurn und Taxis Schlossfestspiele beginnen - Hausherrin unter Vorwurf des Rechtsextremismus

12.7.2024, 15:05 Uhr
Gloria Fürstin von Thurn und Taxis breitet vor der Eröffnung der Thurn-und-Taxis-Schlossfestspiele vor dem Fürstenschloss St. Emmeram die Arme aus.

© Armin Weigel/dpa Gloria Fürstin von Thurn und Taxis breitet vor der Eröffnung der Thurn-und-Taxis-Schlossfestspiele vor dem Fürstenschloss St. Emmeram die Arme aus.

Warme Sommerabende mit Rock, Pop oder Oper vor festlicher Schlosskulisse - dafür sind die Thurn und Taxis Schlossfestspiele in Regensburg bekannt. In jüngster Vergangenheit gab es aber auch Protest aufgrund von Äußerungen der Hausherrin Gloria von Thurn und Taxis. Sie gilt als Rebellin: Einerseits sorgte sie mit Punkfrisuren für Furore, andererseits mit tief konservativem Katholizismus.

Derzeit wird ihr Nähe zu Rechtsextremen und Homophobie vorgeworfen. Die 64-Jährige weist dies in Interviews zurück. Über die AfD sagte sie laut Berichten der "Deutschen Presse-Agentur": Die großen Parteien seien besorgt, weil die AfD so viele Menschen anspreche. "Deshalb wird die Nazi-Keule geschwungen."

Proteste vor dem Schloss: "Gloria Einhalt gebieten"

Bei der Festspieleröffnung am Freitag will sie nach Angaben einer Sprecherin dabei sein. Als Hausherrin ist das Tradition, wenn das sommerliche Musikspektakel vor kulturbeflissenem Publikum eröffnet wird. Die Oper "Carmen" von Georges Bizet steht auf dem Programm. Wie schon im vergangenen Jahr gab es auch heuer anlässlich des Festivals Protest gegen von Thurn und Taxis. Medienberichten zufolge hängten Demonstranten am Sonntag Plakate an Bäumen im Schlosspark auf und eine Kundgebung wurde unter dem Motto "Gloria Einhalt gebieten - Rechte Seilschaften zerschlagen!" veranstaltet.

Schloss St. Emmeram ist der Sitz der Familie von Thurn und Taxis. Diese legte einst mit internationalen Postgeschäften den Grundstein für ihren wirtschaftlichen Aufstieg und zählt heute zu den größten privaten Waldbesitzern Deutschlands.

Die Unternehmerin teilte Radio Charivari in Regensburg bezüglich dieser Kundgebung mit, sie bedauere "den verunglimpfenden Vorwurf, rechtsextreme Äußerungen getan zu haben". Ihre "gut dokumentierte Vita beweist einen sehr vielfältigen (heute sagt man diversen) Freundes- und Kulturkreis". Leider sei heute jeder, der keine explizit linken Positionen vertrete, automatisch dem Vorwurf des Rechtsextremismus ausgesetzt. "Dies trivialisiert jedoch den wahren und sehr gefährlichen Rechtsextremismus, wie z.B. der furchtbare Antisemitismus, der dieser Tage auf erschreckende Weise auf unseren Straßen zu sehen ist."

Hintergrund der Kritik - Treffen der Werteunion

Hintergrund der Kritik ist unter anderem ein durch Recherchen von "t-online.de", "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR bekanntgewordenes Treffen der sehr konservativen Werteunion mit Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen im Juli 2023 im fürstlichen Schloss. Ein Teilnehmer dieser Veranstaltung soll wiederum Ende November bei dem durch das Medienhaus Correctiv bekanntgewordenen Treffen radikaler Rechter in Potsdam anwesend gewesen sein.

Nachvollziehen kann sie die Diskussionen rund um die Veranstaltung in ihrem Schloss "nicht wirklich", wie von Thurn und Taxis der "dpa" mitteilte. "Die Werte-Union ist doch die konservative kleine Schwester der Union."

Die Unternehmerin hätte im Sommer 2023 nach eigener Aussage Räumlichkeiten für die Veranstaltung mit Maaßen bereitgestellt, der ein guter Bekannter sei. Um Teilnehmerlisten bei Veranstaltungen in ihrem Schloss habe sie sich demnach nie bemüht. "Ihre Fragen könnten vielleicht eine Anregung sein, diese bisherige Praxis zu überdenken", wird von Thurn und Taxis von mehreren Medien weiter zitiert.

Das sagt Thurn und Taxis zu den Vorwürfen des Rechtsextremismus

In einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" im Juli 2023 sagte Thurn und Taxis: "Im Übrigen ist es totaler Quatsch, wenn die Leute immer sagen, ich sei nach rechts abgedriftet. Wahr ist, ich war immer schon wertekonservativ und streng katholisch sowieso." Thurn und Taxis verweist in einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" auf ihre Kindheit in Afrika: "Ich war noch nie rassistisch. Diese Haltung ist mir fremd, zumal ich als Kind viele Jahre in Afrika in Togo und Somalia leben durfte. In der Schule waren wir, meine Schwester und ich, die einzigen "weißen" Kinder. Ich habe erlebt, wie es sich anfühlt, Minderheit zu sein. Für uns Katholiken sind alle Menschen vor Gott gleich."

Beim Sommerempfang des Bayerischen Landtages nicht eingeladen

Bei der Opernpremiere in Regensburg dürften am Freitag jedenfalls viele Blicke auf die Hausherrin gerichtet sein. Beim Sommerempfang des Bayerischen Landtages auf Schloss Schleißheim wird sie dagegen fehlen. Ob sie den Eindruck hat, dass sich Teile der Politik und der Gesellschaft von ihr distanzieren? Dazu sagte Gloria von Thurn und Taxis: "Es gibt Menschen, die mit mir nichts anfangen können. Wir alle gewinnen, verlieren aber auch Freunde im Laufe des Lebens. Was den Sommerempfang betrifft, meine ich, dass es das gute Recht der Gastgeberin ist, einzuladen, wen sie möchte. Ich war jetzt 40 Jahre dabei und deshalb mache ich gerne Platz für meinen Sohn."

Eine Landtagssprecherin teilte mit, dass Gloria von Thurn und Taxis keine Einladung für den Sommerempfang erhalten habe. Der Einladungsverteiler werde jedes Jahr neu erstellt, "damit im Laufe der Zeit möglichst viele Menschen in Bayern die Chance haben, dabei zu sein". Außerdem sagte die Sprecherin: "Ihr Sohn, Fürst Albert, war eingeladen, da er die Geschäfte des Hauses Thurn und Taxis leitet, hat jedoch abgesagt."

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