Musik aus Mittelfranken

Tipps der Redaktion: Gutes aus heimischer Produktion

19.8.2021, 13:13 Uhr
Erstaunlich, was für eine dichte und spannungsreiche Atmosphäre dieser Mann allein mit seiner Stimme und seiner Martin D35 zaubern kann. Dabei wirkt der eindringliche Beinahe-Sprech-Gesang des aus GB stammenden und in Fürth lebenden Singer-Songwriters The Great Park (alias Stephen Burch) mitnichten geschmeidig, sondern eher spröde, flüsternd, fast ein bisschen unsicher. Und damit umso echter. Auch in den sieben beseelten Songs von Burchs 12. Album "Work With This" fügt er sich mit den poetischen Lyrics und dem gradlinig-transparenten Gitarrenspiel zum unwiderstehlich schnörkellosen Folk. Der Künstler nennt es "Problemfolk". Wir nennen es: wunderschön. (bandcamp, Konzert: 27. 8., Badstraße 8, Fürth) bin
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Erstaunlich, was für eine dichte und spannungsreiche Atmosphäre dieser Mann allein mit seiner Stimme und seiner Martin D35 zaubern kann. Dabei wirkt der eindringliche Beinahe-Sprech-Gesang des aus GB stammenden und in Fürth lebenden Singer-Songwriters The Great Park (alias Stephen Burch) mitnichten geschmeidig, sondern eher spröde, flüsternd, fast ein bisschen unsicher. Und damit umso echter. Auch in den sieben beseelten Songs von Burchs 12. Album "Work With This" fügt er sich mit den poetischen Lyrics und dem gradlinig-transparenten Gitarrenspiel zum unwiderstehlich schnörkellosen Folk. Der Künstler nennt es "Problemfolk". Wir nennen es: wunderschön. (bandcamp, Konzert: 27. 8., Badstraße 8, Fürth) bin © Cover/Montage: Sabine Schmid

Der Gitarrist Herman Frank stammt aus Erlangen, lebt aber seit vielen Jahren in Hannover – und hat in den letzten 40 Jahrzehnten in einigen der erfolgreichsten deutschen Heavy-Metal-Bands gespielt: bei Accept, Sinner, Victory, Moon'Doc und Pänzer. Seit geraumer Zeit veröffentlicht er auch auf eigene Rechnung. "Two For A Lie" ist sein fünftes Solowerk und bietet Frank, wie man ihn kennt (und schätzt): Mal packt er die Metal-Dampframme aus, dann liefert er messerscharf schneidende Riffs oder lässt die Finger rasant über die Saiten flitzen – ohne dabei die melodiöse Komponente in den Songs zu vernachlässigen, vor allem auch bei den eingängigen Refrains. Dazu hat er mit Rick Alzi (Masterplan) den passenden Sänger an Bord. pro
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Der Gitarrist Herman Frank stammt aus Erlangen, lebt aber seit vielen Jahren in Hannover – und hat in den letzten 40 Jahrzehnten in einigen der erfolgreichsten deutschen Heavy-Metal-Bands gespielt: bei Accept, Sinner, Victory, Moon'Doc und Pänzer. Seit geraumer Zeit veröffentlicht er auch auf eigene Rechnung. "Two For A Lie" ist sein fünftes Solowerk und bietet Frank, wie man ihn kennt (und schätzt): Mal packt er die Metal-Dampframme aus, dann liefert er messerscharf schneidende Riffs oder lässt die Finger rasant über die Saiten flitzen – ohne dabei die melodiöse Komponente in den Songs zu vernachlässigen, vor allem auch bei den eingängigen Refrains. Dazu hat er mit Rick Alzi (Masterplan) den passenden Sänger an Bord. pro © Cover/Montage: Sabine Schmid

Grundregel in der Kunst: Was (be)drückt, muss raus! Gleich im ersten Lockdown haben die Kollegen vom Stadtmagazin curt coronatechnisch "den Versuch einer Aufarbeitung" gestartet. Das Ergebnis liegt nun in Form einer schicken Taschenbuch-Anthologie vor: In "Schreibkrise" berichten 39 Autoren (u. a. Pauline Füg, Elmar Tannert und Matthias Egersdörfer) und 10 Fotografen (u. a. Sonja Och und Ludwig Olah) aus der Region in Wort und Bild, wie sie die Pandemie erlebt haben. Ein Stück Zeitgeschichte, in dem man schmökern und entdecken kann – oder wie die Herausgeber vermelden: "ein feines Panoptikum von Stimmungen und Gedanken unserer Zeit". ( info@curt.de ; live am 10. September in der Katharinenruine Nürnberg). gnad
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Grundregel in der Kunst: Was (be)drückt, muss raus! Gleich im ersten Lockdown haben die Kollegen vom Stadtmagazin curt coronatechnisch "den Versuch einer Aufarbeitung" gestartet. Das Ergebnis liegt nun in Form einer schicken Taschenbuch-Anthologie vor: In "Schreibkrise" berichten 39 Autoren (u. a. Pauline Füg, Elmar Tannert und Matthias Egersdörfer) und 10 Fotografen (u. a. Sonja Och und Ludwig Olah) aus der Region in Wort und Bild, wie sie die Pandemie erlebt haben. Ein Stück Zeitgeschichte, in dem man schmökern und entdecken kann – oder wie die Herausgeber vermelden: "ein feines Panoptikum von Stimmungen und Gedanken unserer Zeit". (info@curt.de; live am 10. September in der Katharinenruine Nürnberg). gnad © curt/Montage: Sabine Schmid

Für das wunderbare Artwork ihrer im ersten Corona-Lockdown untergegangenen CD "Birds of Plenty" bekommen Yellowbelly schon mal die volle Punktzahl. Doch nicht nur optisch macht das Werk viel her: Der aus Wales stammende und nun in Großgründlach lebende Songschreiber Lawrence Davis singt wunderbar wunderliche Geschichten über Rattenfänger-Lehrlinge oder Flugzeug-Entführungen, die genauso poetisch wie gesellschaftskritisch und humorvoll sind. Da trauern schon mal die Elefanten, während die Krokodile grinsen wie Keith Richards. Seine Band kleidet die süffigen Melodien mit Kontrabass, Besenschlagzeug und Geige in ein blumiges, luftiges Gewand in bester britischer Folk-Tradition. Famos! ( yellowbelly.de ) pg
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Für das wunderbare Artwork ihrer im ersten Corona-Lockdown untergegangenen CD "Birds of Plenty" bekommen Yellowbelly schon mal die volle Punktzahl. Doch nicht nur optisch macht das Werk viel her: Der aus Wales stammende und nun in Großgründlach lebende Songschreiber Lawrence Davis singt wunderbar wunderliche Geschichten über Rattenfänger-Lehrlinge oder Flugzeug-Entführungen, die genauso poetisch wie gesellschaftskritisch und humorvoll sind. Da trauern schon mal die Elefanten, während die Krokodile grinsen wie Keith Richards. Seine Band kleidet die süffigen Melodien mit Kontrabass, Besenschlagzeug und Geige in ein blumiges, luftiges Gewand in bester britischer Folk-Tradition. Famos! (yellowbelly.de) pg © Cover/Montage: Sabine Schmid

Fünf Jahre hat sich unsere Lieblings-Beat-Kapelle The Mergers mit ihrem neuen Album Zeit gelassen, doch dafür erweitert "Three Apples in the Orange Grove" das stilistische Spektrum der Nürnberger auch hörbar: Bietet die Eröffnungsnummer "Outta my way" noch den gewohnt ruppigen Sixties-Garagen-Rock, überraschen Songs wie "Herman" oder "Seekin’ for the light" mit einer deutlichen psychedelischen Note. The Mergers wear some flowers in their hair! Und die stehen ihnen gut. Das Quartett bewegt sich auf seiner Reise durch den Musik-Kosmos der Sixties nun also hörbar nach vorne, dann und wann dringen sogar harte Gitarrenriffs im Stil von Deep Purple oder Led Zeppelin durch den halluzinogenen Nebel. (Soundflat Records) pg
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Fünf Jahre hat sich unsere Lieblings-Beat-Kapelle The Mergers mit ihrem neuen Album Zeit gelassen, doch dafür erweitert "Three Apples in the Orange Grove" das stilistische Spektrum der Nürnberger auch hörbar: Bietet die Eröffnungsnummer "Outta my way" noch den gewohnt ruppigen Sixties-Garagen-Rock, überraschen Songs wie "Herman" oder "Seekin’ for the light" mit einer deutlichen psychedelischen Note. The Mergers wear some flowers in their hair! Und die stehen ihnen gut. Das Quartett bewegt sich auf seiner Reise durch den Musik-Kosmos der Sixties nun also hörbar nach vorne, dann und wann dringen sogar harte Gitarrenriffs im Stil von Deep Purple oder Led Zeppelin durch den halluzinogenen Nebel. (Soundflat Records) pg © Soundflat / Broken Silence

An Elena Steri kommt man gerade nicht vorbei – zu omnipräsent und in aller Munde ist die junge Liedermacherin aus Nürnberg, die mit ihrer Ukulele vor ein paar Jahren gleichsam aus dem Nichts auf der Bildfläche erschienen ist und vom Fleck weg 'nen prima Lauf hatte. Nun präsentiert sich die 23-Jährige erstmals mit Band. Auf der EP "Chaotic Energy" steht Steris mal verletzliche und mal kraftvolle, aber immer markante Stimme im Mittelpunkt, findet sich nun jedoch eingebettet in den ganz großen Pop-Entwurf, den Produzent und Mitmusiker Jan Kerscher ohne Angst vor Pathos im mächtigen Indie-Breitwand-Format inszeniert hat. Sechs tolle neue Stücke, die im Bombast-Pop mit viel Geschrei enden. Stark! (ListenRecords) gnad
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An Elena Steri kommt man gerade nicht vorbei – zu omnipräsent und in aller Munde ist die junge Liedermacherin aus Nürnberg, die mit ihrer Ukulele vor ein paar Jahren gleichsam aus dem Nichts auf der Bildfläche erschienen ist und vom Fleck weg 'nen prima Lauf hatte. Nun präsentiert sich die 23-Jährige erstmals mit Band. Auf der EP "Chaotic Energy" steht Steris mal verletzliche und mal kraftvolle, aber immer markante Stimme im Mittelpunkt, findet sich nun jedoch eingebettet in den ganz großen Pop-Entwurf, den Produzent und Mitmusiker Jan Kerscher ohne Angst vor Pathos im mächtigen Indie-Breitwand-Format inszeniert hat. Sechs tolle neue Stücke, die im Bombast-Pop mit viel Geschrei enden. Stark! (ListenRecords) gnad © Cover/Montage: Sabine Schmid

Die tote Zeit genutzt hat auch das Nürnberger Quartett Maffai – und schiebt mit "Shiver" das zweite Studioalbum nach. Das gefällt nochmal einen Tacken besser als das gelungene Debütalbum "Zen" (2019). Soundtechnisch hat sich nix groß geändert, einzig die Rezeptur wurde verfeinert: Maffai sind immer noch zackig im Niemandsland zwischen energischem Indie und melancholischem PostPunk unterwegs, eingebettet in einen dunkel grundierten Pop-Entwurf und garniert mit dem ein oder anderen stylischen Achtziger-Moment. Vor allem aber läuft die Scheibe in einem Rutsch durch. Da ist kein einzig schlechter Song drauf, dafür umso mehr perfide Ohrwürmer ("Schieflage", "Down", "Wölfe", "Cornerkids"). (Kidnap Music) gnad
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Die tote Zeit genutzt hat auch das Nürnberger Quartett Maffai – und schiebt mit "Shiver" das zweite Studioalbum nach. Das gefällt nochmal einen Tacken besser als das gelungene Debütalbum "Zen" (2019). Soundtechnisch hat sich nix groß geändert, einzig die Rezeptur wurde verfeinert: Maffai sind immer noch zackig im Niemandsland zwischen energischem Indie und melancholischem PostPunk unterwegs, eingebettet in einen dunkel grundierten Pop-Entwurf und garniert mit dem ein oder anderen stylischen Achtziger-Moment. Vor allem aber läuft die Scheibe in einem Rutsch durch. Da ist kein einzig schlechter Song drauf, dafür umso mehr perfide Ohrwürmer ("Schieflage", "Down", "Wölfe", "Cornerkids"). (Kidnap Music) gnad © Cover/Montage: Sabine Schmid

Viele schöne Geschichten schlummern im schönen Bamberg – die vielleicht schönste ist die vom Sams. Jetzt hat der Musiker und Dialekt-Aktivist David Saam (Kellerkommando, Kapelle Rohrfrei) den Kinderbuchklassiker von Paul Maar mit viel Gefühl und Sprachwitz ins Fränkische übersetzt und als Hörbuch eingesprochen. Da wird aus dem Schlachtruf "lecker!" ein "des schmeggd fei ned schlechd!" ... und es tauchen so wunderbare Worte wie Freggerla und Moggerla auf! So wie sein liebenswerter Titelheld ist auch "Samsdooch Alladooch – Das Sams auf Fränkisch" eine runde Sache. Saam spricht selbst, auch der Autor ist kurz zu hören. Ein Spaß für kleine und große Kinder in ganz Nordbayern! (3 CDs, 190 Minuten, bei Beste! Unterhaltung) gnad
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Viele schöne Geschichten schlummern im schönen Bamberg – die vielleicht schönste ist die vom Sams. Jetzt hat der Musiker und Dialekt-Aktivist David Saam (Kellerkommando, Kapelle Rohrfrei) den Kinderbuchklassiker von Paul Maar mit viel Gefühl und Sprachwitz ins Fränkische übersetzt und als Hörbuch eingesprochen. Da wird aus dem Schlachtruf "lecker!" ein "des schmeggd fei ned schlechd!" ... und es tauchen so wunderbare Worte wie Freggerla und Moggerla auf! So wie sein liebenswerter Titelheld ist auch "Samsdooch Alladooch – Das Sams auf Fränkisch" eine runde Sache. Saam spricht selbst, auch der Autor ist kurz zu hören. Ein Spaß für kleine und große Kinder in ganz Nordbayern! (3 CDs, 190 Minuten, bei Beste! Unterhaltung) gnad © Cover/Montage: Sabine Schmid

Jetzt gibt es die fränkisch-britische Kollaboration auch auf Tonträger: "Swinging Cole Porter" heißt das Album, das Mitch Winehouse zusammen mit der Thilo Wolf Big Band eingespielt hat. Es geht um guten alten Jazz und Swing, an dem hier hörbar die Herzen hängen: W&W haben 14 Evergreens aus der Feder des großen Cole Porter – Standards wie "Let’s Fall In Love", "Night & Day" und "I Get A Kick Out Of You", aber auch weniger durchgekaute Nummern – äußerst stilsicher und geschmackvoll neu arrangiert und interpretiert. Die Band perlt, die verblüffend zeitlos-junge Stimme von Mitch Winehouse hat viel von der samtigen Intimität Sinatras. Da erinnert nicht nur das Cover an "In The Wee Small Hours". (Wavehouse Entertainment, ab 24.9.) gnad
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Jetzt gibt es die fränkisch-britische Kollaboration auch auf Tonträger: "Swinging Cole Porter" heißt das Album, das Mitch Winehouse zusammen mit der Thilo Wolf Big Band eingespielt hat. Es geht um guten alten Jazz und Swing, an dem hier hörbar die Herzen hängen: W&W haben 14 Evergreens aus der Feder des großen Cole Porter – Standards wie "Let’s Fall In Love", "Night & Day" und "I Get A Kick Out Of You", aber auch weniger durchgekaute Nummern – äußerst stilsicher und geschmackvoll neu arrangiert und interpretiert. Die Band perlt, die verblüffend zeitlos-junge Stimme von Mitch Winehouse hat viel von der samtigen Intimität Sinatras. Da erinnert nicht nur das Cover an "In The Wee Small Hours". (Wavehouse Entertainment, ab 24.9.) gnad © Cover/Montage: Sabine Schmid

Technical Death Metal gilt als Streberdisziplin im Genre und hat nahe am Jazz gebaut – hier sind die Frickler zu Hause, hier kommt Kunst noch von Können. Bei den Untergrund-Kapellen Obscura und Necrophagist hat sich der Nürnberger Schlagzeuger Hannes Grossmann jede Menge Respekt und Bewunderung erspielt. Dass er es auch als Songwriter drauf hat, zeigt "To Where The Light Retreats" , sein bereits viertes Soloalbum. Auf dem stimmt alles: Blastparts, vertrackte Rhythmen, blasenschlagende Gitarrensoli und immer wieder schöne Melodien im furios zelebrierten Chaos versteckt. Wer seinen Metal akrobatisch, knüppelhart und wieselflink mag, sitzt bei dieser Achterbahnfahrt ganz vorne. ( hannesgrossmann.com ) gnad
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Technical Death Metal gilt als Streberdisziplin im Genre und hat nahe am Jazz gebaut – hier sind die Frickler zu Hause, hier kommt Kunst noch von Können. Bei den Untergrund-Kapellen Obscura und Necrophagist hat sich der Nürnberger Schlagzeuger Hannes Grossmann jede Menge Respekt und Bewunderung erspielt. Dass er es auch als Songwriter drauf hat, zeigt "To Where The Light Retreats", sein bereits viertes Soloalbum. Auf dem stimmt alles: Blastparts, vertrackte Rhythmen, blasenschlagende Gitarrensoli und immer wieder schöne Melodien im furios zelebrierten Chaos versteckt. Wer seinen Metal akrobatisch, knüppelhart und wieselflink mag, sitzt bei dieser Achterbahnfahrt ganz vorne. (hannesgrossmann.com) gnad © Cover/Montage: Sabine Schmid