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Tipps für die Entdeckungsreise in die Vergangenheit: Denkmäler in Franken öffnen sich für Neugierige

Andrea Munkert

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6.9.2024, 04:55 Uhr
Zum Tag des offenen Denkmals mit seinem wirklich üppigen Angebot haben wir Tipps in Mittelfranken herausgesucht.

© DL/www.tag-des-offenen-denkmals.de Zum Tag des offenen Denkmals mit seinem wirklich üppigen Angebot haben wir Tipps in Mittelfranken herausgesucht.

Der Tag des offenen Denkmals ist der deutschlandweite Beitrag zu den European Heritage Days. Am Sonntag, 8. September, werden die häuslichen Perlen in der Kernzeit von 11 Uhr bis 18 Uhr ihre Pforten und Tore öffnen. Um die Perlen der unter Denkmalschutz stehenden Bauten, Örtlichkeiten oder Flurdenkmäler kennenzulernen, muss man sich an diesem Tag auf eine Entdeckungsreise begeben, die wegen der Bandbreite des Angebots in den hiesigen Städten und der Region etwas länger geraten könnte. Mit unseren Tipps wollen wir die Auswahl etwas erleichtern.

Denkmal-Tipps für Nürnberg

In Nürnberg stehen natürlich Klassiker wie die Frauenkirche am Hauptmarkt (Führung um 14 Uhr) an diesem Tag offen, aber auch zum Beispiel ein Jugendstil-Eckhaus im Stadtteil Gärten hinter der Veste, das der Architekt Heinrich Engelsehr (geboren 1878) entworfen hatte und das 1907 im Jugendstil errichtet wurde. Im Zweiten Weltkrieg erlitt es einige Schäden, ist aber weitestgehend im Originalzustand erhalten. Seit 1993 steht es unter Denkmalschutz. Zwischen 11 Uhr und 16 Uhr steht die Eigentümerin des Hauses in der Meuschelstraße 34 für allerlei Fragen zur Verfügung.

Auch das in Nürnberg so innig geliebte und vermisste Volksbad am Plärrer (Rothenburger Straße 10) wird am Sonntag zugänglich sein. Oder besser gesagt: Die Baustelle. 1914 wurde das Bad als damals größtes Hallenbad Deutschlands eröffnet. 1994 musste die Stadt aufgrund gestiegener Ansprüche an Schwimmbäder und Sanierungsstaus das Bad schließen. 2025 soll das Volksbad nach üppigen Sanierungsmaßnahmen als öffentliches Schwimmbad mit modernem Wellnessbereich wiedereröffnet werden. Zwischen 10 Uhr und 14 Uhr können sich hier Schaulustige einen Einblick erhaschen, noch mehr Informationen vermittelt eine Führung am Sonntag um 14 Uhr. Dafür ist festes Schuhwerk erforderlich.

Zwischen 11 und 16 Uhr öffnen sich auch die Türen eines Wohnstall- und Lehrerhaus in Nürnberg-Kraftshof. 1785/86 wurde es erbaut und repräsentiert ein für Nürnberg und Umgebung typisches Bauernhaus. Zunächst im Wesentlichen als Fachwerkhaus errichtet, wurden nahezu alle Außenwände nachträglich versteinert. Im 19. Jahrhundert erfolgte die Umnutzung als Lehrerwohnung für die Dorfschule. Zum Anwesen gehört ein Hochkeller mit Tonnengewölbe sowie ein vermutlich mittelalterlicher Hofbrunnen. Seit 2022 wird das Anwesen grundsaniert. Am Sonntag wird das Anwesen in der Kraftshofer Hauptstraße 184 zwischen 11 Uhr und 16 Uhr anzusehen sein - bei freien Führungen geben die Bauherren Einblicke in die Geschichte und Sanierung.

Dieses Wohn- und Lehrerhaus lässt sich am Sonntag in Nürnberg-Krafthof inspizieren.

Dieses Wohn- und Lehrerhaus lässt sich am Sonntag in Nürnberg-Krafthof inspizieren. © DL/www.tag-des-offenen-denkmals.de

Tipps für Fürth

In der Kleeblattstadt zeigen vor allem Kirchen ihr Inneres zum Tag des offenen Denkmals 2024, darunter: die Auferstehungskirche im Stadtpark, die Heilig-Geist-Kirche in der Max-Planck-Straße 15, St. Martin in der Hochstraße, St. Michael am Kirchenplatz oder die Wilhelm-Löhe-Gedächtniskirche in der Kronauer Straße 27. Letztere ist deswegen interessant oder architektonisch spannend, denn: Um sie zu errichten, wurde 1938 in der Gemarkung Ronhof eine Waldfläche als Baugrundstück erworben. Wegen des Zweiten Weltkriegs konnte erst am 24. Mai 1959 der Grundstein gelegt werden, aber schon nach fünf Monaten Bauzeit wurde am 23. Oktober 1959 das Richtfest gefeiert. Die Kirche wurde 1960 geweiht, Architekt war Fritz Fronmüller, der viel in Fürth wirkte.

In Erlangen stehen am Sonntag ebenfalls viele Kirchen offen. Spannend wird auch der Besuch des kleinen Feuerhauses im Rottmanngässchen 2. Das Feuerwehrgerätehaus wurde um 1800 erbaut und ist ein erdgeschossiger, traufständiger Sandsteinquaderbau mit Walmdach. In seinem Inneren birgt es eine handwerkliche und landwirtschaftliche Sammlung, Führungen gibt es bei Bedarf auf Nachfrage im Amtshausschüpfla (Brauhofgasse 2). Geöffnet ist das Feuerhaus am Sonntag zwischen 11 Uhr und 17 Uhr.

Dieses Feuerhaus in Erlangen wird am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals ebenfalls zugänglich sein.

Dieses Feuerhaus in Erlangen wird am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals ebenfalls zugänglich sein. © DL/www.tag-des-offenen-denkmals.de

Auch das Amtshausschüpfla (Brauhofgasse 2b) ist am Sonntag einen Besuch wert: Der ehemalige Schuppen aus dem 16. Jahrhundert im Eingangsbereich eines früheren Klosters (1250 bis 1550) trägt einiges an Geschichte an sich. Später galt es als Eingangsbereich des markgräflichen Schlosses, das um 1850 abgerissen wurde. Im 18. Jahrhundert fungierte es als Nebengebäude des Amtshauses. 1982 wurde es mithilfe der Stadt durch den Arbeitskreis Frauenaurach im Heimat- und Geschichtsverein Erlangen e. V. zum Museum umgestaltet, das 1987 eröffnete. Von 11 Uhr bis 17 Uhr ist dort nicht nur die geschichtsträchtige Immobilie zu erkunden, sondern auch die Ausstellung "Zeitzeugen der Vergangenheit – Aufheben – Wegwerfen oder Museum". Führungen werden nach Bedarf durchgeführt.

Im Museumswinkel, einem Industriebaukomplex, gibt es am Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr ein Begleitprogramm, das sich aus Bespaßung für Kinder und einer Fotobox bestückt. Führungen durch den Kernbau der ehemaligen Vereinigten Physikalisch-Medizinischen Werkstätten Reiniger, Gebbert und Schall, entlang Gebbertstraße mit Kopfbau an der Luitpoldstraße finden zwischen 11.30 Uhr und 16.30 Uhr statt (ist auch das historische Firmengelände der Siemens Healthineers). Der langgestreckte Ziegelbau mit Haust-Eingliederung und Gusseisensäulen wurde in einer ersten Etappe 1892 errichtet, 1897 erweitert und 1913 aufgestockt.

Tipps fürs Nürnberger Land

In Lauf ist zum Beispiel der Garten der Wenzelburg auf der Schlossinsel 1 zwischen 11 Uhr und 17 Uhr geöffnet und daher auch zum Besuch mit Kindern geeignet. Die Wasserburg auf der Pegnitz hat Kaiser Karl IV. in den Jahren 1357 bis 1360 errichten lassen. Im Zentrum der Burg liegt der Wappensaal mit 112 als Tiefrelief in Stein gehauene Wappen, die in Europa einzigartig sind.

In Hersbruck lohnt sich unter anderem ein Abstecher in den Gänseturm (auch Schwalbenturm genannt) am Eisenhüttlein. Um 14 Uhr ist eine Turmbegehung möglich. Der ursprünglich zur Stadtbefestigung aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gehörende Rundturm wurde im 19. Jahrhundert ummauert und teils abgebrochen. In über fünf Metern Höhe setzte man dem Gebäude zwei Fachwerkgeschosse auf, um es für Wohnzwecke zu nutzen. Im unteren Gebäudeteil lässt sich der ehemalige Rundturm heute noch gut erkennen. 1993 wurde der Schwalbenturm von den Hersbrucker Altstadtfreunden restauriert und dient ihnen seither als Vereinssitz.

Tipps für Schwabach

In Schwabach können sich Interessierte eine ehemalige Mühle ansehen. Das Anwesen (Stromerstraße 27) aus dem 16. Jahrhundert gehörte den Markgrafen von Ansbach und war im Jahr 1651 das einzige noch bewohnte Haus im damaligen Dorf Unterreichenbach, einem heutigen Stadtteil Schwabachs. Das Dorf hatte stark unter den durchziehenden Truppen im 30-jährigen Krieg zu leiden - und damit auch die Mühle. Später war im Gebäude eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einer Sägmühle untergebracht bis 1969, als der Mühlenbetrieb eingestellt wurde. Einblicke sind hier zwischen 11 Uhr und 12.30 Uhr möglich, der Architekt und Bauherr ist zugegen.

Auch ein Wohn- und Geschäftshaus öffnet sich für Besucher: Bis 1410 ist das Anwesen in der Königstraße 13 nachgewiesen. Seine Besonderheit liegt darin, dass hier von 1400 bis 1900, also 500 Jahre lang, eine Bäckerei untergebracht war. Zwar geriet das Haus 1675 durch Holzdörren in Brand, bei dem vier Kinder starben, dann wurde es wieder so hergerichtet, dass es weiter bewohnbar war. Zwischen 13 Uhr und 14.30 Uhr zeigt der Bauherr das sanierte Gebäude.

Tipps für Neustadt/Aisch-Bad Windsheim

In Bad Windsheim, Westmittelfranken, geht es am Sonntag ebenfalls historisch zu: Zwischen 13 und 17 Uhr öffnet sich der Klosterchor am Klosterplatz 3. Das Augustinerkloster wurde 1291 gestiftet und 1525 aufgelöst. Sein Chor blieb erhalten und wurde im Laufe der Jahrhunderte umgebaut. Seit 1623 ist die Reichsstädtische Bibliothek dort untergebracht. Das Areal ist eine seltene Einheit von Gebäude, Buchbestand und historischer Bibliotheksmöblierung. Aus konservatorischen und baulichen Gründen ist nur der Klosterchor im Erdgeschoss am kommenden Sonntag zwischen 13 und 17 Uhr zu entdecken, Mitglieder des Fördervereins Klosterchor und historische Stadtbibliothek Bad Windsheim e. V. erklären die Sanierungsmaßnahmen.

In Neustadt wird unter anderem die Köstner-Schmiede (Schmiedegasse 2) zugänglich gemacht. Zwischen 14 Uhr und 16.30 Uhr erleben Besucher hier einen Tieftauchgang in ein fast ausgestorbenes Handwerk. Über mehr als ein Jahrhundert und bis in die 1960er hinein beherbergte das namensgebende Haus der Schmiedegasse eine Huf- und Wagenschmiede der Familie Köstner. Vor einigen Jahren wurde die historische Schmiede aus ihrem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf erweckt. Als hätte der Schmiedemeister gerade eben seinen Arbeitsplatz verlassen, bleibt ein lebendiger Eindruck dieses nahezu ausgestorbenen Handwerks.

Als wäre die Zeit stehen geblieben: Die Köstner-Schmiede in Neustadt, Westmittelfranken, bietet Einblicke in das fast verlorene Handwerk eines Schmieds.

Als wäre die Zeit stehen geblieben: Die Köstner-Schmiede in Neustadt, Westmittelfranken, bietet Einblicke in das fast verlorene Handwerk eines Schmieds. © DL/www.tag-des-offenen-denkmals.de

Tipps im Kreis Neumarkt

In Berg wird das Konventgebäude Kloster Gnadenberg am Sonntag besonders bespielt. Dort findet zum Tag des offenen Denkmals eine Klosterrallye statt. Sie kann zwischen 12 und 16 Uhr individuell ab dem Konventgebäude gestartet werden. Außerdem haben die Besucher die Möglichkeit, die Dauer- und Sonderausstellung zu erkunden. Bei Fragen zum Denkmal stehen Mitarbeiter des Museums bereit. Das Klostergartencafé ist ebenfalls geöffnet und lädt ein, sich bei Selbstgebackenem zu stärken und die besondere Atmosphäre des Klostergartens zu genießen. Dieses Areal ist ein Sinnbild für den Erhalt alten Erbes: 2015 wurde es instand gesetzt und erhielt eine Dauerausstellung sowie einen Kräutergarten, 2018 wurde der Garten erweitert. Die birgittinische Doppelklosteranlage hatten 1420 Pfalzgraf Johann I. und seine Gemahlin Katharina gegründet. 1573 erlosch das Klosterleben dort vollständig. Während des 30-jährigen Krieges setzten schwedische Truppen es 1635 in Brand und zerstörten es.

Nachdem es sich hier um Tipps handelt, kann das gesamte Angebote zum Tag des offenen Denkmals in Franken nicht abgebildet werden. Alle Denkmäler in allen Städten und Landkreisen unseres Verbreitungsgebiets lassen sich auf der Webseite zum Aktionstag auskundschaften.

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