Frisch erschienen
Überlebende im Eis und Sexarbeiterinnen im Iran: Das sind unsere Hör- und Film-Tipps im August
14.8.2023, 12:38 Uhr"Zurück aus Tasmanien" (1999) war die vielleicht wichtigste Punkplatte, die aus Nürnberg kam. Jetzt melden sich Amen 81 mit Studioalbum Nummer 6 zurück. Doch von Altersmilde keine Spur: Auf "Musik aus der Bayerischen Staatskanzlei" lärmt und schreit das Trio noch angepisster gegen alles an, was falsch läuft in diesem Land und auf dieser Welt. Schweinsgalopp, dreistimmiger Gesang, schicke Samples und bei aller Wut im Bauch doch immer auch ein fettes Grinsen in beiden Backen. Très chic, die Herren! (My Ruin)
Mit ihrem Debüt "Ample Destruction" haben Jag Panzer aus Colorado Springs 1984 einen Genreklassiker des US-Metal vorgelegt. Knapp 40 Jahre später klingen sie auf dem Konzeptalbum "The Hallowed" europäischer denn je. Die Geschichte einer Gruppe Überlebender in einem eisigen Endzeit-Szenario wird aus Sicht der sie begleitenden Tiere erzählt und ist parallel als Graphic Novel erschienen. Neuzugang Ken Rodarte an der Gitarre ist toll, während sich Harry "The Tyrant" Conklin einmal mehr als eine der ganz großen Stimme im Metal empfiehlt. (Atomic Fire Records)
Eine Mordserie erschüttert die Pilgerstadt Maschhad: Der "Spinnenmörder" tötet ausschließlich Straßenprostituierte. Journalistin Arezu Rahimi (großartig: Zar Amir Ebrahimi) wird bei ihren Recherchen von allen Seiten behindert, während der Täter offen mit seinen vermeintlich gerechten Taten prahlt. "Holy Spider", Ali Abbasis atmosphärisch dichter Thriller Noir, beruht auf einem wahren Fall und wirft einen bitteren Blick auf die Schattenseiten der iranischen Gesellschaft. (Alamode, auf DVD und Blu-ray)
Dass ausgerechnet ein christlicher Rapper mich derart abholt: Nathan John Feuerstein, kurz: NF, arbeitet sich auch auf seinem fünften Studioalbum "Hope" an seinen Dämonen ab. Aber wie! Mit cineastischer XXL-Produktion und wacker viel Pathos inszeniert sich der Reimschmied aus Michigan als zerrissener Lausebengel, Eminem steht unüberhörbar Pate. "Hip Hop für Leute, die eigentlich keinen Hip Hop hören" ätzen die Lästerbacken von laut.de. Ich bekenne mich schuldig und hab’ ein neues Guilty Pleasure! (Capitol Records)