Kommentar
Wie das Musikfest ION beweist, dass es unter schwierigen Bedingungen bestehen kann
4.7.2021, 10:11 UhrKeine Frage, anders als der von höchsten Stellen gebauchpinselte Europameisterschafts-Fußball, bei dem trotz prekärer Corona-Lage Zigtausende in die Stadien dürfen, leidet die Kultur nach wie vor vielerorts unter den Pandemievorschriften.
Man hat es beim nun zu Ende gehenden Musikfest ION gesehen: Es macht nun einmal einen psychologischen Unterschied, ob eine Kirche nur zu einem Drittel besetzt sein darf oder ob die sakrale Hütte wirklich voll ist.
Doch das Musikfest ION hat im 70. Jahr seines Bestehens diese Hürde mit Bravour gemeistert, hat mit Streams und Rundfunkübertragungen Alternativen zum Live-Erlebnis geboten.
Und es hat vor allem mit einem klug auf kleine Besetzungen aufbauenden Programm den personellen und finanziellen Corona-Einschränkungen Rechnung getragen.
Es ist das Verdienst von Intendant Moritz Puschke und seinem Team, trotz dieser Restriktionen ein künstlerisch erfüllendes und in die Tiefe gehendes Programm geschaffen zu haben.
Die stilistisch vielfältige Huldigung des „Instruments des Jahres“, der Orgel, Wilfried Hillers Oratoriums-Neuschöpfung oder Anna Prohaskas die Corona-Nöte reflektierendes Bachkantaten-Programm seien hier nur als Beispiele genannt.
Dass wir in Zeiten permanenter Transformation leben, zeigen nicht nur die Brüche in der Arbeitswelt oder die ständigen Mutationen eines unter Bekämpfungsdruck stehenden Virus.
Starsopranistin Anna Prohaska eröffnet 70. Musikfest ION
Das zeigt als künstlerisches Bekenntnis dieser ION auch das in ein Lichtkunstwerk verwandelte, virtuell in die Welt getragene Mozart-Requiem.
Bei so viel Innovationsfähigkeit muss einem um das Musikfest ION nicht bange werden. Wichtig aber ist, dass die Förderer dies anerkennen und auch bei einem formal reduziert wirkenden Programm – das doch viel Großes beinhaltete – bei der Stange bleiben und für die nötigen, tragfähigen Rahmenbedingungen sorgen.
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