„Wir wollen Ihren Betrieb haben“

14.4.2021, 13:16 Uhr
„Wir wollen Ihren Betrieb haben“

© Komet Gerolf Pöhle & Co. GmbH

In vier Teilen erzählt die von Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch vom IfZ (Institut für Zeitgeschichte München- Berlin) kuratierte Ausstellung vom Schicksal einzelner Familienbetriebe. Persönliche Erfahrungen von Verdrängung und Enteignung in den Jahren ab dem Zweiten Weltkrieg stehen im Mittelpunkt, zunächst in der sowjetisch besetzten Zone, später der DDR und schließlich nach dem Mauerfall. Ob der familiengeführte Handwerksbetriebs Wendt & Kühn aus dem Erzgebirge mit seinen berühmten Engeln, der Hersteller von Backmischungen KATHI aus Halle an der Saale oder das mittelständische Dresdner Pharmaunternehmen APOGEPHA: Die bewegenden Geschichten dieser und anderer Unternehmen zeigen anschaulich die unternehmerfeindliche Wirtschaftspolitik in Ostdeutschland.

Die Ausstellung beginnt mit den Entwicklungen der unmittelbaren Nachkriegsjahre. Schon 1947/1948 betrieb die SED die Durchsetzung der zentralen Planwirtschaft und den Ausbau einer volkseigenen Industrie. Auf Grund von Demontage und ersten Verstaatlichungswellen entschlossen sich einige ostdeutsche Familienunternehmen, die sowjetisch besetzte Zone zu verlassen. Eine Weiterführung in einer der drei westlichen Besatzungszonen schien attraktiver.

Während viele kleinere Unternehmen aus Handel, Leichtindustrie und Handwerk zunächst von der Verstaatlichung verschont blieben, sahen sie sich in den Jahren 1956 bis 1971 vermehrt staatlicher Diskriminierung ausgesetzt. Denn freier Wettbewerb und unternehmerische Freiheiten hatten im real existierenden Sozialismus der DDR keinen Platz. Dies wird vor allem in den 1970er und 1980er Jahren deutlich, der Zeit der kompletten Verstaatlichung und der Vernichtung des industriellen Mittelstands. Der Neuanfang nach der Wende und die Reprivatisierung ab 1990 werden im letzten Teil der Ausstellung behandelt.

„Wir wollen Ihren Betrieb haben“

© Stiftung Familienunternehmen

An einer von mehreren Medienstationen erzählen Familienunternehmer, die nach der Verstaatlichung zum Teil als Betriebsleiter in den volkseigenen Betrieben arbeiteten, von den politischen Rahmenbedingungen sowie ihren Reaktionen und persönlichen Strategien. So entstehen „Portraits“ verschiedener Familienunternehmen, die die wechselvolle Geschichte von 1945 bis heute erzählen.

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