Zehn Fakten, die Sie noch nicht über die Lorenzkirche wussten

20.1.2017, 06:00 Uhr
Auch wenn das vielen Nürnbergern nicht gefallen wird: Die Lorenzkirche hat ihren Ursprung gar nicht in der Noris – sondern in Fürth. Sie wurde als Filialkirche der Fürther Pfarrei St. Michael gebaut und erst zwischen 1243 und 1315 zu einer selbstständigen Pfarrkirche erhoben. Erst ab dann war sie eine "echte" Nürnberger Kirche.
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Die Lorenzkirche kommt aus Fürth

Auch wenn das vielen Nürnbergern nicht gefallen wird: Die Lorenzkirche hat ihren Ursprung gar nicht in der Noris – sondern in Fürth. Sie wurde als Filialkirche der Fürther Pfarrei St. Michael gebaut und erst zwischen 1243 und 1315 zu einer selbstständigen Pfarrkirche erhoben. Erst ab dann war sie eine "echte" Nürnberger Kirche. © Oliver Acker, www.digitale-luftbilder.de

Historische Gemäuer haben zwei natürliche Feinde: Abgase und Taubenkot. Bevor in den 70er Jahren die Fußgängerzone eingerichtet wurde, herrschte auf den Straßen rund um die Kirche Hochbetrieb. Durch die verkehrsbefreite Zone sind die Abgase heute nur noch ein geringes Problem. Das ist auch gut so: Denn gegen Luftschadstoffe ist kein Schutz des empfindlichen Sandsteins möglich. Sämtliche Imprägniermittel, die vor allem in den 1970er und 1980er Jahren eingesetzt wurden, haben sich als unbrauchbar erwiesen.
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Feinde des Gemäuers: Abgase und...

Historische Gemäuer haben zwei natürliche Feinde: Abgase und Taubenkot. Bevor in den 70er Jahren die Fußgängerzone eingerichtet wurde, herrschte auf den Straßen rund um die Kirche Hochbetrieb. Durch die verkehrsbefreite Zone sind die Abgase heute nur noch ein geringes Problem. Das ist auch gut so: Denn gegen Luftschadstoffe ist kein Schutz des empfindlichen Sandsteins möglich. Sämtliche Imprägniermittel, die vor allem in den 1970er und 1980er Jahren eingesetzt wurden, haben sich als unbrauchbar erwiesen. © NN

Immer noch ein Problem sind die "Ratten der Lüfte", wie die gerade in Städten unbeliebten Tauben oft genannt werden. Ihr Kot greift die Oberfläche des uralten Sandsteins an. Deswegen ist die Kirche mit feinen Netzen überspannt, die die Tauben am Landen hindern sollen und so auch deren Kot fernhalten. Und auch aus der Luft kommt Hilfe: Auf der Burg und an der Sebalduskirche leben Wander- und Turmfalken. Sie fangen höher fliegende Tauben ab und halten so deren Bestand niedrig.
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... Taubenkot

Immer noch ein Problem sind die "Ratten der Lüfte", wie die gerade in Städten unbeliebten Tauben oft genannt werden. Ihr Kot greift die Oberfläche des uralten Sandsteins an. Deswegen ist die Kirche mit feinen Netzen überspannt, die die Tauben am Landen hindern sollen und so auch deren Kot fernhalten. Und auch aus der Luft kommt Hilfe: Auf der Burg und an der Sebalduskirche leben Wander- und Turmfalken. Sie fangen höher fliegende Tauben ab und halten so deren Bestand niedrig. © Hagen Gerullis

Auf den ersten Blick sehen sie genau gleich aus: 81 Meter hoch, spitz zulaufendes Dach, grüne Ziegel. Doch bei genauerem Hinsehen fallen die Unterschiede auf: Während der Nordturm mit prächtigen goldenen Schindeln besetzt ist, zieren den Südturm nur Kupferplatten. Der Grund liegt in der Finanzierung. Der Nordturm lag im 15. Jahrhundert unter der Pflege der wohlhabenden Imhoff-Familie, während der Südturm durch die Almosenstiftung der Stadt Nürnberg instand gehalten wurde. Das Geld der Imhoffer verlieh dem Nordturm das etwas strahlendere Aussehen.
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Die zwei Türme

Auf den ersten Blick sehen sie genau gleich aus: 81 Meter hoch, spitz zulaufendes Dach, grüne Ziegel. Doch bei genauerem Hinsehen fallen die Unterschiede auf: Während der Nordturm mit prächtigen goldenen Schindeln besetzt ist, zieren den Südturm nur Kupferplatten. Der Grund liegt in der Finanzierung. Der Nordturm lag im 15. Jahrhundert unter der Pflege der wohlhabenden Imhoff-Familie, während der Südturm durch die Almosenstiftung der Stadt Nürnberg instand gehalten wurde. Das Geld der Imhoffer verlieh dem Nordturm das etwas strahlendere Aussehen. © Daniel Karmann / dpa

Und auch für die Innenausstattung der Kirche haben Geld und Einfluss keine unwesentliche Rolle gespielt: Die Seitenschiffe der Kirche wurden zwischen 1385 und 1430 erweitert - reiche Familien wie die Imhoffs, Fürers und Nützels wünschten sich für ihre Andachten Privatkapellen. Um diese anzubauen, brach man die Außenwand der Seitenschiffe auf und erweiterte die Mauern zu den Seiten hin.
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Privatkapellen für Reiche

Und auch für die Innenausstattung der Kirche haben Geld und Einfluss keine unwesentliche Rolle gespielt: Die Seitenschiffe der Kirche wurden zwischen 1385 und 1430 erweitert - reiche Familien wie die Imhoffs, Fürers und Nützels wünschten sich für ihre Andachten Privatkapellen. Um diese anzubauen, brach man die Außenwand der Seitenschiffe auf und erweiterte die Mauern zu den Seiten hin. © Horst Linke

Ein unrühmliches Kapitel der Geschichte war lange Zeit Bestandteil des Lorenzer Südturms. Nach einem Pogrom im Jahr 1349 wurden vier Grabsteine eines ehemaligen Judenfriedhofs als Baumaterial verwendet und als Stufen in das untere Treppentürmchen des Südturms eingearbeitet. Erst 1970 entfernte man die Grabsteine. Seither sind sie in der Aussegnungshalle des Jüdischen Friedhofs an der Schnieglinger Straße zu besichtigen. (Symbolbild)
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Grabsteine als Treppenstufen

Ein unrühmliches Kapitel der Geschichte war lange Zeit Bestandteil des Lorenzer Südturms. Nach einem Pogrom im Jahr 1349 wurden vier Grabsteine eines ehemaligen Judenfriedhofs als Baumaterial verwendet und als Stufen in das untere Treppentürmchen des Südturms eingearbeitet. Erst 1970 entfernte man die Grabsteine. Seither sind sie in der Aussegnungshalle des Jüdischen Friedhofs an der Schnieglinger Straße zu besichtigen. (Symbolbild) © Horst Linke

Wer mit der U-Bahn in die Innenstadt zur Haltestelle Lorenzkirche fährt, steigt direkt unter deren Fundament aus: In der Horizontalen gemessen beträgt der Abstand zwischen U-Bahntunnel und Fundament des Südturms nur rund einen Meter. Allerdings liegt die Tunnelröhre dreimal so tief wie die Unterkante des Fundaments. Damit das mittelalterliche Bauwerk nicht mit der Zeit im Boden versinkt, hat man beim Bau der U-Bahn sicherheitshalber Stahlbetonbohrpfähle eingetrieben – auch wenn das statisch nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Die Rosette an der Tunnelwand des Bahnhofes repräsentiert übrigens die zehn Meter große Rosette in der Westfassade der Kirche.
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U-Bahnhof Lorenzkirche

Wer mit der U-Bahn in die Innenstadt zur Haltestelle Lorenzkirche fährt, steigt direkt unter deren Fundament aus: In der Horizontalen gemessen beträgt der Abstand zwischen U-Bahntunnel und Fundament des Südturms nur rund einen Meter. Allerdings liegt die Tunnelröhre dreimal so tief wie die Unterkante des Fundaments. Damit das mittelalterliche Bauwerk nicht mit der Zeit im Boden versinkt, hat man beim Bau der U-Bahn sicherheitshalber Stahlbetonbohrpfähle eingetrieben – auch wenn das statisch nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Die Rosette an der Tunnelwand des Bahnhofes repräsentiert übrigens die zehn Meter große Rosette in der Westfassade der Kirche. © Alexander Pfaehler

Stolze 16 Glocken enthält das Geläute der Lorenzkirche (im Bild die Tagmessglocke). Jede hat einen eigenen Namen, und so mancher klingt recht eigenwillig. Die "Garausglocke" etwa lässt Unerfreuliches vermuten, schließlich kennt man den Begriff vor allem im Zusammenhang mit "jemanden den Garaus machen". Dabei signalisiert die Glocke bis heute das Ende des Arbeitstages. Die Bezeichnung "Garaus" ist ein Synonym für das Ende des Tages. Da im Mittelalter die Möglichkeit zur künstlichen Beleuchtung nicht gegeben war, endete der Arbeitstag zwangsläufig mit dem Einbruch der Dunkelheit.
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Seltsame Namen im Geläute

Stolze 16 Glocken enthält das Geläute der Lorenzkirche (im Bild die Tagmessglocke). Jede hat einen eigenen Namen, und so mancher klingt recht eigenwillig. Die "Garausglocke" etwa lässt Unerfreuliches vermuten, schließlich kennt man den Begriff vor allem im Zusammenhang mit "jemanden den Garaus machen". Dabei signalisiert die Glocke bis heute das Ende des Arbeitstages. Die Bezeichnung "Garaus" ist ein Synonym für das Ende des Tages. Da im Mittelalter die Möglichkeit zur künstlichen Beleuchtung nicht gegeben war, endete der Arbeitstag zwangsläufig mit dem Einbruch der Dunkelheit. © Horst Linke

Der Engelsgruß von Veit Stoß, eines der bekanntesten Kunstwerke der Stadt, ist unvollständig – wegen eines kaputten Seils. Dahinter steckt folgende Geschichte: Auf Druck der bayerischen Machthaber wurde der Engelsgruß 1811 in der Lorenzkirche abgenommen und hing zunächst in der königlichen Galerie auf der Kaiserburg, später in der Burgkapelle und im Chor der Frauenkirche. Im März 1817 kehrte er schließlich in die Lorenzkirche zurück, weil die mächtige Schnitzerei an den anderen Orten zu wuchtig wirkte. Das Problem: Die Kette, an der sie ursprünglich gehangen hatte, gab es nicht mehr. Stattdessen kam ein alter Strick zum Einsatz, wahrscheinlich ein angewetztes Läuteseil. Am 2. April riss der Strick und das rund 450 Kilo schwere Schnitzwerk zerschellte am Boden in unzählige Bruchteile. Das Christuskind auf dem Zepter des Erzengels Gabriel ging dabei unwiderbringlich verloren.
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Der unvollständige Engelgruß

Der Engelsgruß von Veit Stoß, eines der bekanntesten Kunstwerke der Stadt, ist unvollständig – wegen eines kaputten Seils. Dahinter steckt folgende Geschichte: Auf Druck der bayerischen Machthaber wurde der Engelsgruß 1811 in der Lorenzkirche abgenommen und hing zunächst in der königlichen Galerie auf der Kaiserburg, später in der Burgkapelle und im Chor der Frauenkirche. Im März 1817 kehrte er schließlich in die Lorenzkirche zurück, weil die mächtige Schnitzerei an den anderen Orten zu wuchtig wirkte. Das Problem: Die Kette, an der sie ursprünglich gehangen hatte, gab es nicht mehr. Stattdessen kam ein alter Strick zum Einsatz, wahrscheinlich ein angewetztes Läuteseil. Am 2. April riss der Strick und das rund 450 Kilo schwere Schnitzwerk zerschellte am Boden in unzählige Bruchteile. Das Christuskind auf dem Zepter des Erzengels Gabriel ging dabei unwiderbringlich verloren. © Stefan Hippel

Zum Abschluss gibt es eine Anekdote von einem weiteren Sturz, diesmal vom Sakramentshaus von Adam Kraft, ein weiteres Highlight der Lorenzkirche. Der Absturz einer Engelsfigur geht auf das Konto eines Stubentigers: Am 27. Mai 1901 schlich sich eine streunende Katze in die Kirche, die dort offenbar unerwünscht war. Nachdem mehrere Versuche misslungen waren, das Tier mit Milch, Baldrian und Wurst zu ködern, versuchte man es etwas rabiater mit den Peitschenhieben eines herbeigerufenen Kutschers aus der Kirche zu jagen. Dabei flüchtete sich die Katze auf das knapp zehn Meter hohe Sakramentshaus. Bei ihrer Flucht brachte sie den Engel mit der Geißelsäule zum Absturz - die Figur zerbrach. Der Mörtel, der nach dem Malheur zum Kleben der Bruchstücke des Engels verwendet wurde, zeigt heute schädliche Ausblühungen. Die Figur muss deshalb wohl irgendwann erneut zerlegt und mit steinverträglicherem Material geklebt werden. Die Katze holten die Verantwortlichen übrigens schließlich mit Leitern herunter.
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Katzenjagd im Sakramentshaus

Zum Abschluss gibt es eine Anekdote von einem weiteren Sturz, diesmal vom Sakramentshaus von Adam Kraft, ein weiteres Highlight der Lorenzkirche. Der Absturz einer Engelsfigur geht auf das Konto eines Stubentigers: Am 27. Mai 1901 schlich sich eine streunende Katze in die Kirche, die dort offenbar unerwünscht war. Nachdem mehrere Versuche misslungen waren, das Tier mit Milch, Baldrian und Wurst zu ködern, versuchte man es etwas rabiater mit den Peitschenhieben eines herbeigerufenen Kutschers aus der Kirche zu jagen. Dabei flüchtete sich die Katze auf das knapp zehn Meter hohe Sakramentshaus. Bei ihrer Flucht brachte sie den Engel mit der Geißelsäule zum Absturz - die Figur zerbrach. Der Mörtel, der nach dem Malheur zum Kleben der Bruchstücke des Engels verwendet wurde, zeigt heute schädliche Ausblühungen. Die Figur muss deshalb wohl irgendwann erneut zerlegt und mit steinverträglicherem Material geklebt werden. Die Katze holten die Verantwortlichen übrigens schließlich mit Leitern herunter. © Gerardi