Gunzenhausen: Eisbahn bleibt Zankapfel

23.2.2016, 08:01 Uhr
Gunzenhausen: Eisbahn bleibt Zankapfel

© Wolfgang Dressler

Der Rathauschef war noch nicht lange im Amt, da gab er 2014 den Anstoß, es doch einmal mit einer Eisbahn in der Stadtmitte zu versuchen. Im Jahr darauf war er ebenfalls die treibende Kraft, als es eine erste Fortsetzung geben sollte. Die kam schließlich zustande, wenngleich vor zwölf Monaten im zuständigen Ausschuss die Mehrheit knapp war (5:3 Stimmen).

Nun legte Fitz dem Gremium die Bilanz der Eisbahn 2015/16 vor, und es entspann sich im Grunde genau die gleiche Diskussion wie vor zwölf Monaten. Da war zum einen von der Verwaltung eine Erfolgsgeschichte zu hören. Vom 21. November 2015 bis zum 6. Januar 2016 wurden über 8000 Besucher gezählt. Die Zahl der verkauften Dauerkarten lag bei über 200. Rund 1000 Schüler aus 49 Klassen von 13 Schulen (von Langenaltheim bis Mitteleschenbach) nutzten das Angebot. Der neue Umkleidebereich wurde sehr gut angenommen, und die Resonanz in den Medien war wieder sehr positiv, schilderte Wirtschaftsreferent Andreas Zuber. Er erinnerte etwa an die gut besuchte Veranstaltung „Tanz-klar Eis“, die Rhönrad-Show, das Seniorenlaufen, das Eisstockschießen und Firmenveranstaltungen. Die Eisbahn habe wieder unter dem Motto „Heiß auf Eis“ gestanden und sei im zweiten Jahr gut in der Bevölkerung angekommen, bilanzierte Zuber. Sein Dank galt allen Beteiligten, den Eismeistern Georg Karl Zanzinger und Karl-Heinz König und nicht zuletzt den Sponsoren. „Ohne das Engagement der Wirtschaft ginge es nicht“, sagte Zuber. In der nächsten Saison wolle man den innerstädtischen Handel noch stärker einbinden.

Die Eisbahn 2015/16 kostete insgesamt 100 700 Euro. Das Aggregat zur Herstellung des Eises verursachte Stromkosten von 5084 Euro (Vorjahr: 4383). Die Werbung erforderte 7700 Euro, und für das Programm waren 3100 Euro zu begleichen. Das Gros der Ausgaben liegt bei Material, Technik und Personal.

Dem standen Einnahmen von insgesamt 68 600 Euro gegenüber. Eintritt und Verleih spülten 35 300 Euro in die Kasse. Sponsoren und Werbung erbrachten 24 600 Euro. Die Gastronomie beteiligte sich mit 2700 Euro. Schließlich gab der Freistaat einen Zuschuss von 6000 Euro im Rahmen der ISEK-Förderung.

Ist das Defizit von 32 100 Euro, das die Stadt übernehmen musste, akzeptabel? Soll es wieder eine Eisbahnsaison geben, dann vom 18. November 2016 bis zum 8. Januar 2017? Beides beantwortete Bürgermeister Fitz mit einem Ja. Die Eisbahn („mein Baby“) bewirke „größte Aufmerksamkeit“ für Gunzenhausen, sie stelle einen positiven Imagefaktor dar. Sie richte sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die mitten im Winter Sport im Freien treiben könnten — weg vom Computer. Auch diesmal habe es viele positive Reaktionen gegeben, unter anderem von Schulklassen. Die Eisbahn belebe die Stadt, bewirke auch Umsatz für die Geschäfte. Für 32 000 Euro bringe die Eisbahn viele positive Effekte mit sich. Es gehe ihm darum, Gunzenhausen nach vorn zu bringen. „Ich stehe 100 Prozent zur Eisbahn“, fasste Fitz seine Haltung zusammen.

Tischvorlage erhalten

Der Gegenwind blieb aber nicht aus. Cornelia Röhl (SPD) bedauerte, dass die Kostenaufstellung erst jetzt, in der Sitzung, per Tischvorlage mitgeteilt wurde. Da sei keine Zeit geblieben, das nicht ganz einfache Thema in der Fraktion zu beraten. Es sei am besten, den Tagesordnungspunkt abzusetzen und in den Gesamtstadtrat zu verweisen.

Dieser Kritik schloss sich Peter Schnell (Grüne) an. Bereits vor einem Jahr habe man die Daten zeitlich so knapp bekommen. Inhaltlich sei ihm und seinen Fraktionskollegen nach wie vor der hohe Stromverbrauch ein Dorn im Auge, nämlich die 21 000 Kilowattstunden. „Das passt nicht in unsere Zeit.“ Den Menschen werde hier die Möglichkeit des Schlittschuhlaufens „vorgegaukelt“, obwohl die Natur es nicht mehr hergebe. Da seien sich die drei Grünen-Stadträte einig.

Dr. Werner Winter (Freie Wähler) wünschte nachvollziehbare Stellungnahmen und Reaktionen auf die Eisbahn, etwa in Form einer Fragebogenaktion. So sei zu klären, ob tatsächlich der Einzelhandel etwas davon habe. Zweitens solle geprüft werden, ob eine Kunsteisbahn eine Alternative sein könne. Drittens hätte er gerne eine Stellungnahme von Ingrid Pappler, der Sprecherin der städtischen Agenda-21-Gruppe, wegen des CO2- Ausstoßes. Da gebe es die Umweltpädagogik, und gleichzeitig würden Kinder aufs künstlich hergestellte Eis gelassen. „Diese Frage ist zu klären“, befand Winter. Man müsse auch die Kosten sehen, und er wolle wissen, wo die Besucher herkamen und ob der Werbeaufwand gerechtfertigt sei.

Auch diesmal fehle eine Aufstellung, wie viele Stunden der Bauhof geleistet habe, stellte Winter weiter fest. Dabei habe doch gerade die CSU unter Bürgermeister Federschmidt (SPD) immer wieder fehlende Unterlagen beklagt.

Alfred Müller (SPD) dagegen bekannte sich wie vor einem Jahr zur Eisbahn. Er sei oft auf dem Marktplatz gewesen und habe die Freude bei Kindern und Jugendlichen registriert. Die Kindern könnten ein paar Wochen an die frische Luft, darauf komme es ihm an.

Auch Volker Sanwald (CSU) sprang dem Bürgermeister zur Seite. Entscheidend sei aus seiner Sicht die Jugendarbeit und das von Schnee und Eis unabhängige Angebot. Die Eisbahn sei nach seiner Überzeugung etwas Tolles, sie solle fortgeführt und ausgebaut werden. Sie sei „das Beste, was wir als Stadt machen können“, und solle nicht zerredet werden.

Große Enttäuschung

Von einer Kunsteisbahn sei abzuraten, entgegnete der Bürgermeister. Sie würde das Gleiche kosten und sei vom Eis her längst nicht so attraktiv, das sei schon länger bekannt. Der Bauhof habe 550 Stunden geleistet. Es handle sich bei der Mitarbeit des Bauhofs um keine zusätzlichen Kosten. Bei der Kirchweih seien es im Übrigen 1097 Stunden gewesen. Die Kirchweih erfordere sehr viel Energie, doch niemand komme auf die Idee, sie abzuschaffen.

Fitz hatte den Eindruck, dass die Gegner der Eisbahn nach Kritikpunkten suchten, um dieses Angebot in ein schlechtes Licht zu rücken. Wenn das Thema Energie nicht steche, dann versuche man es eben mit dem Bauhof. Fitz sagte weiter, er sei ob der gerade gehörten Vorhaltungen und der erneuten Grundsatzdiskussion „etwas vor den Kopf geschlagen“ und „schwer enttäuscht“. Deshalb: „Wenn die Stadträte nicht die positive Stimmung aufgenommen haben, dann sehe ich keine Notwendigkeit, das weiter zu betreiben.“

Soweit kommt es aber nicht. Der Beschluss für eine Eisbahn 2016/17 wurde vertagt.

Die nächste Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus und Kultur ist am Donnerstag, 25. Februar, 19 Uhr im Rathaus.

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