Kapazitätsgrenze erreicht
In 21 bayerischen Kliniken kein Intensivbett mehr frei
10.11.2021, 14:15 UhrLandesweit mussten 653 Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt werden, gut 130 mehr als vor einer Woche und rund doppelt so viele wie noch vor drei Wochen. Im landesweiten Schnitt sind knapp 91 Prozent der Intensivbetten belegt.
Wenn alle Intensivbetten in einer Kommune belegt sind, müssen neue Intensivpatienten in anderen Krankenhäusern in größerer Entfernung von Wohn- oder Unfallort behandelt werden. Derartige Verlegungen werden innerhalb Bayerns bereits seit Wochen praktiziert.
Ebenso sind Krankenhäuser mit einer hohen Zahl von Corona-Patienten gezwungen, geplante Operationen zu verschieben. Grund ist, dass die Patientinnen und Patienten nach größeren Eingriffen - beispielsweise Tumoroperationen - üblicherweise zur Beobachtung auf die Intensivstation kommen. Wenn kein Intensivbett frei ist, ist dies nicht möglich. Laut Intensivregister meldet die große Mehrheit der bayerischen Krankenhäuser Einschränkungen des regulären Betriebs.
Auch in einem Teil der Krankenhäuser in der Region wird die Situation zunehmend kritisch. Carsten Haeckel, Geschäftsführer des Waldkrankenhauses in Erlangen, sagt: „Wir haben zwar nur eine kleine Intensivstation, aber die ist komplett voll.“ Zehn Betten für intensivpflichtige Patienten gibt es dort, zwei waren am Dienstag durch Corona-Infizierte belegt. „Insgesamt behandeln wir zehn Corona-Patienten“, sagt Haeckel, neun davon sind gänzlich ungeimpft. Den zehnten erwischte es vor der Zweitimpfung – der Patient besaß also keinen vollständigen Impfschutz.
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Nicht viel besser sah es zuletzt im Erlanger Uniklinikum aus, wenngleich die Kapazitäten hier andere sind: „Aktuell versorgen wir 32 schwer erkrankte Covid-19-Patienten stationär, davon 17 auf einer Intensivstation“, sagte Johannes Eissing, Sprecher der Uniklinik am Dienstag. Die Anzahl an Covid-19-Intensivpatienten sei schon jetzt „innerhalb einer Woche um 30 Prozent gestiegen“. Alle Patienten sind bis auf wenige Ausnahmen ungeimpft.
Im Nürnberger Klinikum lagen am Dienstag 22 Patientinnen und Patienten mit Corona, davon sind sieben geimpft. Bei einer Person ist der Impfstatus noch unklar. Die Geimpften, die schwer an Covid-19 erkranken, haben auch hier oft sehr schwere Vorerkrankungen.
Angesichts der steigenden Zahl an schwerkranken Covid-19-Opfer auf den Intensivstationen könnte in absehbarer Zeit wieder ein Konzept greifen, das die Bundesländer im vergangenen Jahr zusammen mit verschiedenen Institutionen wie dem Robert Koch-Institut (RKI) und Fachvertretern der Fachgruppe Intensivmedizin, erarbeitet hatten. Im Notfall können Corona-Intensivpatienten innerhalb Deutschlands aus stark von der Pandemie betroffenen Regionen in weniger stark betroffene verlegt werden.
Der Fokus liegt dabei auf einer strategischen Patientenverlegung in ausgewählte Zielkrankenhäuser, um Krankenhauskapazitäten und insbesondere Beatmungsplätze in Regionen mit starkem Infektionsgeschehen zu entlasten. Im Normalfall liegt die Verlegung von Intensivpatientinnen und -patienten in der Verantwortung der jeweiligen Bundesländer, die hierbei auf die bestehenden Strukturen der Rettungsdienste zurückgreifen.
Corona-Hilferuf aus dem Fürther Klinikum
Sollte sich die Situation weiter verschärfen, können Verlegungen von einzelnen Intensivpatienten erfolgen, wobei sich die abgebenden und die aufnehmenden Kliniken direkt abstimmen – in Bayern und in einigen weiteren Bundesländern wie Rheinland-Pfalz und Niedersachsen wird das außerdem mithilfe einer landesweit zentralisierten Koordination organisiert.
Und wenn die notwendigen Ressourcen auf regionaler Ebene nicht mehr für eine bedarfsgerechte Intensivmedizin ausreichen, kann auch eine länderübergreifende Verlegung ermöglicht werden. Dafür haben die Bundesländer untereinander ein sogenanntes Kleeblatt mit einem „Single Point of Contact“ (SPOC) organisiert. Dieser SPOC ist in jeder Kleeblattregion in einer gemeinsam definierten Koordinierungsstelle ansässig. Diese Leitstellen der einzelnen "Kleeblätter" stimmen sich untereinander ab und sichern somit eine bundeslandübergreifende Kommunikation.
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