Meistens steckt Gesundheitsamt dahinter
Infektionsrisiko? Das bedeuten die Luca-Warnungen
5.11.2021, 13:37 UhrPlötzlich vibriert das Handy. "Erhöhtes Infektionsrisiko", steht in der Push-Nachricht, versendet über die Luca-App. Oder aber, etwas kryptisch: "Neue Datenanfrage." Hunderttausende Deutsche haben eine solche Warnung bereits auf ihr Handy bekommen. Im Corona-Winter, davon ist auszugehen, werden es noch deutlich mehr werden. Seit einigen Wochen macht es die App möglich, Hinweise zu verschicken. In den allermeisten Fällen steckt das Gesundheitsamt dahinter.
"Die Expertise des Gesundheitsamtes ist unser großer Vorteil", erklärt Patrick Hennig. Er ist Geschäftsführer von Nexenio, dem Start-Up, das Luca herausbringt. Die Behörden können über die App dann, wenn ein Infektionsrisiko vorliegt, auf Millionen von Daten zugreifen. Neuerdings warnen die Gesundheitsämter über Luca selbst - und das in drei Stufen. Wir erklären, was es damit auf sich hat.
Neue Datenabfrage: Das ist die häufigste Meldung, die verschickt wird. Jede Woche rufen Gesundheitsämter Zehntausende Personalien auf, um Infektionsketten zu brechen und enge Kontaktpersonen zu identifizieren. Dann, wenn sich Behörden die Daten entschlüsseln lassen, werden Nutzer der Luca-App informiert. Konsequenzen hat das erst einmal keine, denn: Ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ermittelt das individuelle Infektionsrisiko, zumindest ist das die Idee hinter der App.
Die Betreiber von Luca selbst sagen: "Unabhängig davon, ob sich das Gesundheitsamt bei dir meldet oder nicht: Handle bitte verantwortungsvoll, wenn du so einen Hinweis bekommst – denn du warst zeitgleich mit einer Person, die später positiv auf das Coronavirus getestet wurde, bei einem Standort eingecheckt."
Mögliches Infektionsrisiko: Das ist die erste echte Warnstufe - das Gesundheitsamt ist tätig geworden. Konkret heißt das, dass Nutzer etwa bestätigterweise in einem Restaurant eingecheckt waren, in dem ein Gast positiv getestet wurde. In der Regel enthält die Push-Nachricht weitere Hinweise des Gesundheitsamtes, etwa darüber, wie groß das Risiko ist - und inwieweit sich Betroffene testen lassen müssen.
Erhöhtes Infektionsrisiko: Die derzeit höchste Warnstufe in der Luca-App. Das Gesundheitsamt kam zu der Einschätzung, dass für den Nutzer ein erhöhtes Risiko besteht. "Sie kennen die Locations", sagt Luca-Gründer Henning, wissen, ob ein Restaurant einen Luftfilter hat und wie groß der Raum ist. Auch Erfahrungswerte früherer Infektionen in einem Restaurant oder einer Diskothek können in die Risikobewertung einfließen.
In der Regel erhalten Betroffene auf Basis der Warnmeldung die Möglichkeit, sich kostenfrei auf das Coronavirus testen zu lassen. Seit einiger Zeit sind die Abstriche fast überall kostenpflichtig.
Wie funktioniert die Luca-App?
Luca ist im Prinzip eine Kommunikationsplattform zwischen Gesundheitsämtern und Bürgern. Gäste eines Restaurants, einer Diskothek oder Besucher einer Veranstaltung checken über einen QR-Code ein - und hinterlassen ihre Kontaktdaten. Dann, wenn auch ein nachweislich Infizierter vor Ort war, können die Behörden schnell und unkompliziert auf die Personalien zurückgreifen.
Das Prinzip hinter Luca ist ein anderes als etwa bei der Corona-Warn-App, die auf der sogenannten Peer-to-Peer-Technik basiert. Dabei lädt ein Infizierter seinen Befund hoch und Menschen, die mit dem Betroffenen engen Kontakt hatten, werden anonymisiert informiert. In Echtzeit. "Die Geschwindigkeit ist sicher ein Vorteil", sagt auch Hennig von Luca, der beide Apps für sinnvoll hält. "Sie warnt aber ungenau." Ob Betroffene etwa tatsächlich physischen Kontakt hatten, bleibt unklar. Die Corona-Warn-App berücksichtigt hauptsächlich die räumliche Nähe anhand von Bluetooth-Signalen. Mittlerweile hat die staatliche App des Robert-Koch-Institutes aber auch eine Funktion, mit der Gäste - ähnlich wie bei Luca - über einen QR-Code einchecken können.