Konzept für Gedenkort in Erlangen wird erstellt
26.7.2019, 12:00 UhrDie Stadt Erlangen und das Universitätsklinikum haben den renommierten Gedenkstättenexperten Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, beauftragt, gemeinsam mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Julius Scharnetzky ein Rahmenkonzept für eine künftige Gedenkstätte der "Euthanasie"-Opfer in Erlangen zu erarbeiten. Ein solches Konzept ist die Voraussetzung, um Fördermittel von Bund und Land zu erhalten. Erstellt wird dieses Rahmenkonzept für eine Gedenkstätte im östlichsten Teil des Gebäudes Schwabachanlage 10, also des Nordflügels der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt.
"Wir machen den nächsten Schritt hin zu einem Lern- und Gedenkort", sagte Oberbürgermeister Florian Janik, der auch Sprecher des Beirats zur Errichtung einer Gedenkstätte ist, in einer Pressekonferenz im Stadtarchiv — dem Ort, wo dieser Beirat, der sich Anfang 2017 für die Errichtung einer Gedenkstätte konstituiert hatte, regelmäßig tagt.
Damit setzt Erlangen – laut Stadtarchivar Andreas Jakob eine der ersten Städte, die sich darum gekümmert haben, die NS-Geschichte aufzuarbeiten – diese Herangehensweise nun auch im Hinblick auf die NS-Krankenmorde fort, welche seit circa eineinhalb Jahren in den Fokus geraten sind. Sehr wichtig sei, so betonte Janik, dass das Rahmenkonzept mit einem "Blick von außen" von unabhängigen Fachleuten entworfen werde. Keine leichte Aufgabe: Es sei, so meinte der Oberbürgermeister, nicht einfach, allen Erwartungen gerecht zu werden.
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"Wir haben nicht die Hybris, aus Flossenbürg eingeflogen zu kommen und Ihnen in einem Vierteljahr zu sagen, wie Sie alles besser machen können", schickte Jörg Skriebeleit in seinen Ausführungen vorneweg. "Uns ist Ihr Wissen, Ihre Perspektive sehr wichtig", sagte er zu den Anwesenden, darunter neben Pressevertretern auch Mitglieder des Beirates – dem unter anderen Vertreter der Stadt, der Universität und des Universitätsklinikums angehören – sowie des Aktionsbündnisses "Hupfla erhalten- Gedenken gestalten". Gleichzeitig stellte er klar: "Wir werden kein Auftragsgutachten schreiben."
Die Vorstellung des Konzeptes ist für April 2020 geplant. Skriebeleit ließ durchblicken, dass es dabei nicht nur um einen reinen Gedenkort gehen wird. Er griff damit einen Satz der Erlanger Ehrenbürgerin Dinah Radtke auf – auch sie ist Beiratsmitglied –, die gesagt hatte, dass ihr ein reiner Gedenkort zu wenig wäre. "Wir brauchen die Vogelperspektive, aus der wir eine Road Map schreiben", erklärte Skriebeleit. Man werde sich nicht beschränken können auf den Zeitraum des Nationalsozialismus, sondern werde auch einen Zurück- und Vorausblick brauchen, um einen Ort von gesellschaftlicher Relevanz zu schaffen.
Der künftige Gedenkort in Erlangen sei die große Chance für eine Wissenschafts-, Medizin- und Krankenhausstadt, dass man die ethischen Fragen herausarbeite, die die Medizin umtreiben, und aufzeige, wozu eine entgrenzte Psychiatrie fähig sei. Heil- und Pflegeanstalt sowie Universitätspsychiatrie waren – und damit ist Erlangen eine Besonderheit – in engster Nachbarschaft auf dem Gelände der ehemaligen "Hupfla" angesiedelt. Da die Universitätspsychiatrie nicht wirklich eigenständig war und in der NS-Zeit zum Beispiel die Möglichkeit nutzte, unliebsame Patienten in die "Kreisirrenanstalt" zu schieben, wird auch sie Bestandteil des Konzepts werden.
Vorgaben für die Erstellung des Konzepts haben Skriebeleit und sein Mitarbeiter keine. "Außer die rechtlichen", erklärte Skriebeleit. "Uns ist wichtig, eindeutige Beschlusslagen und Rahmenbedingungen zur Kenntnis zu nehmen", und auch die Frage, ob es Denkmalschutz gibt.
Der Bauvorbescheid für den Teilabriss des denkmalgeschützten Gebäudes liegt vor. "Wir rechnen mit den Bauanträgen des Max-Planck-Instituts und des Universitätsklinikums für das Translational Research Center 4", sagte Janik gegenüber den EN am Rand der Pressekonferenz. Der Zeitplan sehe vor, dass im Frühjahr mit der Bautätigkeit begonnen wird.
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