Brückenfestival mit Bird Berlin: "Luxus, den ich genießen darf"

9.8.2018, 17:06 Uhr
Der Mann, der sich nackt macht: Bird Berlin ist eine Moderatoren-Legende in Nürnberg.

© Björn Bischoff Der Mann, der sich nackt macht: Bird Berlin ist eine Moderatoren-Legende in Nürnberg.

NZ: Brückenfrage, Bird Berlin! Du moderierst am Wochenende – zum wievielten Mal – das Brückenfestival?

Bird Berlin: Es ist unzählbar geworden. Für manche scheint es so zu sein, als ob ich schon immer moderiert hätte, deswegen habe ich irgendwann aufgehört weiter mitzuzählen.

NZ: Hast Du neben der Theodor-Heuss-Brücke noch eine zweite Lieblingsbrücke in Nürnberg?

Bird Berlin: Wenn ich ganz ehrlich bin, mache ich mir gar nicht so sehr viel aus Brücken. Sie sind eine tolle Errungenschaft, um ohne lästiges Auf- und abgehen durch Täler zu gelangen. Gerade jetzt im Sommer ist das fabelhaft, weil man so wenig schwitzt. Deswegen ein Hoch auf Brücken im Allgemeinen und ein doppeltes Hoch auf die Theodor-Heuss-Brücke im Speziellen.

NZ: Du bist auch Musiker. Wenn dich einer zwingen würde: Würdest du lieber "Über sieben Brücken musst du gehn" covern oder "Bridge over troubled Water"?

Bird Berlin: Wenn ich mich wirklich entscheiden müsste, würde ich den Song von Karat wählen. Weil ich die Melancholie in diesem Song liebe und weil der Sound des Rhodes-Keyboards von Karat ein noch hemmungsloseres Statement als "I’ve been looking for Freedom" von David Hasselhoff für die Wiedervereinigung war.

NZ: Als Hersbrucker Gewächs hast du in Nürnberg Wurzeln geschlagen. Trotzdem nennst du dich Bird Berlin. Warum der Hauptstadtname?

Bird Berlin: Ursprünglich komme ich aus Hohenstadt bei Hersbruck. Als ich begonnen habe, diese elektronische, glitzernde und bunte Musik zu machen, ist das in Offenbau bei Greding während meiner Ausbildung zum Heilerziehungspfleger passiert. In einem dunklen Zimmer habe ich die ersten Songs produziert. Damals auch mit viel Hilfe eines tollen Freundes, Martin Wahl.

NZ: Und dann kam der Vogelname ins Spiel?

Bird Berlin: Irgendwann ging es darum, das Ganze live umzusetzen und ich musste mir schnell einen Namen überlegen. Ich war damals riesiger Fan von Larry Bird, dem Basketballspieler der Boston Celtics, und ich fand den Namen Bird toll. Ich dachte gar nicht als erstes an den Vogel. Aber weil ich so eine Liebe zur Alliteration besitze, war der Schritt dann von "Bird" über "Bird Bör" zu "Bird Berlin" nicht sehr weit. Und der Name schmeckte so lecker im Mund, dass ich ihn bis heute sehr gerne trage.

NZ: Hast du auch in ornithologischer Hinsicht einen Lieblingsvogel?

Bird Berlin: Den Flamingo.

NZ: Bird Berlin singt. Und performt. Er hat eine Lyrik-Kolumne im Magazin "Curt". Und dann modelt er auch noch halbnackt für das Programm der "Stadtverführungen". Was treibt Dich an, dein Innerstes nach draußen zu kehren?

Bird Berlin: Auf alles was ich mache, hab ich mega Lust. Sobald diese Lust aufhört, werde ich auch damit aufhören. Es macht oft sehr viel Spaß, sich körperlich fast nackt zu machen und auch seelisch sich nackt und angreifbar zu zeigen. Man wird pur und entwaffnet sich damit. Man lässt das Gegenüber, das Publikum, in die eigene Schönheit schauen und dann fällt es dem Publikum auch leicht, sich von seiner Schönheit zu zeigen. Emotional und von innen meine ich. Dann passieren magische Momente, alles ist Freude und es macht mega Spaß das Lächeln der Menschen zu sehen. Das ist so ein Luxus, den ich genießen darf.

NZ: Wann hast Du gemerkt, dass Du Künstler bist?

Bird Berlin: Ich weiß nicht, ob ich mich selbst als Künstler bezeichnen würde. Ich mache Dinge, die Menschen in irgendeiner Weise bewegen und die sich im besten Fall kritisch mit ihrer Umwelt auseinandersetzen. Es nennen sich so viele Menschen Künstlerinnen oder Künstler und sie produzieren einfach nur lauwarme Würste. Es wäre viel schöner, wenn sie sich weniger im Bezeichnen und sich mehr im Sein üben würden.

NZ: Wie hast Du dein Weltbild deinen Eltern beigebracht?

Bird Berlin: Ich musste meinen Eltern nichts beibringen. Sie standen von Beginn an auf meiner Seite und machten mir Mut, das zu tun, was mich glücklich macht. Natürlich hätten sie bestimmt auch nichts dagegen gehabt, wenn ich ein Elektrotechniker oder eine Fachkraft für Strickmode geworden wäre. Aber sie haben mir immer ganz unspektakulär das Gefühl gegeben, dass ich geliebt werde, egal was ich mache.

NZ: Es gibt ein Video von Dir, "Gold", in dem Du eine Art Bauchtanz machst. Du und dein Bauch – seid ihr Freunde oder eine Schicksalsgemeinschaft?

Bird Berlin: Es ist bezaubernd, wie es mein Bauch immer wieder auf die Titelseiten der Gazetten schafft. Er scheint sehr gefragt zu sein und steht viel im Blickpunkt. Ich werde ihn in Zukunft bitten, ein wenig dezenter aufzutreten und nicht ganz so mediengeil zu sein.

NZ: Geht Dir Nürnbergs Kulturhauptstadtbewerbung auf die Six-Packs? Oder bist du Fan?

Bird Berlin: Ich würde mich immens freuen, wenn es Ideen in das Bewerbungsbüro schaffen würden, die als visionär oder zukunftsweisend bezeichnet werden könnten. Bislang scheinen jedoch nur vorsichtige, konservative oder schon existierende, bereits erprobte Modelle herangezogen zu werden. Ich persönlich fände es sehr schön, wenn die Kulturhauptstadtbewerbung mehr hervorbringt als eine weitere Blaue Nacht oder das Sperren der Hauptverkehrsader wie vor Jahren schon im Ruhrpott. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Es sind ja alles kluge Köpfe.

NZ: Wenn Du nachts träumst – dann als Bird Berlin oder als Bernd Pflaum?

Bird Berlin: Zum Glück kann ich mich an meine Träume nicht erinnern. Aber ich denke, sie würden verschmelzen. Es gibt keine klaren Trennlinien zwischen Birdi und Bernd.

NZ: Hellwach, nackt und nüchtern: Was ist Dein Lebens-Traum?

Bird Berlin: Den erfülle ich mir gerade. Seit ich denken kann, wollte ich mal Showmaster einer Spielshow wie Harry Wijnvoord sein. Und gerade bin ich Gamemaster bei "Birdi’s Bohemian Brezel Biergarten Bingo" im Z-Bau-Biergarten. Die langweiligste Show der Welt. Das ist das pure Glück für mich.

NZ: Von "Erregung öffentlicher Erregung" über "Polizei" bis zu "Brother Grimm" ist die Band-Auswahl beim Brückenfestival 2018 wieder groß. Auf wen freust du dich?

Bird Berlin: Es ist bezaubernd, wie das Brückenfestival es jedes Jahr aufs Neue schafft, so ein tolles Programm auf die Beine zu stellen. Es wäre gerade in diesem Jahr total unfair, einen Act herauszuheben. Ich freue mich schon seit letztem Jahr auf das wundervolle, ehrenamtliche Team hinter den Kulissen, das mit soviel Energie und Tollheit das Festival zu einem unglaublich angenehmen Ort macht. Und natürlich auch auf die vielen lachenden und feiernden Gesichter im Publikum, die es immer wieder schaffen, mich auf der Bühne sprachlos zu machen.

NZ: Du selbst gestaltest ja spätnachts noch die Aftershow im MuZ-Club der Musikzentrale mit.

Bird Berlin: Genau. Wo ich mit dem liebevollen Cris Civitillo, der übrigens auch immer meine wunderbaren Porträts fotografiert, von Samstag auf Sonntag Tanzhits auflegen darf.


10./11. August: Brückenfestival unter der Nürnberger Theodor-Heuss-Brücke zwischen Johannis und Muggenhof. Fr. ab 18 Uhr, Sa. ab 15 Uhr Uhr. Eintritt frei. After-Show jeweils ab 0 Uhr, Desi (Brückenstr. 23) und MuZ-Club (Fürther Str. 63).

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