Claudia Koreck bezaubert in der Rother Kulturfabrik
1.3.2015, 09:25 UhrFast acht Jahre ist es her, dass Claudia Koreck den Dialekt diesseits der „Schräg dahoam“-Bewegung wieder hoffähig machte: Ihr Debütalbum „Fliang“ mit der gleichnamigen Single, die im Radiosender Bayern 3 rauf und runter gespielt wurde, hatte gewiss nichts mit gegen den Strich gebürsteter Volksmusik zu tun. Das war frischer, eingängiger, gut produzierter Pop mit Texten, in denen sich Zuhörer von 17 bis 67 wiederfanden.
Fliegen, frei sein, den Alltag hinter sich lassen – und solche Tagträume endlich mal nicht auf Englisch artikulieren, sondern in der heimischen Mundart. Ohne Widerborstigkeit, dafür mit mädchenhafter Nettigkeit, was Claudia Koreck in Windeseile zur Sympathieträgerin machte. 2015, fünf Alben und eine Familiengründung inklusive zweier Kinder später, ist Claudia gefühlt das Mädel von nebenan geblieben. Die Traunsteinerin, die nach Jahren in München wieder auf dem Land wohnt, was sie ihren Fans im Laufe des Konzerts locker plaudernd haarklein erzählt, könnte sich auf ihren Erfolg durchaus etwas einbilden, hat sich aber spürbar ihre spontane, manchmal bewusst hemdsärmelige Art bewahrt.
Was freilich nicht für ihre Musik gilt. Die ist ausgefeilter, pointierter, streckenweise deutlich rockiger geworden. Dass Claudia Koreck eine Weile in die US-amerikanische Szene eintauchte, mit Leuten wie dem Singer-Songwriter Donavon Frankenreiter zusammenarbeitete, hat sich auch in ihrer Musik niedergeschlagen. So fügt sich zwar „Stadt Land Fluss“ einerseits nahtlos an die bisherigen Koreck-Scheiben an, ist aber andererseits auch Dokument für das Streben der Künstlerin nach neuen Ausdrucksformen. Jetzt darf es auch einmal Reggae sein. Oder Blues. Oder Funk. Oder irgendetwas dazwischen. Hauptsache ins Ohr gehend, das Herz berührend.
Claudia Koreck ist der Familiengedanke sehr wichtig. Nicht nur, dass ihr Ehemann Gunnar Graewert auf der Tour als Keyboarder und Percussionist dabei ist – auch beim Rest der Band verlässt sich die 28-jährige Sängerin mit Luke Cyrus an der zweiten Gitarre und Steelguitar, Andi Bauer am Bass und Oscar Kraus am Schlagzeug auf Begleiter, mit denen sie siet Jahren zusammenarbeitet und denen sie entsprechend blind vertraut.
Deshalb funktionieren die dichten Arrangements von neuen Songs wie „In da Wiesen“ oder „Barcelona“ auch völlig „knirschfrei“ und sehr locker. Claudia Koreck muss sich und anderen nichts mehr beweisen, watscht wunderbar grimmig ihre frühere Vermieterin, die „Oide Frau“ und erinnert sich in „Greece“ ganz ohne bitteren Beigeschmack und ohne Granteleien ihrer „besseren Hälfte“ an einen griechischen Geliebten, mit dem sie immer noch befreundet ist. „Clautschi“ lässt die Menschen teilhaben, lädt sie ein, Teil ihres Lebens zu sein – und bittet am Ende des Auftritts die beiden Mädels aus Greding, die den ganzen Abend mitgesungen haben, kurzerhand auf die Bühne. Bei Superstars wäre das Kalkül. Bei Claudia ist es einfach nur sympathisch.
Aktuelle CD: Claudia Koreck, „Stadt Land Fluss“ (Honu Lani Records/Universal Music)
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