Deluxe-Kino in Erlangen: Manhattan-Betreiber verunsichert

13.1.2017, 18:00 Uhr
Deluxe-Kino in Erlangen: Manhattan-Betreiber verunsichert

© F.: Harald Sippel

Peter Zwingmann und Elisa Coburger sind derzeit auf der Suche nach einem neuen Kinostandort in Erlangen, nachdem sie sich mit dem Eigentümer der Immobilie nicht auf eine Verlängerung des  Mietvertrages für das Manhattan einigen konnten. Nun wird Wolfram Weber mit einem Deluxe-Konzept - breite Sessel, Service am Platz und modernste Kinotechnik - wieder in das Haus zurückkehren, in dem er 1983 das Kino eröffnete, das 2007 von Zwingmann übernommen wurde.

Weber sieht die Eröffnung eines Deluxe-Kinos an diesem Standort kaum als Konkurrenz für die Erlanger Kinomacher, die vor allem auf Arthouse-Filme spezialisiert seien, während er auf Premium-Filme für ein breites Publikum setze.

Sorge wegen Programm-Doppelung

Allerdings werden dort mitnichten nur Science-Fiction-Spektakel à la „Transformers“ oder Comic-Verfilmungen gezeigt. Genau das ist die Sorge von Zwingmann. „Wir können nicht nur von Hardcore-Arthouse leben. Wir brauchen auch Filme, die 5000 Besucher haben.“ Und dazu gehören eben Blockbuster wie „Die Hartmanns“, „The Revenant“ oder der jetzt anlaufende Musicalhit „La La Land“, mit denen auch die Deluxe-Kinos locken.

Deluxe-Kino in Erlangen: Manhattan-Betreiber verunsichert

© dpa

Zwingmann kann sich schwer vorstellen, dass die Verleiher künftig bereit sind, solche Filme mit jeweils drei Kopien – hinzu kommt ja noch das CineStar – in einer 108 000-Einwohner-Stadt wie Erlangen zu starten. Ob er gegenüber Weber künftig das Nachsehen bei den Bundesstarts hat, davon geht er jedoch nicht automatisch aus. Immerhin hat sich auch das Manhattan beste Reverenzen bei den Film-Verleihern erworben. „Zumal wir auch deren Arthouse-Filme zeigen, die tatsächlich nur ein Nischen-Publikum erreichen. Aber wir brauchen auch die Top-Filme in diesem Bereich und darüber hinaus.“

Auf Umsatz angewiesen

So locker wie Weber, der sagt, „ein bisschen Konkurrenz belebt das Geschäft“, sieht Zwingmann dessen Einzug ins Manhattan nicht. Immerhin sind er und Elisa Coburger, die bislang jährlich rund 60 000 Besucher in ihrem Drei-Säle-Haus zählen, auf die Gewinne aus dem Kinobetrieb existenziell angewiesen.

Weber betont zwar auch, „das Deluxe-Kino darf kein Subventionsbetrieb werden, die Kosten müssen sich decken“. Gleichwohl kann er als Betreiber des größten Multiplexkinos Deutschlands teure Investitionen eher riskieren und auch höhere Mietforderungen erfüllen. Unmittelbar nach dem Auszug der bisherigen Manhattan-Betreiber sollen „die Bagger anrollen“. Um mehr Platz für drei große Kinoleinwände zu schaffen, will Weber tiefer ins Erdreich graben, bevor die Säle komplett neu eingerichtet und mit modernsten Digitalprojektoren und Dolby Atmos-Tonsystem ausgestattet werden.

Die Platzkapazitäten werden sich zwar deutlich verringern – auf insgesamt 120 Sitze. Doch ist Weber zuversichtlich, dass sich der Aufwand – auch durch zusätzliche Vorstellungen am Nachmittag und durch die höheren Eintrittpreise – rechnet. Spätestens Anfang Dezember soll das neue Manhattan – über den künftigen Namen ist noch nicht entschieden – eröffnen. Wenn am 14. Dezember dann der nächste „Star Wars“–Blockbuster startet, dürfte ein volles Haus garantiert sein. „Der Film wird richtig massiv eingesetzt“, verspricht Weber.

Schlechter Zeitpunkt

Bei den sogenannten „Plex-Filmen“, auf die die großen Multiplexe traditionell abonniert sind, sieht Zwingmann keine Konkurrenz. Aber eben bei jenen Filmen, die ins Programm beider Häuser passen. Bei zehn bis 15 Top-Filmen, die auch für ihn die besucherstärksten wären, kann er sich Überschneidungen vorstellen.

Wer am Ende die Nase vorn hat, ist für ihn aber keineswegs ausgemacht. „Wenn wir erst mit einem neuen schönen Haus an den Start gehen, mit bester Technik und einem Filmangebot, wie es das Manhattan-Publikum schätzt, kann auch der Ticketpreis entscheidend sein“, betont er. Der ist bei Deluxe-Sälen in der Regel fast doppelt so hoch.

Doch keine Frage: Webers Deluxe-Projekt kommt für Peter Zwingmann zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. „Wir sind bei der Suche nach einem neuen Standort schon relativ weit“, sagt er. Seitens der Stadt ist die Unterstützung auch für einen Neubau, auf den sich die Pläne nach dem Auszug aus dem Manhattan derzeit konzentrieren, groß. Doch wie seine Kreditgeber auf die Nachricht eines weiteren Erlanger Kinos reagieren, kann er nicht abschätzen.

Zwingmann bleibt jedoch zuversichtlich: „Wir müssen jetzt neu mit der Stadt reden. Erlangen braucht ein Kino wie das Manhattan. Wenn es das Angebot, das wir abdecken, nicht mehr gibt, würde das eine schmerzhafte Lücke bedeuten.“

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