Der Hausherr im legendären "Komm"

28.11.2017, 17:00 Uhr
Der Hausherr im legendären

© Foto: Roland Fengler

Er war ein Überzeugungstäter, Anstifter und leidenschaftlicher Kämpfer für Kultur im weitesten Sinne: Bis zuletzt mischte sich Michael Popp in (kultur-)politische Debatten ein und hatte immer schon das nächste Projekt im Kopf.

Die Bezeichnung "Alt-68er" empfand der ehemalige Kunsterzieher nicht als Schimpfwort, sondern eher als Ehrentitel: "Ich schäme mich für gar nichts, auch nicht für die Träume von damals. Der gesellschaftliche Aufbruch war dringend nötig. Aber mir war von Anfang an klar, dass der Slogan ,Kultur für alle' pure Illusion war." In der Aufbruchstimmung der siebziger Jahre begeisterte sich Popp für neue Kulturmodelle in den USA und Schweden. Der kreative und zugleich pragmatische Kopf imponierte dem damaligen Kulturreferenten Hermann Glaser, der für den jungen Pädagogen zur Vaterfigur wurde.

1974 übernahm Michael Popp die Leitung des Jugendzentrums für politische Bildung und des selbstverwalteten Kommunikationszentrums, kurz "Komm" genannt. Bundesweit beachtetes Vorzeigemodell für die einen, soziokulturelles Feindbild für die anderen.

Ab 1987 war der parteilose, aber überzeugte Linke Chef des Amtes für Kultur und Freizeit (KuF) – und damit verantwortlich für über 80 Mitarbeiter. Das KuF betreibt unter anderem Kulturläden, Künstlerhaus und die Tafelhalle, organisierte damals aber auch Großveranstaltungen wie Jazz Ost-West oder das Bardentreffen. 1996, nach dem Wahlsieg der Konservativen, für die "Soziokultur" ein Reizthema bedeutete, versuchte Michael Popp zu retten, was zu retten war. Und überraschte alle als Musterknabe der Verwaltungsreform, deren Ziel es war, mit weniger Geld mehr Effizienz zu erreichen. Bei dieser Erfolgsbilanz gerieten sogar konservative Feindbilder ins Wanken. Im Jahr 2000 legte Popp wegen einer schweren Rheuma-Erkrankung sein Amt als KuF-Chef nieder.

Die Krankheit hinderte ihn aber nicht daran, sich anderweitig zu engagieren, etwa für das Nürnberger Kindermuseum, das ohne Michael Popp und seine Frau Kristine wohl nicht entstanden wäre. Eines blieb für ihn bis zuletzt sicher: "Soziokultur ist kein Auslaufmodell und auch keine Modeerscheinung, aber sie muss sich den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen."

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