Die Abgeklärtheit eines alten Blues-Mannes

19.11.2008, 00:00 Uhr
Die Abgeklärtheit eines alten Blues-Mannes

© Ölschlegel

Dann öffnet sich die sumpfige Erde, und aus ihrem Inneren dröhnt diese Stimme, tiefer als der Marianengraben, und beschwört die alten Blues-Mythen von schlechtem Whisky, dem schweren Schädel am Morgen und Ameisen in der Zuckerdose. Alle Klischees verdampfen vor der Abgeklärtheit dieses alten Mannes, der für die Widrigkeiten des Lebens nur noch ein spöttisches Lächeln übrig hat. Doch leider bleibt die Solo-Nummer «Stockholm Blues« eines der wenigen Glanzlichter eines Konzerts, welches schmerzhaft in Erinnerung ruft, dass nicht jeder mit 65 noch seinen eigenen Standards gerecht werden kann.

Grenze zwischen Trance und Tranigkeit

Mithilfe eines genauso stoisch wie uninspiriert trommelnden Schlagzeugers und eines Keyboarders, der in erster Linie für das wummernde Bass-Fundament zuständig ist, reduziert White seinen einst so brodelnd vitalen Mix aus Blues, Rock‘n‘Roll, Funk und Folk auf einen spartanischen, schleppenden Ambient-Sound, bei dem die Grenze zwischen Trance und Tranigkeit so unsichtbar ist wie die Luft in Süd-Louisiana.

«Polk Salad Annie«, sein größter Hit und eine Parade-Nummer im Repertoire des späten Elvis Presley, wird so lieblos durchgekaut wie welker Salat und auch «As The Crow Flies« will nicht so recht abheben. Reizvoller klingt da schon die hart erkämpfte Zugabe «Rainy Night In Georgia«, viel langsamer zwar als die Originalaufnahme, aber erfüllt von tief gefühlter Traurigkeit. Etwas traurig gehen wohl auch viele der Fans nach Hause, die sich vom alten Sumpf-Fuchs doch noch etwas mehr Biss erwartet hatten.