Die Kunst war sein Leben

28.10.2010, 19:48 Uhr

„Schlafen, Schlafen, nichts als Schlafen! Kein Erwachen, keinen Traum!“ Diese Zeilen aus einem Gedicht von Friedrich Hebbel hat Botond seinem letzten Katalog vorangestellt. Er ist der Werkgruppe „Schlaf“ gewidmet — eine seiner umfangreichsten Serien mit Köpfen aus Edelstahl, und Bronze, Papier und Lkw-Planen. Schlaf ist hier aber kein süßer Traum und entspannter Zustand. Die Gesichter wirken leidend in sich gekehrt und mitunter fast wie Totenmasken.

Botond war nie ein wohlgefälliger Künstler, keiner, der Moden hinterhergerannt ist. Dabei blieb er in seiner Kunst aber immer experimentierfreudig, „malte“ mit Tee, arbeitete als Bildhauer mit Metall, schuf eine große Werkreihe mit eingeschweißten Büchern und schaffte es, so kunstfernem Material wie Lkw-Planen durch Dehnen und Stauchen, Kleben und Nähen ein Eigenleben zu geben: Es ergeben sich hautähnliche Strukturen mit schrundigen, verletzten Oberflächen.

Das konnte man auch in der Ausstellung zum Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten vor drei Jahren gut sehen. Für seine dort präsentierte 15-teilige Serie „Von Borbak bis Otschir“ erhielt Botond 2007 den Hauptpreis. „Er ist ein Suchender, ein Forscher, der sich immer wieder neue Formen und Materialien anverwandelt, um mit ihnen dem Menschen Gestalt zu geben (...) Stets schwingt das Gefühl mit, nicht in ein äußeres Antlitz zu blicken, sondern in die Tiefen der Seele“, hieß es in der Laudatio auf Botond. Aus Lkw-Planen besteht auch seine letzte Werkgruppe, die in Nürnberg noch nicht ausgestellt wurde und den Titel „Das letzte Abendmahl“ trägt.

Studiert hat der Ungar an der Akademie in Budapest und arbeitete dort danach vier Jahre lang als freier Künstler, bis er 1979 in die Bundesrepublik aussiedelte. Er kam nach Nürnberg, weil hier sein Freund, der Fotograf Lajos Keresztes, lebte. In seiner Wahlheimat gehörte Botond zu den ruhigen, aber beharrlichen Vertretern einer ebenso ernsten wie ernsthaften Kunst. Seit einem Jahr hat ihn die Krebserkrankung, der er nun erlegen ist, stark geschwächt. Zwischen den Therapien, so erzählt seine Mutter, ist er immer wieder ins Atelier gegangen und hat an der Kunst gearbeitet: „Das war sein Leben.“