Die Schweizer kommen zum Bardentreffen
30.07.2009, 00:00 Uhr
Popstars aus dem Land der lila Kühe? Namen wie Vico Torriani, Andreas Vollenweider, Stephan Eicher oder DJ Bobo und Bans wie «Gotthard« oder «Krokus« stehen für ganz unterschiedliche Stilrichtungen und Fangemeinden. Auch die Auswahl beim Bardentreffen zeigt, dass Schweizer Musik so viele Geschmacksrichtungen hat wie Schweizer Schokolade – von sahnig bis zartbitter.
Weltoffen, aber heimatverbunden
Die Musikszene der Alpenrepublik ist weltoffen und heimatverbunden zugleich. Songtexte in den vier Landessprachen, gerne auch im Dialekt, beweisen das ebenso wie der Einsatz traditioneller Instrumente. Am deutlichsten wird das bei der jungen Musikerin Eliana Burki, die sich schon als Kind ausgerechnet das Alphorn als Lieblingsinstrument ausgesucht hat. Inzwischen hat sie dem fast vier Meter langen Blasrohr Blues- und Funkfeeling beigebracht. Und das ist alles andere als einfach, denn das Alphorn ist nicht nur unhandlich, sondern auch ausgesprochen schwer zu spielen.
Eliana Burki, deren Debütalbum kein Geringerer als der Queen-Produzent David Richards produzierte, kommt mit einer hochkarätig besetzten Rock-Band nach Nürnberg (Sonntag, 20.30 Uhr, Hauptmarkt).
Auch Jodeln ist eine Gesangstechnik, die man nicht unbedingt mit moderner Popmusik verbindet. Die Schauspielerin und Sängerin Christina Zurbrügg zeigt, dass Jodler durchaus zu Rapmusik und elektronischen Sound-Loops passen. Von Folklore sind ihre vielsprachigen Songs jedenfalls meilenweit entfernt (Samstag, 18 Uhr, St. Katharina).
Schweizer Antwort auf Hubert von Goisern
Max Lässer und das Überlandorchester ist so etwas wie die Schweizer Antwort auf Hubert von Goisern: Alpine Volksweisen und aktuelle Weltmusik gehen hier nahtlos ineinander über. Exotisch und eigenwillig klingen nicht nur die Stücktitel wie «Alpesüüdssite« oder «Em Rötzegerli zue«, sondern auch die Arrangements (Sonntag, 17.15 Uhr, Hauptmarkt).
Wieder einen anderen Akzent setzen die Liedermacher Pippo Pollina & Linard Bardill, alte Bardentreffen-Bekannte, bei ihrem gemeinsamen Programm «Caffè Caflisch«. So heißt ein Café in Palermo, das 1900 von dem Schweizer Einwanderer Christian Caflisch eröffnet wurde. Es ist der Dreh- und Angelpunkt bei den wunderschönen Liedern über die Fremde in der Heimat, die Pippo Pollina aus Sizilien und Linard Bardill aus Graubünden gemeinsam singen, in italienischer Sprache, auf Rätoromanisch und Schwyzerdüütsch.
Stilvoller Song über eine Katze
Vom Ein- und Auswandern weiß auch die 27-jährige Franziska Beeler aus Sankt Gallen mehr als ein Lied zu singen: Sie ist vor zwei Jahren von der Schweiz nach Kanada gezogen und nennt ihr Programm «Chère Françoise – oder wie man einen stilvollen Song über eine Katze schreibt« (Sonntag, 14 Uhr, Kreuzigungshof).
Immer noch spielt Dialekt-Rock eine wichtige Rolle in der Musikszene zwischen Basel, Zürich und Bern. Zu den bekanntesten Vertretern zählt Büne Hubers Gruppe Patent Ochsner, die vor 20 Jahren den Namen eines weit verbreiteten Müllkübels übernommen hat. Die Berner Band gelang 1991 mit dem Album «Schlachtplatte« der große Durchbruch und war 1994 schon einmal zu Gast beim Bardentreffen. Das aktuelle Album der Rockgruppe, die in ihrer Heimat einen ähnlichen stellenwert hat wie hierzulande BAP, heißt «The Rimini flashdown« (Samstag, 21 Uhr, Hauptmarkt).
«Probier mi doch mal us«
Einer der angesagtesten Popstars in unserem Nachbarland ist der 30-jährige Dialet-Sänger Ritschi aus dem Berner Oberland. Kultstatus erlangte er mit der Mundart-Popband Plüsch, die jahrelang die Hitparaden anführte. Beim Festival stellt Ritschi unter dem sinnigen Motto «Probier mi doch mal us« sein neues Solo-Projekt vor (Samstag, 19.30 Uhr, Hauptmarkt).
Last but not least sei ein Schweizer Shooting Star genannt, der am liebsten englisch singt: Der Songpoetin Sophie Hunger gelang von Paris aus eine überraschende Karriere. (Freitag, 21 Uhr, Hauptmarkt)