Die Scorpions rocken in der Arena
26.11.2010, 18:59 Uhr Rhythmusgitarrist Rudolf Schenker gründete die Band 1965 in Hannover. Als Vorbilder diente die Beatmusik der Pretty Things und von Spooky Tooth. Sänger Klaus Meine kam Ende 1969 dazu. Dieser Tage gehen sie also in Rocker-Rente: Meine, mit seiner Kopfbedeckung, die wie festgewachsen scheint. Schenker als Mr. Wasserstoffperoxid. Und die anderen.
Im Rahmen der zweijährigen Konzertreise rund um den Globus kam man am Donnerstag also zur Stippvisite in die Nürnberger Arena. Leder und Rockerposen, Grimassen und das „Frittengabel“ genannte Teufelszeichen mit den Fingern. Die Mitsechziger tragen nach wie vor auf der Bühne Ray-Ban-Sonnenbrillen. Außerdem ziehen sie jetzt schon seit Jahrzehnten diese abenteuerlich engen Hosen an. Au backe, Männlichkeit!
Wenn Schenker mit dem Faible für die Gitarrenmarke namens Flying V und Leadgitarrist Matthias Jabs wie einst im Mai über die Bühne mäandern, während Meine sein metallisch scharfes Gesangsorgan in die Höhe schraubt, dann ist es, als wären die 80er Jahre nie vergangenen.
Gitarren statt Knarren
Die frühe Ära mit Uli Roth und Michael Schenker spart man inzwischen komplett aus. Es gibt eine Handvoll Lieder vom aktuellen Album „Sting In The Tail“, mit dem man sich angemessen in den Ruhestand verabschiedet. Doch der Rest heißt „Holiday“ , „When The Smoke Is Going Down“, „Bad Boys Running Wild“ oder „Make It Real“. Alles Stücke aus der Zeit, als die Bandmitglieder noch genügend Haare zum ekstatischen Schütteln ihr eigen nennen konnten.
Meine hält es da mit Udo Lindenberg. Was dem einen der Hut, ist dem anderen die Mütze. Die krachenden Gitarren oder das schier unendlich lang anmutende Schlagzeugsolo werden durch Pyrozauber und Flammensäulen flankiert.
„Wind Of Change" kommt unerwartet früh. „Unsere Eltern sind mit Panzern gekommen, wir kommen mit Gitarren“, sagte Meine mit einigem Pathos 1989 auf der Bühne im Moskauer Lenin-Stadion. Gorbatschow hat dies offensichtlich gefallen, denn er lud die Scorpions später zu sich in den Kreml ein.
Das Nürnberger Publikum feiert jeden Hit frenetisch. Bei solch fränkischem Enthusiasmus wird selbst ein alter Haudegen sentimental. „Es ist schön, mal wieder in Nürnberg zu sein“, lässt Meine die Anhänger wissen. Am Ende wird es dann fast sakral. Zuerst das brachiale „Rock You Like a Hurricane“, dann die Powerballade „Still Loving You“. Publikum wie Band sind danach erschöpft und zufrieden mit sich und dem Rockbusiness.
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