Ein kraftvoller Lehrer und Gestalter
08.04.2009, 00:00 Uhr
Den Nürnbergern ist Puchner vor allem durch den Ausbau der 1963 fertiggestellten Meistersingerhalle bekannt geworden. Jedes Detail des Interieurs entwarf er damals selbst, sein Orgelprospekt gilt nach wie vor als Glanzstück. In den letzten Jahren pochte er energisch auf sein Urheberrecht in der Halle; so verbot er sich «Fress- und Saufbuden« im Foyer und verhinderte unter Androhung von Klagen so manches, was die Stadt in «seiner« Halle gern modernisierend verändert hätte.
Studenten nannten ihn "Wuni"
Wunibald Puchner, 1915 in Deggendorf geboren, studierte Architektur an der Akademie für Angewandte Kunst in München. 1946 wurde er als Professor für Innenarchitektur an die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg berufen, die damals nach dem Krieg für einige Zeit im Schloss Ellingen ausgelagert war. 35 Jahre lang lehrte er an der Akademie; in dieser Zeit bildete «Wuni«, wie ihn seine Studenten nannten, zahlreiche deutsche Innenarchitekten aus. In all den Jahren zählte er zur gestalterischen Elite in Deutschland; bis weit über Nürnberg hinaus machte er mit seinem konsequent hohen gestalterischen Qualitätsanspruch und seinem klassischen Stil Furore. In den «wilden Jahren« (Puchner) der Akademie, von 1969 bis 1975, wirkte er dort als Präsident.
Puchner prägte Räume an vielen Orten; mit seinem Kompagnon Rainer Hilf gestaltete er Privatwohnungen, Hallen, Kurhäuser und Hotels in Freyung, Bad Abbach, Eging und Bamberg und das Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern in Theuern.
Lieblingsstadt Venedig
Nach seiner Emeritierung lebte und arbeitete er zwölf Jahre lang in seiner Lieblingsstadt Venedig; hier erwies er sich auch als begnadeter Zeichner und Aquarellist. Stets nahm der Professor auch lebhaften Anteil an der Hochschulpolitik und an der Entwicklung der bildenden Künste. Zufrieden war er damit keineswegs. Vielmehr vertrat er stets vehement seine Überzeugung, die da lautete: «Die Intellektualisierung der Kunst ist ihr Tod.«
Puchner war energiegeladen, streitbar und schöpferisch bis zum letzten Atemzug. Noch vor zwei Jahren entwarf er den neuen Bühnenvorhang für die Meistersingerhalle; mit seinem Entwurf schlug der kämpferische über 90-Jährige noch alle Konkurrenten.