Ein leiser Orkan
13.2.2020, 17:11 UhrSeit zehn Jahren lebt der Brite in Fürth, wohin es ihn über den Umweg Irland und Berlin verschlagen hat. Musik macht er unter dem Namen The Great Park – alleine. Und ist auf der Bühne eine Wucht. Ein leiser Orkan, so eindrucksvoll, dass er sogar einem abgefuckten Veranstaltern am anderen Ende der Republik, der jede Wochen sieben Acts durch seinen Club schleift, in Erinnerung geblieben ist ("Nürnberg? Da kenne ich nur The Great Park, der ist großartig").
Dabei sind die Zutaten dieselben wie bei fast allen anderen Singer-Songwritern auf diesem Planeten: Ein Mann, eine Stimme, eine Holzgitarre. Was bei Stephen Burch anders ist oder was der Mann anders macht – keine Ahnung. Wir sind da selbst noch am Forschen. Der Folk, den er spielt, ist jedenfalls sehr britisch. Brüchig und geheimnisvoll, von einer poetischen Tiefe, die man nur selten hört.
Live sieht das so aus, dass der Barde ein wenig gekrümmt auf seinem Stuhl sitzt, ganz in sich gekehrt, und sich sachte in den Song hinein tastet . . . um dann plötzlich aufzuspringen, mit dem Fuß zu stampfen und sich wütend und mit seinem ganzen Körper in den Refrain hineinzuwerfen. Kaum ist die Nummer verklungen, ist er völlig gelöst, nippt an seiner Bierflasche und versucht, mit dem Publikum in einen ironischen Dialog zu treten. Kein Typ von Nebenan, der zufällig auch singt, sondern Künstler durch und durch – ein kompromissloser, zeitlos in Sound, Optik und Erscheinung. Seine Musik – er selbst spricht von "Problemfolk" – ist nicht nur frei von Klischees, sie hat vor allem auch Eier.
Mit Woodland Recordings betreibt Stephen Burch seit 2007 eine Mikro-Plattenfirma, auf der er neben seiner eigenen Musik auch ausgewählte Künstler verlegt, die wie er nicht ins gängige Raster passen: Namen wie Julia Laura, Geneva, Vivian Void und Vincent von Flieger, die ganz anders klingen als The Great Park und doch irgendwo musikalische Seelenverwandte sind. Erlesener Liebhaberstoff aus Fürth – wir wollten an dieser Stelle nur kurz darauf hingewiesen haben.
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