Es muss ja nicht immer tanzbar sein . . .

8.12.2015, 17:00 Uhr
Es muss ja nicht immer tanzbar sein . . .

© Foto: Tobias Schrenk

Wer „Everything Went Down As Planned“ hört, ist gleich daheim. Wieder klingen Hannes Neunhoeffer (Gesang, Gitarre, Klavier), Florian Dziajlo (Bass, Orgel, Gesang) und Jonas Hauselt (Schlagzeug, Gesang) sehr indie, sehr ernsthaft und sehr melancholisch. Letzteres ist ein Stichwort, bei dem die drei Schwabacher, die 2010 die NN-Rockbühne, den Nachwuchs-Bandwettbewerb dieser Zeitung, gewannen, gequält lächeln. „Das hören wir ständig, dass wir so traurig und introvertiert klingen“, sagt Flo. „Noch mehr wundert uns aber, wenn man uns das Wort tanzbar unterstellt. Wenn überhaupt, dann finde ich bei uns kurze tanzbare Stellen, ansonsten sind wir viel zu dynamisch im Arrangement. Und ich kann sehr gut damit leben, wenn auf unseren Konzerten alle nur dasitzen und zuhören.“

Aufgenommen haben AToGK erneut bei Jan Kerscher in den Ghost City Recording Studios unweit von Georgensgmünd. „Jan ist inzwischen so etwas wie unser viertes Mitglied, er ist oft mit uns auf Tour und mischt unsere Konzerte. Er hat uns angeleitet, auszubrechen und zu experimentieren. Und er bestätigt uns, wenn wir gerade wieder alles hinterfragen . . .“

Musik ist für die Band eine Bauchgeschichte. Der Kopf schaltet sich erst später ein, „und dann zweifeln wir wieder ein halbes Jahr.“ Wobei A Tale Of Golden Keys, die sich einst nach Charles Dickens’ Roman „A Tale Of Two Cities“ benannt haben, im letzten Jahr viel dazugelernt haben. Weniger ist mehr: „Everything Went Down As Planned“ – für die Musiker ist es ihr eigentliches Debütalbum – klingt bei aller Vielschichtigkeit und atmosphärischen Dichte kompakter und weniger verkopft, mehr nach drei Menschen, die in einem Raum sitzen und Musik machen.

Auch machten Hannes, Jonas und Flo auf Tour die Erfahrung, dass sich die in langen, intensiven Sessions in ihrer Zentrale, einem alten Haus in Eckersmühlen bei Roth, entstandenen und im Studio mit vielen Effekten inszenierten Lieder vom letzten Album „1912“ live als Trio nicht immer so umsetzen ließen wie gewünscht. „Deshalb schreiben wir jetzt keine Zehn-Minuten-Nummern mehr, sondern kommen auf den Punkt“, sagt Jonas.

Die Arbeitsweise war diesmal spontaner. Drei Songs entstanden sogar direkt im Studio, darunter der großartige Album-Opener „All Of This“, zu dem AToGK einen schicken Videoclip gedreht haben (mit leeren Weinflaschen wie bei Wanda und einem Klavier im Swimmingpool). Spätestens hier poppen sie wieder auf, die Vergleiche mit Coldplay, die die Band ebenfalls nicht mehr hören mag.

Erstaunlich geschmeidig läuft es auf der geschäftlichen Seite. Mit den Machern ihrer Plattenfirma Trickser Tonträger spielten die Musiker in Jena zusammen und freundeten sich an. Mit den renommierten Grand Hotel van Cleef aus Hamburg haben A Tale Of Golden Keys außerdem eine der renommiertesten Booking-Agenturen der Republik an Bord, die an der Konzertfront hervorragende Arbeit leistet. Auch hier kam die Bookerin auf die Band zu. „Wir hatten Glück, immer ist irgendeine Tür aufgegangen. Wir haben nie aktiv gesucht.“

Bleibt die Frage nach dem Albumtitel „Everything Went Down As Planned“ und dem so schrägen wie witzigen Plattencover, auf dem man gezeichnete Dinos Autos umwerfen und Menschen fressen sieht – und das im Alleingang beweist, dass das Trio sehr wohl Humor besitzt. Hannes: „Der Titel war zuerst da, das Lied dazu ist mit Abstand das ironischste, was ich je geschrieben habe. Es geht darum, dass irgendwann die Apokalypse ausbricht, aber nicht mit Zombies, sondern mit Dinos. Denn merke: Dinos gehen immer!“

Aktuelle CD: A Tale Of Golden Keys „Everything Went Down As Planned“ (Trickser Tonträger)

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