Fürther Autor Ewald Arenz legt neuen Roman vor

19.3.2019, 10:35 Uhr
Fürther Autor Ewald Arenz legt neuen Roman vor

© Foto: Stephan Bär

Ewald Arenz zählt zu den fleißigsten und vielseitigsten Autoren in Franken – und zu den Aushängeschildern des Cadolzburger Verlags ars vivendi. Bisher. Der Sprung zu Dumont bedeutet für Arenz eine große Chance und für den Cadolzburger Verlag einen Verlust. Es ist das alte Lied: Kleinverlage bauen junge Autoren langsam auf, und wenn sie sich einen Namen gemacht haben, gehen sie zur größeren Konkurrenz. Verdenken kann man das freilich niemandem.

Arenz hat in den vergangenen Jahren mit Romanen wie "Der Teezauberer", "Der Duft von Schokolade" oder "Das Diamentenmädchen" eine große Lesergemeinde erobert. Er hat Zeitungsglossen ("Meine kleine Welt") und Textbücher für Musicals ("Petticoat & Schickedance") geschrieben und er lässt sich nicht auf romantische, humorvolle oder fantastische Stoffe festlegen, sondern überrascht immer mal wieder mit einem Richtungswechsel. Ein Wiederholungstäter ist er jedenfalls nicht.

Zuletzt hat Arenz die abgefahrene Satire "Herr Müller, die verrückte Katze und Gott" veröffentlicht, nun folgt mit "Alte Sorten" das behutsame Psychogramm einer komplizierten Frauen-Freundschaft. Größer könnte der Kontrast kaum sein.

Die Geschichte spielt sich innerhalb weniger Wochen im September und Oktober ab, der Schauplatz könnte irgendwo im ländlichen Weinfranken sein. Liss, eine alleinstehende Frau, lebt zurückgezogen auf einem alten Bauernhof und bewirtschaftet ein paar Obstgärten und Weinberge. Zu den übrigen Dorfbewohnern hat sie kaum Kontakt.

Eines Tages taucht überraschend ein Teenager bei ihr auf und nistet sich bei ihr ein: Sally ist misstrauisch und aggressiv und offenbar auf der Flucht. Die beiden so grundverschiedenen Einzelgängerinnen, die sonst niemandem über den Weg trauen, sprechen nicht viel miteinander, kommen sich aber allmählich näher. Vor allem die anstrengende Arbeit auf Feldern sowie in den Weinbergen, Obstgärten und Wäldern verbindet Liss und Sally.

Ziemlich bald wird klar, dass Sally psychische Probleme und eine Therapie abgebrochen hat. Hier, in der ländlichen Idylle, wo ihr niemand hereinredet, bekommt sie buchstäblich wieder Boden unter die Füße.

Vorsichtig wie eine Zwiebel häutet Ewald Arenz die dunklen Geheimnisse der beiden Frauen Schicht um Schicht. Sally versteckt ihre empfindsame Seele hinter einem ruppigen Schutzpanzer und hat grundsätzlich etwas gegen Erwachsene, vor allem aber gegen die eigenen Eltern.

Liss kann das verstehen, denn auch sie hatte eine schwere Kindheit und ein äußerst schwieriges Verhältnis zu ihrem strengen Vater. Nach einer gescheiterten Liebesbeziehung ist sie auf Distanz zu den Männern gegangen und hat sich in ihr Schneckenhaus zurückgezogen. Wie tief ihre Verzweiflung in Wahrheit ist, offenbart sich erst zum Schluss.

Ewald Arenz überrascht in seinem neuen Buch als psychologisch feinfühliger Autor, der sich sehr gut in seine Charaktere hineinversetzen kann. Als Kontrast zu den Seelenlandschaften der beiden Frauen setzt er wunderbare Naturbeschreibungen. Das gibt seinem Roman einen liebevoll altmodischen Touch. (Der Titel "Alte Sorten" bezieht sich auf kaum noch bekannte Birnensorten.) Das einfache Landleben inszeniert Arenz zum Allheilmittel gegen die Zumutungen der modernen Erwachsenenwelt. Damit macht er es sich vielleicht ein bisschen zu einfach, aber einem alten Romantiker nimmt man das nicht weiter übel.

Ewald Arenz: Alte Sorten. Roman. Dumont, Köln. 256 Seiten, 20 Euro. Buchvorstellungen am 29. März bei der Buchhandlung Pelzner in Nürnberg-Eibach und am 12. April bei der Buchhandlung Jungkunz in Fürth.

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