Gelungener Turbostart für Claudia Emmert

20.6.2009, 00:00 Uhr
Gelungener Turbostart für Claudia Emmert

© Rödel

«Was wir in dieser Ausstellung zu sehen bekommen, ist ein Stück deutsche Kunstgeschichte und zugleich ein Stück Zeitgeschichte.» Davon ist Claudia Emmert, die vor kurzem die Nachfolge von Lisa Puyplat antrat, überzeugt.

Erschwerte, aber reizvolle Bed

«Ich habe mich im Turbotempo eingelebt!» Claudia Emmert lacht, wenn sie auf ihre ersten sechs Arbeitswochen zurückblickt. Anfang Mai trat sie ihre Stelle als neue Leiterin der Städtischen Galerie Erlangen an. Unter erschwerten, aber - wie sie betont - reizvollen Bedingungen. Denn vor der Zwangspause mit dem Beginn des Umzugs aus dem Ausweichquartier Museumswinkel zurück ins Palais Stutterheim beleuchtet sie in einer Schau die Plastiken eines Künstlers, dessen Werk in Erlangen seit vielen Jahren besonders gewürdigt wird: Der in Erlangen geborene Heinrich Kirchner (1902-1984). Der Skulptur-Garten mit seinen Werken am Burgberg gehört beispielsweise zu den Wahrzeichen der Stadt.

«Bevor ich nach Erlangen kam, wusste ich nichts über Heinrich Kirchner», gesteht Emmert offen. Doch wer mit der neuen Galerie-Leiterin durch die Ausstellung geht, merkt schnell: Als Pflichtaufgabe sieht sie diese Schau nicht an. Vielmehr ist zu spüren, mit wie viel Engagement sie sich mit dem Leben und Werk Kirchners in den vergangenen Wochen beschäftigt hat. Was sie besonders spannend findet: «Kirchner ist ein Künstler der Verlorenen Generation. Vor der NS-Zeit war er für den großen Erfolg zu jung, nach dem Zweiten Weltkrieg zu alt. Seine Art zu arbeiten war stets völlig eigenständig. Er hat sich in eine Art windstillen Winkel des Kunstbetriebs zurückgezogen.» Im Begleitheft zur gelungenen Schau setzt sich Emmert auch mit Kirchners Verhältnis zum offiziellen Kunstbetrieb in der NS-Zeit auseinander.

Geburt einer Skulptur

Emmert hat für die Kirchner-Schau den schlichten Raum des ehemaligen IndustrieKomplexes in ein halbes Dutzend farblich unterschiedlich gestalteter «Kunstkojen» aufgeteilt. Dort wird mit über 80 Arbeiten die künstlerische Entwicklung Kirchners in verschiedenen Themenbereichen nachgezeichnet. Dabei kann Emmert dann auch die beiden Plastiken präsentieren, mit denen Kirchner Ende der 50er Jahre bei der Biennale in Venedig und bei der Documenta in Kassel zu Gast war. Ergänzt wird die Ausstellung mit einem Aktionstag am Sonntag von 11 bis 15.30 Uhr unter dem Motto: «Feuer und Erz - die Geburt einer neuen Skulptur».

Bis 2. August, Di.-Fr. 11-19, Sa./So. 11-18 Uhr, Luitpoldstr. 47.