Ingrid Hofmann liest am liebsten den alltäglichen Wahnsinn
08.04.2012, 07:00 Uhr Es ist nicht die Art Interview, die die international anerkannte Geschäftsfrau gewohnt ist. Umso überraschender, wie lebendig und offen Ingrid Hofmann aus dem Nähkästchen plaudert, wenn es um Literatur geht.
„Bücher werden wertvoll durch Verknappung“. Das ist Ingrid Hofmanns schlichte Erklärung für ihre frühe Wertschätzung von Literatur. Als Kind las sie sich durch sämtlichen Lesestoff der Hiltpoltsteiner Schulbibliothek. Oft saß sie in einen Band vertieft auf einem Hügel bei der Hiltpoltsteiner Burg, von dem aus sie ihre Eltern bereits von weitem nach Hause kommen sah und sich dann schnell an die Hausaufgaben machen konnte. Bücher, die ihre Eltern ihr zu Geburtstag oder Weihnachten schenkten, hatte sie bereits Monate vorher in den Verstecken entdeckt und gelesen, gibt die Geschäftsfrau zu.
Auch heute ist Hofmanns Gier nach Literatur kaum zu befriedigen, sie liest immer drei bis vier Bücher parallel: „Ich lese alles, was mir zwischen die Finger kommt“. Dabei hält sie wenig vom konventionellen, chronologischen Verfahren. Hofmann fängt gerne mal beim Ende an, um sich von der Fähigkeit des Autors faszinieren zu lassen, einen Handlungsaufbau bis dorthin zu kreieren. Auf der anderen Seite erhebt sie wie viele andere Leser Besitzansprüche auf ein Buch. Dabei sind ihr Eselsohren, die sie anstatt Lesezeichen benutzt, ein willkommenes Mittel, um ihr Revier zu markieren.
Ingrid Hofmann ist der Genießertyp
Obwohl die Vielbeschäftigte Bücher zu verschlingen scheint, nimmt sie sich Zeit für ihre Lektüre. Sie ist der Genießertyp, der selten ein Buch im Flugzeug oder Zug aufschlägt und damit im Gegensatz zum abgebrühten Buchstabenkonsumenten steht.
Gewissenhaft, wie sie einst als Kind das Lexikon durchforstete, verfolgt sie den künstlerischen Werdegang ihrer Lieblingsschriftsteller. So zeigt sie uns zum Beispiel stolz einen echten Hesse, ein Bild, das sie aus dem direkten Nachlass erworben hat. Auch ihr Lieblingsbuch „Siddharta“ stammt von dem malenden Schriftsteller. Ansonsten liest sie gerne die Geschichten vom „alltäglichen, ganz normalen Wahnsinn“ von Roald Dahl.
Da Bücher für Ingrid Hofmann im Gegensatz zu früher nicht mehr knapp sind, verleiht sie zwar keine, verschenkt aber großzügig Literatur. Auch ihren Mitarbeitern stellt sie oft kostenlose Fachliteratur oder Zeitschriften für die Pause zur Verfügung..
Wenn es um Buchverfilmungen geht, kommt Hofmann vor allem eine in den Sinn: „Vom Winde verweht“. Ihr Problem mit dem Streifen: „Der Hauptdarsteller war so gar nicht mein Typ“. Da lässt die Fantasie beim Lesen eben doch ein wenig mehr Spielraum.
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