Jahreswechsel mit Mr. Shelley
28.12.2010, 13:46 UhrWenn man „Neujahrskonzert“ hört, denkt man an das Wiener Vorbild: 1939 zum ersten Mal von Clemens Krauss dirigiert, aber schon an Silvester. Richtig an Neujahr spielte man erstmals 1941, ab 1959 dann auch im Fernsehen. Heuer dirigiert der Chef der Wiener Philharmoniker Franz Welser-Möst. Karten gibt es längst schon keine mehr, aber die CD kann man bereits vorbestellen.
Doch auch in Nürnberg gibt es acht Neujahrstermine, dazu einen in Fürth und einen in Erlangen. „Es ist ein schöner gemeinsamer Jahresauftakt, eine Gelegenheit, sich zu treffen, ein symbolischer Akt des Neustarts in schönem Rahmen“, erklärt Lucius A. Hemmer, Chef der Nürnberger Symphoniker, das Angebot. Seine Truppe geht zum Jahreswechsel gleich zweimal an den Start: Am Mittwoch, 5.1. für die Abonnenten und am 6.1. im freien Verkauf (jeweils 20 Uhr). Die Konzerte sind mit dem Pianisten Martin Stadtfeld und Chefdirigent Alexander Shelley so prominent besetzt, dass der Verein der „Freunde und Förderer“ zur Finanzierung mit einspringt. Für Beethovens 2. Klavierkonzert und Mahlers 5. Symphonie gibt es noch Restkarten.
Im Land, wo die Zitronen blüh’n
Damenbein auf Liegestuhl und Sommercocktail mit Orange, damit werben die Nürnberger Philharmoniker für ihre fünf Neujahrskonzerte. Die fangen nun wirklich am 1. Januar an und entführen mit „Sinnlichkeit und Gefährlichkeit“ in das Land, „wo die Zitronen blüh’n“. Dabei kommt man zwar um Johann Strauß und diesen speziellen Walzer nicht herum. Aber da Österreich seine Adriaküste längst verloren hat, bemüht man fürs Mediterrane auch Ravel, de Falla und Rossini. Weil gerade die Flamenco-Queen Esther Jurado aus Madrid im „Carmen“-Ballett gastiert, wird am 1.1. (19 Uhr), am 2.1. und 6.1. (jeweils 11 und 19 Uhr) im Opernhaus auch getanzt und mit Kastagnetten geklappert. Originales Wien garantiert trotzdem Dirigent und Neujahrsplauderer Philipp Pointner.
Typisch wienerisch wollte das Neujahrskonzert des „Ensemble Kontraste“ in der Tafelhalle nie sein: Nürnbergs längst nicht mehr „heimliches“ Alternativ-Neujahr, letztes Mal ausverkauft bis auf die letzte Zusatzreihe, bietet unter dem Augsburger Opernchef Kevin John Edusei eine Zeitreise von Barock (Rameau) über Klassik (Haydn) bis Pop (Sigur Rós). Termin ist hier der 1. Januar, 17 Uhr.
Mit „Wiener Schmäh“ mag das Erlanger „gVe“-Konzert gar nichts zu tun haben. Es setzt auf Festlichkeit, und die ist meistens barock. Dafür tritt in der Heinrich-Lades-Halle eine First-Class-Besetzung an: Veronica Cangemi, Sopranstar der Münchner Händel-Renaissance, singt Arien aus ihrem Spezialgebiet, Reinhold Friedrich spielt Haydns Trompetenkonzert, am Pult der Bamberger Symphoniker steht der Alte Musik-Spezialist Andreas Spering.
Ein wenig ernster blickt Fürth in die Zukunft. Dort heißt das Neujahrskonzert an Dreikönig (18 Uhr, Stadttheater) „Die Macht des Schicksals“. Das lassen die Stuttgarter Philharmoniker mit Verdis Ouverture und Beethovens 5. Symphonie an die Tür pochen und leiten mit Offenbach bruchlos in den Fasching über (Dirigent: Mario Venzago).
Karten: Symphoniker (0911/ 4740154, ab 17 Euro), Philharmoniker (0180-5-231-600, ab 9 Euro), Ensemble Kontraste (0911/231-4000, ab 12 Euro), gVe Erlangen (09131/22195, ab 21 Euro), Stadttheater Fürth (0911/9742400, ab 11 Euro)