Kaiserschmarrn für den heiligen Vater

1.11.2012, 12:00 Uhr
Kaiserschmarrn für den heiligen Vater

© Majestic

Eines muss man Regisseur Tomy Wigand lassen: Für die Rolle einer vitalen rundlichen Großmutter, die sich auch in der Fremde problemlos zurecht findet, hätte er kaum jemand besseres als das bayrisch-barocke Urgestein Marianne Sägebrecht finden können. Die sieht man anfangs in der wunderschönen Landschaft Ontarios die Asche ihres verblichenen Gatten in ein Amulett löffeln. Schließlich soll das Haus der bajuwarischen Wahl-Kanadierin auf Wunsch der neurotisch gluckenhaften Tochter verkauft und die dralle Grandma zur geriatrischen Bespaßung ins Luxus-Heim verfrachtet werden.

Doch die streng katholische Oma hat andere Pläne und ihren eigenen Kopf: Weil sie mit dem Herrn im Himmel noch eine Rechnung offen hat, büxt sie für eine Audienz beim Papst nach Rom aus. Dort hält sich passenderweise gerade ihre Enkelin als Au-pair-Mädchen auf. Allerdings lebt die junge Frau nicht wie gedacht bei einer katholisch-braven Familie, sondern in wilder Ehe mit einem Rockmusiker zusammen. Der Oma ist das einen kurzen Ohnmachts-Anfall wert.

Doch es kommt wie es kommen muss: die aufmüpfige Großmutter und ihre gegen Mama rebellierende Enkelin sind Schwestern im Geiste und bald passt kein Blatt mehr zwischen die beiden. Ebenso vorhersehbar ist der Rest der Handlung. Regisseur Tomy Wigand und seine Drehbuchautorin Gabriela Sperl wollen uns mit vermeintlich gegen den Strich gebürsteten Figuren überraschen und schaffen doch nur Klischees. Die Italiener sind so wie man sich Italiener vorstellt, in Rom sieht es aus wie im Reiseprospekt, und dass man mit kulinarischen Kenntnissen viel bewegen kann — in diesem Fall lässt sich der Pontifex von Kaiserschmarrn à la bavarese betören —, gehört ja auch schon längst zum Pointenfundus von Komödien. Dazu kommt, dass es einige Zufälle braucht, um die märchenhafte Handlung voranzubringen, Komik mitunter in gefährliche Nähe zu Klamauk rückt und gegen Ende viel Rührseligkeit verbreitet wird.

Allerdings macht Marianne Sägebrecht eine wirklich gute Figur in all den schönen Stadtansichten. Sie ist es, die mit ihrer Präsenz den Film zusammenhält. Man schaut ihr gern zu wie sie sich von einem hartnäckigen Filou (sympathisch: Giancarlo Giannini) erst fast vor den Traualtar und dann mit der Vespa entführen lässt. Gemeinsam haben die beiden nach einer versehentlichen Pfefferspray-Attacke auf den Papst einen furiosen Auftritt in der Polizeistation. Dass die Sache mit der Religion am Ende nicht mehr ganz so ernst genommen wird, versteht sich von selbst. Wer also zwischendurch mal leichte Kino-Kost braucht, ist hier richtig (D/105 Min.; Admiral, Cinecittà, Nbg.; CineStar, Lamm-Lichtspiele, Erl.)
 

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