Kleine Fluchten aus einer trostlosen Welt

22.9.2010, 22:59 Uhr
Kleine Fluchten aus einer trostlosen Welt

© Kool

Mia (Katie Jarvis) ist 15 Jahre alt, ein Vulkan, der ständig unter Druck steht und bei jeder sich bietenden Gelegenheit explodiert. Allein und ziellos treibt das Mädchen durch den Tag und ihren Hood, ein deprimierendes Sozialbauviertel im ostenglischen Essex – wenn es dem Rest der Welt nicht gerade lautstark seine Verachtung entgegen schreit. Ruhe und Seelenheil findet der Teenager nur beim Tanzen in einer leerstehenden Wohnung. Doch dann verliebt sich Mia in den charismatischen Lover ihrer (zugegeben rattenscharfen) Mutter (Kierston Wareing aus „It’s a Free World“). Ein leises Drama nimmt seinen Lauf.

Mit harten Schnitten, einem scharfen Blick für Nuancen und ohne Sozialkitsch erzählt die britische Regisseurin Andrea Arnold in ihrem zweiten Spielfilm „Fish Tank“ eine einfache Geschichte aus einer fragilen Phase im Leben, in der der Körper nicht weiß wohin mit all der Energie und dumme Dinge im nächsten Augenblick passieren können. Katie Jarvis spielt die junge Mia Williams intensiv und zornig, lässt ihr bei aller Wut jedoch immer ein Stück Liebenswürdigkeit – ein Traum.

Unaufdringlich umkreist die Kamera die nassforsche Heldin und trotzt der Tristesse ihrer Welt einige stille Moment der Schönheit ab. Die allgemeine Sprachlosigkeit zwischen den Menschen ist es, die lähmend wirkt. Auch Mias Träume sterben einsam, doch wie immer im Leben gilt auch hier: Die eine Tür geht zu, die nächste klappt auf. Ein starkes Stück junges britisches Kino, das zu Recht mit zahlreichen Auszeichnungen prämiert wurde. (GB/122 Min.; Metropolis, Nürnberg; Lamm–Lichtspiele, Erlangen)

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