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Kommentar: Nürnberg treibt Künstler zusehends in die Flucht

Christan Mückl

Kultur / Leben

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25.3.2021, 10:10 Uhr
Holzbildhauer Christian Rösner ist einer von 100 Ateliermietern Auf AEG, die bis Herbst nach neuen, bezahlbaren Werkstätten suchen müssen.

© Patrick Schroll Holzbildhauer Christian Rösner ist einer von 100 Ateliermietern Auf AEG, die bis Herbst nach neuen, bezahlbaren Werkstätten suchen müssen.

"So fand ich schnell heraus: die beste Straße unserer Stadt – sie führt aus ihr hinaus." Diese Songzeile hat Udo Lindenberg gedichtet und vielen Kreativen scheint sie auf der Zunge zu liegen.


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Schon verrückt: Nürnberg hat Deutschlands ältesten Kunstverein, die älteste Kunstakademie – aber offenbar auch ein Talent dafür, Talente ziehen zu lassen. Von Meisterwerken ganz zu schweigen.

Die bekanntesten Werke von Albrecht Dürer befinden sich nicht in seiner Heimatstadt Nürnberg, sondern - wie hier die "Betenden Hände" in der Albertina Wien.

Die bekanntesten Werke von Albrecht Dürer befinden sich nicht in seiner Heimatstadt Nürnberg, sondern - wie hier die "Betenden Hände" in der Albertina Wien. © Herbert Neubauer, afp

Okay, den Jammer darüber, dass Dürers "Rasenstück" , "Hasenstück" oder seine "Betenden Hände" in Wien hängen und nicht an der Pegnitz, sparen wir uns. Verjährt! Ganz aktuell allerdings hauen frischgebackene Meisterschüler, kaum der Akademie entsprungen, in Städte ab, wo der Hase anders läuft. Berlin, Leipzig, Frankfurt, Wien: Dort sind bezahlbare Ateliers vorhanden. Einen nennenswerten Kunstmarkt gibt es auch.

In Nürnberg dagegen müssen im Herbst 100 Ateliermieter schauen, wo sie bleiben. Auf AEG schließt. Und sie werden sich umzuschauen wissen – auch anderswo. Klar kostet Kultur: Mut, öffentliche Gelder und manchmal auch Nerven. Aber 100 findige Köpfe ziehen lassen? Danach droht Langeweile. Die wäre natürlich kostenlos.

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