Krimi „Eibengift“ von Ottilie Arndt und Lydia Ostermeier
02.07.2011, 00:00 Uhr
Die drei Eibenmalerinnen sind die neuen Stars der Kunstszene: Jung, schön, talentiert. Das kreative Trio holt sich seine Inspiration in den mystischen Eibenwäldern von Paterzell in Oberbayern und Gößweinstein in Oberfranken. Doch der Rummel um die Künstlerinnen nimmt ein jähes Ende: Zwei von ihnen, Laura Berger und Bettina Tauber, werden ermordet. Der Täter hat sie mit dem Eibengift Taxin getötet und mit den leblosen Körpern Szenen aus Bergers Werken nachgestellt.
Der Doppelmord ist ein Fall für Kriminaloberrat Otto Fechter — dick, gemächlich, gerne mit Fächer unterwegs — und Kriminaldirektorin Renate Wörlein — klein, schlank, Vorliebe für Stöckelschuhe: „Je bequemer ich in meinen Schuhe stehe, desto beschissener sehe ich aus.“ Merken, liebe Leserinnen! Der Bayer und die Fränkin sind nachgerade ein detektivisches Traumpaar. Die beiden nehmen die Ermittlungen auf und sehen sich schnell damit beschäftigt, auch die dritte Malerin, Verena Bach, vor dem Killer zu beschützen. Was sich als ziemlich schwierig herausstellt, denn die Künstlerin wehrt sich...
Mit „Eibengift“ legen die literarischen Zwillinge Ottilie Arndt, die bereits unter dem Pseudonym Lena Bloom Krimis veröffentlichte, und Lydia Ostermeier nach „Des Teufels Mühle“ ihren zweiten gemeinsam verfassten Krimi vor. Für außergewöhnliche Orte haben die beiden eine Vorliebe. Ebenso für Frauenfiguren. Die Damen tragen in dem Roman zwar durchaus Röcke, haben aber eindeutig die Hosen an. Renate Wörlein etwa, schlau und resolut, hat von ihren Münchner Kollegen den Spitznamen „Kadema“ bekommen — denn die Nürnbergerin fränkelt ganz unüberhörbar.
Womit wir bei dem wären, was Regionalkrimis für die Leser allem Anschein nach so interessant macht. Wer das Kopfkino anschmeißt, kann in Gedanken die Wege in München und Nürnberg beziehungsweise der Fränkischen Schweiz mit abgehen, freut sich über Schäufele mit Gniedla und schmunzelt außerdem über die Kabbeleien zwischen dem Bayern und der Fränkin.
Clowneskes Damen-Duo
Da bleibt nicht aus, dass die Autorinnen manchmal haarscharf am Klischee vorbei schrammen. Etwas zu viel des Guten ist zum Beispiel die Polizistin Amire Önar, Tochter einer Sizilianerin und eines Türken, die nicht nur emanzipiert ist, sondern auch Katholikin – und als Hobby Stangentanz betreibt. Sehr hübsch gelungen sind dagegen die clownesken Nebenfiguren Betti und Lotti. Die beiden alten Damen stehen nicht nur auf Tee und Aperol, sondern mischen sich auch gern überall ein.
Ganz nebenbei lernt der Leser in dem sorgfältig recherchierten und spannenden Buch, in dem mancher Dialog aber etwas hölzern-unbeholfen ausfällt, auch noch einiges über die Gesetze des Kunstmarktes. Für manch einen ist eine tote Malerin natürlich mehr Wert als eine lebendige. Aber ob es tatsächlich, wie so oft behauptet, wahrscheinlicher ist, dass eine Frau einen Giftmord verübt als ein Mann, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.
Ottilie Arndt und Lydia Ostermeier: Eibengift. Roman, Emons Verlag, Köln. 270 Seiten, 10,90 Euro.