Altes Gebälk, viel Patina

Mitten in Nürnberg steht Deutschlands ältestes Gerberhaus: Hier ist neues Leben entstanden

09.03.2025, 12:00 Uhr
In der Weißgerbergasse steht das Haus mit der Nummer 33 seit nunmehr 775 Jahren - früher sind hier Gerber ihrem Handwerk nachgegangen. "Tafelberg" ziert die Fassade noch heute - es ist der Name eines Bio-Thai-Restaurants gewesen, dass bis vor einigen Jahren hier zu finden war.
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In der Weißgerbergasse steht das Haus mit der Nummer 33 seit nunmehr 775 Jahren - früher sind hier Gerber ihrem Handwerk nachgegangen. "Tafelberg" ziert die Fassade noch heute - es ist der Name eines Bio-Thai-Restaurants gewesen, dass bis vor einigen Jahren hier zu finden war. © Andrea Munkert

Als Fachwerkhaus reiht sich das mehrstöckige Anwesen in den Fassadenzug der Weißgerbergasse, der schönsten Straßen in Nürnberg, ein. Im Zweiten Weltkrieg ist die Meile von den Bombardierungen verschont geblieben. Historische Fotos zeigen die Weißgerbergasse mit ihren Häusern, während der Rest der Stadt rundum in Ruinen liegt.
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Als Fachwerkhaus reiht sich das mehrstöckige Anwesen in den Fassadenzug der Weißgerbergasse, der schönsten Straßen in Nürnberg, ein. Im Zweiten Weltkrieg ist die Meile von den Bombardierungen verschont geblieben. Historische Fotos zeigen die Weißgerbergasse mit ihren Häusern, während der Rest der Stadt rundum in Ruinen liegt. © Andrea Munkert

Um 1250 sei hier ein Sandsteinquaderturm gebaut worden; 1372 habe dann der erste Gerber um diesen Turm ein Fachwerkhaus errichtet, berichtet der aktuelle Inhaber, Timo Riedrich. Eine Dissertation habe eruiert, dass es damit original das älteste Gerberhaus in Deutschland ist.
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Um 1250 sei hier ein Sandsteinquaderturm gebaut worden; 1372 habe dann der erste Gerber um diesen Turm ein Fachwerkhaus errichtet, berichtet der aktuelle Inhaber, Timo Riedrich. Eine Dissertation habe eruiert, dass es damit original das älteste Gerberhaus in Deutschland ist. © Andrea Munkert

Hinter der schweren Holztüre empfängt ein langer Gang die Gäste des Hauses - eine Mixtur aus kalkweisen Wänden mit Kunst und unterschiedlichem alten Gemäuer, das die lange Geschichte des schmalen, aber hohen Hauses widerspiegelt. Seit 2018 ist es Eigentum des Nürnbergers Timo Riedrich.
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Hinter der schweren Holztüre empfängt ein langer Gang die Gäste des Hauses - eine Mixtur aus kalkweisen Wänden mit Kunst und unterschiedlichem alten Gemäuer, das die lange Geschichte des schmalen, aber hohen Hauses widerspiegelt. Seit 2018 ist es Eigentum des Nürnbergers Timo Riedrich. © Andrea Munkert

Bis ungefähr Mitte der 2010er-Jahre wurde hier thailändisch im Bio-Restaurant Tafelberg gekocht, seit 2018 gehört es Riedrich, der hier einen Ort geschaffen hat, an dem Kunst und Events verschiedener Art einen Platz finden sollen.
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Bis ungefähr Mitte der 2010er-Jahre wurde hier thailändisch im Bio-Restaurant Tafelberg gekocht, seit 2018 gehört es Riedrich, der hier einen Ort geschaffen hat, an dem Kunst und Events verschiedener Art einen Platz finden sollen. © Andrea Munkert

Timo Riedrich hat für eine aktuelle Ausstellung den aus Schweinfurt stammenden Rock-Star in der zeitgenössischen Kunst, Alexander Höller, gewinnen können (im Bild eines der Werke). Höllers Kunst verteilt sich aktuell über die Stockwerke des Hauses - es ist eine Art Chronik seines Schaffens.
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Timo Riedrich hat für eine aktuelle Ausstellung den aus Schweinfurt stammenden Rock-Star in der zeitgenössischen Kunst, Alexander Höller, gewinnen können (im Bild eines der Werke). Höllers Kunst verteilt sich aktuell über die Stockwerke des Hauses - es ist eine Art Chronik seines Schaffens. © Andrea Munkert

Das Zusammenspiel zwischen altem Fachwerk inklusive all seiner Elemente und aktueller Kunst ist durchaus spannend.
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Das Zusammenspiel zwischen altem Fachwerk inklusive all seiner Elemente und aktueller Kunst ist durchaus spannend. © Andrea Munkert

Die Küche wurde beibehalten, denn auch Kulinarik spielt bei den von Riedrich initiierten Events eine Rolle: Max Kandel, Chef im bekannten Restaurant Opatija versorgt hier aktuell bei ausgewählten Terminen für glückliche Gaumen. Bald schon soll sich Kandels Engagement verstetigen, so Riedrich.
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Die Küche wurde beibehalten, denn auch Kulinarik spielt bei den von Riedrich initiierten Events eine Rolle: Max Kandel, Chef im bekannten Restaurant Opatija versorgt hier aktuell bei ausgewählten Terminen für glückliche Gaumen. Bald schon soll sich Kandels Engagement verstetigen, so Riedrich. © Andrea Munkert

Das Haus habe eine "so positive Energie", sei ein "einfaches Handwerkerhaus" und nicht verziert oder üppig, wie das eines damaligen Patriziers, so Riedrich. Vom ersten Eindruck an haben er und seine Familie sich darin wohlgefühlt und wollten dem Denkmal neues Leben schenken.
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Das Haus habe eine "so positive Energie", sei ein "einfaches Handwerkerhaus" und nicht verziert oder üppig, wie das eines damaligen Patriziers, so Riedrich. Vom ersten Eindruck an haben er und seine Familie sich darin wohlgefühlt und wollten dem Denkmal neues Leben schenken. © Andrea Munkert

"Wir haben leider keinen Brunnen", scherzt Riedrich. Doch, um möglichst authentisch und doch modern zu sein, habe man sich für einen brunnenartigen Bottich als Waschbecken entschieden.
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"Wir haben leider keinen Brunnen", scherzt Riedrich. Doch, um möglichst authentisch und doch modern zu sein, habe man sich für einen brunnenartigen Bottich als Waschbecken entschieden. © Andrea Munkert

Hinter der ersten Wandschicht entpuppte sich ein regelrechtes Universum: Die Patina zeigt die vielen Leben dieser Wände. Jeder der hier ansässigen Gerber habe die Dachform verändert, berichtet der Hausherr. Das Anwesen habe etliche Umbauten erlebt und weise "krasse Absenkungen" vor. Witzig: Alte Balken wurden oft in anderen Teilen des Hauses wieder eingesetzt.
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Hinter der ersten Wandschicht entpuppte sich ein regelrechtes Universum: Die Patina zeigt die vielen Leben dieser Wände. Jeder der hier ansässigen Gerber habe die Dachform verändert, berichtet der Hausherr. Das Anwesen habe etliche Umbauten erlebt und weise "krasse Absenkungen" vor. Witzig: Alte Balken wurden oft in anderen Teilen des Hauses wieder eingesetzt. © Andrea Munkert

Im ersten Stock führt ein langer Gang an der ehemaligen Trinkstube vorbei in einen größeren Raum, in dem zum Beispiel auch Lesungen stattfinden - Martin Brambach, (Tatort-) Schauspieler, fand sich schon ein. Auch ein Gewürzseminar hat es schon gegeben.
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Im ersten Stock führt ein langer Gang an der ehemaligen Trinkstube vorbei in einen größeren Raum, in dem zum Beispiel auch Lesungen stattfinden - Martin Brambach, (Tatort-) Schauspieler, fand sich schon ein. Auch ein Gewürzseminar hat es schon gegeben. © Andrea Munkert

Nicht nur dieser Raum im ersten Stock (hier wieder ein Werk von Alexander Höller), sondern das gesamte Gebäude sieht Inhaber Timo Riedrich als "Möglichkeitsraum für Verschiedenes", man könne viele Ideen einbringen.
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Nicht nur dieser Raum im ersten Stock (hier wieder ein Werk von Alexander Höller), sondern das gesamte Gebäude sieht Inhaber Timo Riedrich als "Möglichkeitsraum für Verschiedenes", man könne viele Ideen einbringen. © Andrea Munkert

Der "Ort als Gegenstand, Quelle und Gemeinschaft tiefen Wandels" ist Riedrich wichtig. Das Fachwerkhaus sei für ihn ein "Identifikationsort", der viele Leben und Phasen mitgemacht hat. "Mir ist es wichtig, dass man ihn selbst entdeckt und sich fragt: Was macht er mit mir?"
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Der "Ort als Gegenstand, Quelle und Gemeinschaft tiefen Wandels" ist Riedrich wichtig. Das Fachwerkhaus sei für ihn ein "Identifikationsort", der viele Leben und Phasen mitgemacht hat. "Mir ist es wichtig, dass man ihn selbst entdeckt und sich fragt: Was macht er mit mir?" © Andrea Munkert

Mittels der Events möchte Riedrich bei einem ausgewähltem Publikum "Leute zusammenführen, die neugierig geblieben sind", die "gute Gespräche suchen und Menschen kennenlernen möchten". Wichtig ist ihm dabei: Es handele sich hier nicht um einen Business-Club, in dem sich Menschen vernetzen. Er wolle "Impulse setzen".
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Mittels der Events möchte Riedrich bei einem ausgewähltem Publikum "Leute zusammenführen, die neugierig geblieben sind", die "gute Gespräche suchen und Menschen kennenlernen möchten". Wichtig ist ihm dabei: Es handele sich hier nicht um einen Business-Club, in dem sich Menschen vernetzen. Er wolle "Impulse setzen". © Andrea Munkert

Anders als im Museum wird hier auch Kunst gehandelt - aktuell ist es also für Künstler Alexander Höller ein Weg, an Kundschaft zu kommen.
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Anders als im Museum wird hier auch Kunst gehandelt - aktuell ist es also für Künstler Alexander Höller ein Weg, an Kundschaft zu kommen. © Andrea Munkert

Auch eine kleine Dachterrasse entpuppt sich in einem der Stockwerke - doch gibt es keine Tür. Charmant: Alle, die dort draußen die frische Luft genießen möchten, müssen durch ein Fenster klettern.
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Auch eine kleine Dachterrasse entpuppt sich in einem der Stockwerke - doch gibt es keine Tür. Charmant: Alle, die dort draußen die frische Luft genießen möchten, müssen durch ein Fenster klettern. © Andrea Munkert

"Alte Leben und Phasen verleihen dem Ort seinen einzigartigen Charakter", sagt Timo Riedrich. Und er staunte nicht schlecht, als er erfuhr, dass sich hier im zweiten Stock des Hauses bis in die 90er-Jahre eine Offizierswohnung befand.
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"Alte Leben und Phasen verleihen dem Ort seinen einzigartigen Charakter", sagt Timo Riedrich. Und er staunte nicht schlecht, als er erfuhr, dass sich hier im zweiten Stock des Hauses bis in die 90er-Jahre eine Offizierswohnung befand. © Andrea Munkert

Wie er erfuhr, habe hier ein ehemaliger griechischer Kriegsmarine-Offizier gelebt, der in Nürnberg strandete, nachdem er mitsamt dem Schiff gen Italien dissertierte und in Deutschland ältestem Gerberhaus eine neue Bleibe fand.
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Wie er erfuhr, habe hier ein ehemaliger griechischer Kriegsmarine-Offizier gelebt, der in Nürnberg strandete, nachdem er mitsamt dem Schiff gen Italien dissertierte und in Deutschland ältestem Gerberhaus eine neue Bleibe fand. © Andrea Munkert

Wie sehr das Haus sich absenkt, sieht man vor allem im zweiten Stock. Hier sollen bald schon eine mobile Küche und ein Tresen Platz finden, um auch diesen Raum noch mehr oder anders bespielen zu können.
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Wie sehr das Haus sich absenkt, sieht man vor allem im zweiten Stock. Hier sollen bald schon eine mobile Küche und ein Tresen Platz finden, um auch diesen Raum noch mehr oder anders bespielen zu können. © Andrea Munkert

Ein Ort vieler Kuriositäten: Dieser Griff findet sich im Deckengebälk im zweiten Stock. Riedrich sagt, dass viele Dachstuhlveränderungen zum Verbau des Gebälks andernorts geführt haben.
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Ein Ort vieler Kuriositäten: Dieser Griff findet sich im Deckengebälk im zweiten Stock. Riedrich sagt, dass viele Dachstuhlveränderungen zum Verbau des Gebälks andernorts geführt haben. © Andrea Munkert

Leben zeigen: Entweder war hier im heutigen Treppenhaus ehemals eine Esse vorhanden oder es kam zu einem Brand. Riedrich hat die Vergangenheit des Hauses sehr präsent gehalten.
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Leben zeigen: Entweder war hier im heutigen Treppenhaus ehemals eine Esse vorhanden oder es kam zu einem Brand. Riedrich hat die Vergangenheit des Hauses sehr präsent gehalten. © Andrea Munkert

Der Griff an dieser Tür im Erdgeschoss ist seit vielen Jahrhunderten im Einsatz.
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Der Griff an dieser Tür im Erdgeschoss ist seit vielen Jahrhunderten im Einsatz. © Andrea Munkert

Nach der Werkschau von Alexander Höller kommen Werke von Künstlerin Sonja Soller ins Haus, sie befasst sich mit der Kraft der Frauen. Auch Ryan Mendoza hat Riedrichs Anfrage schon zugesagt. Er ist bekannt geworden, als er das Haus der Schwarzen Bürgerrechtlerin Rosa Parks in Detroit gerettet und in Europa unter dem Titel "The House that dissappeared" wieder aufgebaut hat.
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Nach der Werkschau von Alexander Höller kommen Werke von Künstlerin Sonja Soller ins Haus, sie befasst sich mit der Kraft der Frauen. Auch Ryan Mendoza hat Riedrichs Anfrage schon zugesagt. Er ist bekannt geworden, als er das Haus der Schwarzen Bürgerrechtlerin Rosa Parks in Detroit gerettet und in Europa unter dem Titel "The House that dissappeared" wieder aufgebaut hat. © Andrea Munkert

Das Haus in der Weißgerbergasse 33 ist nicht öffentlich begehbar, auch die Events sind exklusiv.
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Das Haus in der Weißgerbergasse 33 ist nicht öffentlich begehbar, auch die Events sind exklusiv. © Andrea Munkert