Bühnenzauber
Mobbing und böse Füchse: Nürnberger Kindertheater stellen sich in der neuen Spielzeit harten Themen
24.9.2021, 11:22 UhrMobbing ist Thema beim Theater Pfütze: In dem niederländischen Drama "Ich bin Vincent und ich habe keine Angst" kämpft der Titelheld an seiner Schule jeden Tag ums Überleben. Denn Dilan und seine Bande lassen Vincent spüren, dass er nicht normal ist – was immer das auch sein soll. Die Lehrer sehen nix, seinen Eltern sagt er nix. Doch dann steht die Klassenfahrt an und Vincent bleibt nur sein Survival-Handbuch ... (Premiere: 8. Oktober, ab 10 Jahren)
"Gesucht: Iphigenie" war kurz mal bei den Gluck-Festspielen zu sehen und wurde für die neue Spielzeit noch einmal komplett überarbeitet. Die berühmte Geschichte aus der griechischen Mythologie wird mit viel Musik in die Gegenwart geholt (Premiere: 26. November).
Die humorige Parabel "Der große böse Fuchs" wurde während der Pandemie als musikalisches Hörspiel umgesetzt und erfährt jetzt doch noch mal eine Bühnenversion (ab 6 Jahren, läuft bereits).
Dass Menstruation im 21. Jahrhundert immer noch ein Thema ist, hat auch die Theatermenschen von der Pfütze gewundert. Doch die Rückmeldungen auf ihren "Theaterparcours zum Thema Menstruation" waren so gut, dass er von 3. bis 5. Mai 2022 noch einmal neu aufgelegt wird (für Menschen ab 10 Jahre).
Ansonsten bietet die Pfütze wieder zahlreiche Theaterpädagogik-Kurse quer durch alle Altersgruppen an, darunter die Murmelbühne für Zwei- bis Dreijährige sowie ein intergeneratives Projekt mit Schülern und Senioren in Hersbruck. Als Regiegast wird die Berlinerin Gineke Pranger in der anstehenden Spielzeit 21/22 gemeinsam mit dem Pfütze-Ensemble ein Stück für Kinder im Grundschulalter entwickeln.
Drei Bären, drei Meinungen
Die Abenteuergeschichte "Der Bärenberg" über drei Bären, die gemeinsam einen Berg erklimmen möchten, jedoch nicht einig sind, welchen Weg sie einschlagen, wird beim Theater Mummpitz uraufgeführt - und will Mut machen, dass man auf dem richtigen Weg ist, wenn es der eigene ist (Premiere: 2. Oktober, ab 4 Jahren).
Speziell für Schulen als Klassenzimmertheater ist der Mikro-Krimi "Manuela ermittelt" konzipiert. Hier wird der Spieß beherzt umgedreht: Schoolhoming statt Homeschooling ist angesagt. Und dann ist da noch die Sache mit dem zugemüllten Putzwagen. Reinigungskraft Manuela, neuerdings systemrelevant, geht der Sache auf den Grund ... (ab 8 Jahren; auf Anfrage)
Neu ist die Gesprächsreihe "mit.reden", für die das Theater Mummpitz einen Raum für Fragen, Diskussionen und Austausch stellen möchte. Erster Podiumsgast ist am 26. November Manfred Rosen - Sozialarbeiter, Traumtherapeut und Zenmeister.
Ansonsten bastelt das Mummpitz-Team bereits fleißig an der zwölften Ausgabe des "Panoptikum"-Festivals, das von 8. bis 13. Februar über die Bühnen gehen wird - mit mindestens zehn europäischen Produktionen der unterschiedlichsten Formate sowie zehn Gastspielen aus Bayern und der Region.
Das kleine Theater Rootslöffel will hoch hinaus - etwa mit „Robinson & Crusoe“, das vor 20 Jahren schon einmal am Haus gespielt wurde. Damals begegneten sich zwei Feinde, die unterschiedliche Sprachen sprechen, auf einem Hausdach in einer untergegangen Welt, diesmal spielt die Geschichte im Weltall, wie der Untertitel verrät: "gestrandet auf einem fernen Planeten". Mit schickem Bühnenbild und einer Rakete, die raucht und schnauft, versprechen die Theatermacher ein echtes Spektakel (Premiere: 2. Oktober, für Menschen ab 6 Jahren).
Ab ins Weltall!
Eine Weltraumgeschichte ist auch "Sternenhimmel" geworden, ein Singspiel mit Tanz und den Hits der Neuen Deutschen Welle, "die", wie Thomas Herr von Rootslöffel sagt, "wir damals gehasst haben, die sich aber heute in den Kindergärten und Horten als Klassiker großer Beliebtheit erfreuen, wie wir erfahren mussten." (Premiere: 2. Oktober, ab 6 Jahren)
Thomas Herr steht auch bei dem Solostück "Morgens früh um sechs kommt die kleine Hex" auf der Bühne. Die Suppengeschichte um eine genervte kleine Hexe mit Gemüse, Musik und etwas Zauberei, bei der am Ende alle satt werden, musste pandemietechnisch zweimal verschoben werden, jetzt startet sie im Anlauf (Premiere: 13. November, ab 4).
Das Gostner Hoftheater und das Figurentheater Salz+Pfeffer sind keine reinen Bühnen für Kinder und Jugendliche, haben jedoch für die junge Zielgruppe eigene Programmsparten. Ersteres gibt sich "Extrem laut & unglaublich nah" - mit einer theatralen Erkundungsexpedition quer durch Nürnberg, das sich in das 9/11-traumatisierte New York verwandelt. Die aufwändige Großproduktion von drei Theaterhäusern (Salz+Pfeffer, Gostner und Staatstheater Nürnberg) mit über 60 Beteiligten startet am 26. September.
Tabu-Thema "Menstruation"
Außerdem im Gostner: "I do the same job bleeding", ein Stück über das Scheinbar-immer-noch-Tabuthema Menstruation - Stichwort "Erdbeerwoche", mehr muss man nicht sagen. Nur soviel: Wir müssen reden! (Premiere: 25. Oktober)
Das Dokumentartheaterstück "Gusguss" widmet sich dem Leben und Lebenswerk des schwäbischen Erfinders Gustav Mesmer, auch bekannt als der "Ikarus vom Lautertal". Mesmer wollte mit einem Fahrrad von Dorf zu Dorf fiegen und wurde deshalb sein halbes Leben lang in Irrenanstalten eingesperrt. Was ist Leben, was ist Kunst, was ist Freiheit? Antworten auf diese Fragen ab 23. September in der neu eingerichteten Lagerhalle am Theaterparkplatz.
Neben seinem Jugendtheaterclub für Menschen ab 15 gründet das Gostner ganz neu (s)eine eigene Peer-Group. Motto: "Wir mischen mit". Unter Anleitung einer Theaterpädagogin soll die Gruppe die ganze Spielzeit über mitlaufen und selbstständig ein Begleitprogramm zu jedem Stück erstellen. Und dann ist da auch wieder das vom GHT kuratierte "Lichtblicke"-Theaterfestival für junges Publikum, das von 25. bis 29. Oktober stattfindet - im verknappter Form, dafür aber mit diversen neuen und spannenden Formaten.
Gespenster unterm Bett
"Spuk in der Kuschelburg" ist beim Figurentheater Salz+Pfeffer angesagt. Mika liebt Knödel, Mama und Papa, im Winter Schlitten fahren und im Sommer baden gehen, bis die Lippen blau anlaufen. Nur die neue Wohnung, in die er zusammen mit seinen Eltern und der kleinen Schwester gezogen ist, gefällt ihm nicht. Was auch an den Gespenstern liegt, die jede Nacht in seinem Zimmer aufscheinen. Doch nach und nach stellt sich heraus, dass die gar nicht so verkehrt sind ... (Premiere: 14. November, ab 4 - auch als Koffertheater für Kindergärten)
Ansonsten werden bei Salz+Pfeffer der Publikumsrenner "Oskar und das Geheimnis der verschwundenen Kinder" (ab 19. November), der Festtags-Klassiker "Die Weihnachtsgans Auguste" (ab 8. Dezember) sowie "Das schönste Ei der Welt" (April 2022) neu aufgelegt. Die hauseigene Theaterpädagogik setzt aktuell auf die "Bremer Stadtmusikanten", die hier auf Hände gemalt werden und zu spezieller Musik zu neuem Leben erwachen. Ein bunter, lustiger Spaß.
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