"Mr Bean" spielt Kommissar Maigret

30.12.2016, 12:02 Uhr

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Pfeife und Hut sind seine Markenzeichen, außerdem verliert er kein Wort zu viel und hat fast immer die Ruhe weg: Kommissar Maigret ist ein Ermittler alter Schule. Der von dem belgischen Bestsellerautor Georges Simenon (1903–1989) erdachte Kommissar aus Paris ging in 75 Romanen und zahlreichen Filmen auf Verbrecherjagd und zählt zu den ganz großen Figuren der Kriminalliteratur.

Jetzt kommt der coole Franzose mit dem melancholischen Blick zurück: In der neuen britischen Krimireihe „Kommissar Maigret“ löst er mit seinem scharfen Verstand die verzwicktesten Fälle. Gespielt wird der Ermittler dabei ausgerechnet von dem als Mr. Bean berühmt gewordenen britischen Komiker Rowan Atkinson.

Das klingt reichlich gewagt, eingefleischte Maigret-Fans können jedoch aufatmen: Atkinson ist mit dem nötigen Ernst an die Rolle herangegangen und macht seine Sache so gut, dass er den aufgeregten Mr. Bean schnell vergessen lässt und einen rundum glaubwürdigen Stoiker mit Dienstmarke abgibt. „Ich war mir sicher, dass ich seine Nachdenklichkeit wiedergeben kann. Sein Grübeln, das Gedankenvolle, seine Hingabe haben mich eingenommen“, erklärt der 61-Jährige seinen durchaus riskanten Sprung vom komischen ins ernste Fach.

Mit der Maigret-Rolle tritt Atkinson in große Fußstapfen – der Mann mit der Pfeife wurde schließlich schon von Schauspiellegenden wie Jean Gabin, Charles Laughton oder Jean Richard gespielt. Simenon-Experten mögen zwar einwenden, dass der schmale Atkinson rein physisch keineswegs die Statur des eigentlich eher stämmigen Pariser Kommissars hat, den sich Simenon 1929 ausdachte und der ihn mehr als 40 Jahre begleitete. Doch abgesehen von dieser bloßen Äußerlichkeit gelingt es dem britischen Filmstar durchaus, das stets analytische und dabei zutiefst melancholische Wesen Maigrets in jeder Szene zu verkörpern. Gerade die Unaufgeregtheit und Normalität des Kommissars reize ihn, sagt der Schauspieler, der es als Sketchfigur Mr. Bean zu Weltruhm brachte.

Im ersten Fall der neuen Reihe, die in den fünfziger Jahren verortet ist und mit herrlich nostalgischen Bildern aus dem alten Paris aufwartet, bekommt es Maigret mit einem Serienmörder zu tun, der in den nächtlichen Gassen der französischen Hauptstadt Frauen auflauert. Nachdem der Killer wie einst Jack the Ripper in London fünf Frauen gemeuchelt hat, nimmt der Druck auf Kommissar Maigret enorm zu – sogar bei einer Privatparty, die er mit Madame Maigret (Lucy Cohu) besucht, wird dem Kommissar ein Versagen des Polizeiapparats vorgeworfen. Doch Maigret wäre nicht Maigret, wenn er sich davon aus der Ruhe bringen ließe.

„Kommissar Maigret: Die Falle“; Serienauftakt am Sonntag, 1.1., 21.45 Uhr, ARD.

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