Neue Biografie über Ritter Eppelein von Gailingen
23.8.2008, 00:00 UhrDie Sache war nicht einfach, da über den historischen Eppelein nicht allzu viele gesicherte Daten vorliegen. Geboren wurde er wohl in der Nähe von Bad Windsheim. Man taufte ihn auf den Namen Appolonius, woraus im Lauf der Jahre Appele, Eppele oder Ekkelin wurde. Nach einer standesgemäßen Ausbildung engagierte er sich als Lehensmann des Hauses Hohenlohe in dessen Gebietsstreitigkeiten mit dem Burggrafen von Nürnberg. Eppeleins Überfälle auf die Transporte Nürnberger Handelswaren sieht Werner Schoger differenziert. Nach seiner Meinung waren das hauptsächlich Schläge gegen den Burggrafen, der von den Kaufleuten für den militärischen Schutz der Handelswege nicht wenig Geld bekam.
Märchen oder Realität
Eppelein von Gailingen war kein tollkühner Streithansel, der es auf den Reichtum der Nürnberger «Pfeffersäcke« abgesehen hatte. Dieses einseitige Bild haben romantische Erzähler des 19. und 20. Jahrhunderts entworfen, schreibt Schoger. Zur Ausschmückung dieser Fantasieprodukte entstanden dann Geschichten wie die von Eppeleins Springreiter-Rekord auf der Nürnberger Burg und noch hanebüchenere Märchen und Sagen.
Dokumentarisch belegt sind die vom Nürnberger Landgericht im Dorf Gostenhof ausgesprochene Ächtung des Raubritters sowie die näheren Umstände seines Endes. Im heutigen Postbauer-Heng verhaftet, wurde er zunächst in Burgthann eingekerkert, um am 15. Mai 1381 in Neumarkt in der Oberpfalz auf grauenvolle Weise hingerichtet zu werden.
Gerädert und geköpft hat man allerdings nicht jenen Eppelein, der mit spektakulären Aktionen den zweifelhaften Ruf der Familie Gailingen begründet hat, sondern dessen gleichnamigen Sohn. Behauptet jedenfalls Werner Schoger. Der «ursprüngliche« Eppelein von Gailingen sei im Jahr 1381 schon mindestens 70 gewesen, also in einem Alter, in dem die Menschen damals kaum noch für den Guerillakrieg geeignet waren.
Wandel im Ritterum
Schoger bemüht sich um eine möglichst ausgewogene Beurteilung der Persönlichkeiten von Vater und Sohn Gailingen. Er erzählt nicht von Schelmen- oder Schurkenstreichen, sondern von den Verzweiflungstaten zweier Männer, deren Existenz eben nicht bestimmt wurde von einer quasi naturwüchsigen kriminellen Energie, sondern von den Auswirkungen eines langsamen Wertewandels, der das traditionelle Ritterleben zunehmend unmöglich machte.
Durch die sich im Spätmittelalter entwickelnde Geldwirtschaft verarmten die ritterlichen Landadeligen, die keine anderen Einkünfte hatten als die kontinuierlich an Wert verlierenden Naturalabgaben ihrer Bauern. Für die Ritter ebenso ungünstig war das Entstehen fürstlicher Territorialstaaten, in denen die Burgen der selbstherrlichen alten Kriegerkaste nur noch störten.