Neuer Nürnberger Kunstpreis
16.6.2019, 17:38 Uhr"Mit dem Preis wollen wir Studierenden die Möglichkeit bieten, Kontakte in die Kunstwelt zu knüpfen und sich das organisatorische Knowhow für Ausstellungen zu erwerben", sagt Projektmanagerin Lisa Stopper. Entsprechend sind die drei Preise mit einem individuell zugeschnittenen Marketing Workshop verbunden. "Wer Installationen ausstellen will, muss andere Dinge berücksichtigen als ein Maler", so Stopper.
Die zweiten und dritten Preise sind zusätzlich mit einem kleinen Geldbetrag (300 und 200 Euro) ausgestattet. Der 1. Preisträger erhält 1000 Euro und bekommt eine Ausstellung auf der Art Karlsruhe.
Rund 200 Bewerbungen gingen zu der Erstauflage des für alle Medien und alle Themen offenen Wettbewerbs ein, der sich an Studierende ab dem sechsten Semester richtet. Nach einer Vorauswahl durch das Team um Galeristin Cornelia Stalker wurden von den Juroren die Top 10 ermittelt, aus denen sie bei einer internen Ausstellung vor Ort die Preisträger nominierten. Preisverleihung ist am 19. Juni um 19 Uhr.
So unterschiedlich die drei Gewinnerpositonen auch sind, alle überzeugten die Jury durch ihr schlüssiges Konzept. Sehr sinnlich und zugleich explizit gesellschaftskritisch ist die Rauminstallation von Sophia Mainka. Die Bildhauerin, die in München studiert, hat die Wände mit violettem Filz verkleidet, der eine ins Riesenhafte aufgeblasene Weintrauben-Skulptur aus weißem Kunststoff fast rötlich leuchten lässt.
Auf einem Bildschirm läuft ein Video, das die Künstlerin (und Sängerin) beim forschenden Hantieren mit Weinbeeren zeigt – mal spielerisch-zärtlich, mal offensiv erotisch – oder nackt mit einer körperhaften Wulst zwischen den Beinen. Weiblichkeit, Fetischismus, gesellschaftliche Zwänge thematisiert Mainka lustvoll-provokant und hinterfragt dabei unser intimes oder obsessives Verhältnis zu den Dingen.
Der Konzeptkünstler Leonard Korbus hat sich während seines Studiums in Halle, Leipzig und aktuell in Wien auf Eingriffe im öffentlichen Raum spezialisiert, die der Besonderheit von Alltagsorten nachspüren. Beispielhaft für seine Arbeit ist in der Galerie eine Rampe aufgebaut, wie er sie auf einem Rasenstück am einstigen Grenzübergang Helmstedt/Marienborn im Boden einließ. Fast unsichtbar, mit Gras bedeckt, konnten Passanten den Rahmen anheben, unter die Oberfläche schauen, gleichsam eine Grenze aufbrechen und die Augen neu öffnen für den Ort und seine Geschichte.
Ein muschelförmiges, halbseitig mit Wachs überzogenes Baumstück, ein Feuerzeug auf einem Eisenstab, ein von einem Stein geschütztes Foto mit kleinen Flammen in schwärzester Nacht: Mit diesen Versatzstücken eines Lagerfeuerplatzes, aufs Minimalste reduziert und verfremdet, gemahnt die in Frankfurt studierende Georgierin Mariam Kvirikashvili an Vertreibung, Heimatlosigkeit und die romantische Sehnsucht nach einem schützenden Ort. Eine in ihrer radikalen Abstraktion schwer zugängliche Arbeit, die jedoch Lust macht, mehr von dieser Künstlerin zu sehen. Was auch für die anderen zwei Preisträger gilt. Vielleicht wird der "Playground Art Prize" für sie ja tatsächlich zum Türöffner.
InfoGalerie Von & Von, Lorenzer Str. 31; bis 20. Juli; Di.–Sa. 11–18 Uhr.
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