Neues Album von A Tale of Golden Keys

21.3.2018, 15:22 Uhr
Neues Album von A Tale of Golden Keys

© Foto: Julien Fertl/PR

Ob Rockclub oder Opernhaus, auf einem lauschigen Sommer-Open-Air oder zur Nacht in einer Hotellobby – auf den zurückliegenden Konzerten von A Tale Of Golden Keys war man regelmäßig überrascht, wie souverän es das Trio ein ums andere Mal schaffte, die ausgecheckte Detailfreudigkeit seines wunderbaren Debütalbums "Everything Went Down As Planned" (2015) umzusetzen. Die Band klang live jedes Mal wie auf Platte. Da saß jeder Seufzer, jeder Soundeffekt, jedes noch so kleine Fiepen. Der Sound war meist bombastisch, vom ersten Ton an stellte sich audiophiler Indie-Hörgenuss ein ...

Jetzt liegt der zweite Tonträger von A Tale Of Golden Keys vor. Statt sich erneut monatelang im Proberaum zu verschanzen und in der Endlosschleife zu basteln und zu tüfteln, haben sich Hannes Neunhoeffer (Gesang, Gitarre, Klavier), Florian Dziajlo (Bass) und Jonas Hauselt (Schlagzeug) neu aufgestellt. Mit gerade mal einer Handvoll Songskizzen im Gepäck mieteten sich die Kulturpreisträger der Stadt Nürnberg und ehemaligen Gewinner der NN-Rockbühne erneut bei Jan Kerscher in dessen Ghost City Recording Studios unweit von Georgensgmünd ein. Kerscher mischt seit Jahren als viertes Bandmitglied im Hintergrund mit, produziert im Studio, fährt auf Tour als Mischer mit und hilft live aus, wenn Not am Mann ist. In den Ghost City Studios lief es wie am Schnürchen. "Es war wirklich so, dass wir pro Tag einen Song geschrieben beziehungsweise fertiggestellt haben", erzählt Schlagzeuger Jonas Hauselt. "Nach zehn Tagen hatten wir zehn Lieder im Kasten – Punktlandung sozusagen."

Die Musiker erlebten die neue Arbeitsweise als sehr erfrischend, lehrreich und befreiend, vor allem, weil diesmal gar keine Zeit blieb, sich in Details zu verlieren, was in der Vergangenheit regelmäßig der Fall war. Statt dessen gelang es der Band, den Flow der vielen gemeinsamen Konzerte ins Studio mitzunehmen. Von ihrem spontan Material waren die drei Musiker aus Eckersmühlen bei Roth, die inzwischen alle glücklich in der Nürnberger Südstadt leben (wo auch die witzigen Videoclips zum neuen Album sowie die aktuellen Bandfotos entstanden sind), so begeistert, dass sie beschlossen, dass diese zehn Nummern ihr zweites Album werden.

Tatsächlich fand alles, was im Studio entstand, Verwendung. Ein wenig war die Spontaneität jedoch auch dem Fakt geschuldet, dass A Tale Of Golden Keys im letzten Jahr sehr viel unterwegs waren und live gespielt haben – und nicht wirklich zum Schreiben von neuen Liedern gekommen sind. "Wenn wir nach dieser ersten Studiosession unzufrieden gewesen wären, dann hätten wir eine zweite Runde eingeläutet", sagt Hauselt. "Aber: Es ist alles geflutscht."

Auch der Titel und das Albumcover standen diesmal recht früh fest: Die Taube als Shrimp der Lüfte, die sich nix schert und auf alles kackt. "Uns wird oft unterstellt, dass wir sehr ernst und melancholisch sind – was auf die Musik zutreffen mag, aber definitiv nicht auf uns als Personen. Das Albumcover ist der Versuch, einen Gegenentwurf zu dieser Ernsthaftigkeit der Musik zu liefern. Die Idee mit der Taube stand bereits am zweiten Studiotag und bringt unsere Herangehensweise für diese Platte auf den Punkt: Nicht zuviel nachdenken, sich treiben lassen, dem Moment hingeben und einfach machen!"

Wie klingt "Shrimp"? Gar nicht so sehr anders als das Debütalbum, was schon allein an dem markanten Gesang von Hannes Neunhoeffer liegt, tatsächlich aber einen Tick spontaner. Das Album ist progressiv, spart nicht mit Pathos und ist trotzdem nicht verkopft. Auch ihrem herrlich-melancholischen Weltschmerz-Sound sind ATOGK treu geblieben. Als Studioalbum ist "Shrimp" ein klassischer Grower, der mit jedem Durchlauf wächst. "Für uns klingt die Platte ganzheitlicher und wie aus einem Fluss, sie ist kein Stückwerk wie das Debüt, das ja quasi ein Sammelsurium der ersten Bandjahre war", sagt Jonas. "Ob wir diese Arbeitsweise beibehalten, wird sich zeigen."

Aktuelle LP/CD: A Tale Of Golden Keys, "Shrimp" (listenrecords).

Keine Kommentare