Nur altes Eisen? Von wegen!

Stefan Dirnberger

22.10.2024, 11:33 Uhr
Das Unternehmensarchiv von Siemens Healthineers verwahrt circa 800 Regalmeter an historisch relevanten Akten

© Siemens Healthineers Das Unternehmensarchiv von Siemens Healthineers verwahrt circa 800 Regalmeter an historisch relevanten Akten

Der Zauber, der bekanntlich jedem Anfang innewohnt, tritt zumindest in manchen Fällen erst im Nachhinein in den Vordergrund. Zum Beispiel, wenn man eher unerwartet mit dem Neuanfang konfrontiert wird und vergleichsweise kurzfristig einen Platz für knapp 3.000 Exponate benötigt. Vor dieser Herausforderung stand das Siemens Healthineers Historical Institute – zu dem neben dem MedMuseum auch das Unternehmensarchiv von Siemens Healthineers gehört – Anfang des Jahres. Denn der Mietvertrag für das bisherige Exponatelager wurde überraschend gekündigt.

Nach dem Trubel, den solch ein Umzug unweigerlich mit sich bringt, erwies sich das Ganze jedoch als kleiner Glücksfall: Trotz der benötigten Größe wurde schnell eine geeignete Lagerfläche gefunden, jetzt sogar in einer firmeneigenen Halle. Und die neue Fläche verfügt über ausreichend Platz, sodass die Sammlung auch in den nächsten Jahren noch wachsen kann.

Die Idee, eine Ausstellung mit historischen Produkten in Erlangen zu errichten und für diesen Zweck eine Sammlung anzulegen, ist schon über 75 Jahre alt. Im August 1949 schlug der erste Archivar der Siemens-Reiniger-Werke (SRW), ein Vorgängerunternehmen von Siemens Healthineers, genau das vor. „Die SRW Erlangen müsste zum ‚Mekka‘ der Elektromedizin werden“, meinte er – wobei damals mit Elektromedizin selbstverständlich auch die Röntgentechnik gemeint war. Zunächst entstand die konzernübergreifende Ausstellung im Werner-von-Siemens-Institut in München. Ein eigenes Museum in Erlangen gibt es seit der Eröffnung des MedMuseums im Mai 2014.

Doch welche Exponate befinden sich in der Sammlung des Siemens Healthineers Historical Institutes? Die Bandbreite ist groß. Einerseits sind es Produkte aus der langen Geschichte des Unternehmens und seiner Vorgängerfirmen, wie der erste Siemens-CT-Scanner Siretom oder das Siemens-Vidoson 635, das erste Echtzeit-Ultraschallgerät der Welt – beide Geräte sind im MedMuseum zu sehen. Aber auch fragile Objekte wie zum Beispiel Röntgenröhren aus den 1920er Jahren sind in der Sammlung enthalten.

Abseits von den Produkten gibt es auch eine Vielzahl an Objekten, die andere Aspekte der Firmengeschichte illustrieren: Historische Werbeartikel, der Spaten der Grundsteinlegung eines der Werke in den USA (noch mit originalem Lehm behaftet) oder Uniformen der Siemens Healthcare Concert Band.

Die Bestände des Siemens Healthineers Historical Institutes gehen jedoch weit über die Exponate hinaus. Bereits 1948 wurde das Unternehmensarchiv der Siemens-Medizintechnik gegründet. Seither sammeln die Archivare historisch relevante Materialien, die die Geschichte von Siemens Healthineers dokumentieren.

Etwa 800 Regalmeter Akten, 100.000 Bilder und 1.200 Filme, ergänzt durch die über 2.600 Fachbücher und -zeitschriften in der Präsenzbibliothek, bilden die Grundlage der Arbeit: Das Siemens Healthineers Historical Institutes ist verantwortlich für die historische Kommunikation des gesamten Unternehmens. Es leistet mit seinen Publikationen über die Technikgeschichte und mit dem MedMuseum einen wichtigen und für Interessierte kostenlosen Beitrag zur Bildungsarbeit. Auch bietet es Forschern aus der ganzen Welt Zugang zu ausgewählten Archivbeständen und unterstützt bei der Konzeption von interaktiven Exponaten zur Medizintechnik – etwa im Deutschen Museum München und dem Zukunftsmuseum Nürnberg. Und schließlich stellt das Siemens Healthineers Historical Institut Museen weltweit Leihgaben aus seiner umfangreichen Exponatesammlung zur Verfügung. Einige der Ausstellungsstücke sind schon bis ins ferne Südkorea gereist. Und so gehören vermeintlich ausgediente Apparate noch lange nicht zum alten Eisen.

https://www.medmuseum.siemens-healthineers.com/

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