Nürnbergs buntestes Viertel stellt sich vor

14.10.2011, 00:00 Uhr
Nürnbergs buntestes Viertel stellt sich vor

© Weigert

Mehr als 70 Gostenhofer Maler, Grafiker und Bildhauer, Kunst-Handwerker und Designer, die allesamt während der meisten Zeit des Jahres still und abgeschieden in ihren kleinen Hinterhofstudios herumwerkeln, drängen eine Woche lang mit geballter Macht ins öffentliche Bewusstsein. Sie organisieren diverse Ausstellungen nicht nur in den Gostenhofer Galerien, sondern auch in Läden, Kneipen, Gemeindehäusern und an vielen anderen Orten der Begegnung.

Nochmal am Sonntag öffnen die örtlichen Kreativen überdies ihre Arbeitsstätten für das interessierte Publikum. Wobei der Umgang mit den in der Regel recht zahlreich herbeiströmenden Besuchern für manchen künstlerischen Einzelgänger nach wie vor eine Herausforderung darstellt. „Echte PR-Talente sind unter den Bildermachern eher selten anzutreffen”, bemerkt Manfred Sternberg vom Organisatorenkreis, „aber wir lernen alle ständig dazu.”

So haben in diesem Jahr erstaunlich viele Ateliertage-Teilnehmer allerlei originelle Begleit- und Rahmen-Ereignisse vorbereitet. Da veranstalten zum Beispiel die Malerin Dagmar Payne und das Atelier „Design von Designern“ eine Atelier-Rallye. Das ist eine Art Schnitzeljagd für Kunstliebhaber, die den Mitspielenden nebenher auch eine Ahnung vom eigentümlichen Reiz des Stadtteils Gostenhof vermittelt.

Sogenannte „anarchisch-erotische Lesungen“ sowie eine unkonventionelle Versteigerung von einschlägigen Objekten präsentiert das Künstlerkollektiv der Galerie „Armer Teufel“. Der Cartoonist Andreas Floris zeichnet Karikaturen der Besucher im Glasatelier von Ursula Distler. Der Mehrzweckbau „Nordkurve“ ist Performance-Schauplatz, und der Club der Musikzentrale bietet Medienübergreifendes. Grundlagenforschung betreibt das „Institut für antiquierte Interessen“ mit einer Publikums-Umfrage zum Thema: „Was denken Sie eigentlich über Kunst?“

Gelegenheiten zum Mitmachen

Wer Augen- mit Gaumenlust verbinden möchte, kann in der Werkstatt der Malerin Charlotte von Elm ein aufwändiges Drei-Gänge-Menü (vor-) bestellen. Wem eine kleine Erfrischung genügt, der sollte unbedingt in der ungewöhnlichen italienischen Café-Bar der Malerin Gerlinde Pistner einkehren. Einige der geplanten Atelier-Feste sind vor allem kommunikationsfördernde Mitmach-Gelegenheiten, bei denen wirklich (!) jeder willkommen ist.

Obwohl im Detail perfekt organisiert, will GOHO kein durchgestylter Event, keine kühl kalkulierte Demonstration marktbewusster Professionalität sein. Während der seit jeher juryfrei organisierten Ateliertage wird vielmehr ungeschönt und ungefiltert ein Stück Nürnberger Basiskultur sichtbar. Das belegt nicht zuletzt die gemeinsame Ausstellung aller Teilnehmer in den Räumen der ehemaligen Firma Möbel-Quelle, zu deren charmanter Vielfalt allemal auch das (noch) Unausgereifte, das auf den ersten Blick vielleicht Fragwürdige und Grenzwertige einen wichtigen Beitrag leistet.


Die Sammelausstellung der Teilnehmer ist bis 23. Oktober zu sehen (Do./Fr. 19-22 Uhr, Sa. 15-19 Uhr, So. 11-18 Uhr). Eintritt frei, Katalog 5 Euro.
Offene Ateliers, Adressen und Lageplan in aufliegendem Faltblatt: 23. Oktober, 11-18 Uhr. Führungen um 11.30 und 14.30 Uhr, Treffpunkt ist die Teilnehmerschau. Die Teilnahme ist kostenlos.
Abschluss-Fest am 23. Oktober, ab 19 Uhr, "Brasserie Prisma", Rothenburger Straße 9.
 

Weitere Infos: www.kubiss.de/goho

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