Rauschendes Fest zum Abschied am Staatstheater
22.7.2018, 18:48 UhrSo viel Nostalgie war selten im Schauspielhaus, das an zwei Abenden noch einmal proppenvoll war. Und das neue Theater-Team wird sich auch an der Begeisterung messen lassen müssen, mit der die Zuschauer sein teilweise über 18 Jahre liebgewonnenes Ensemble samt Schauspielchef, Musikern und vielen guten Geistern dahinter feierte. "Glück gehabt" hießen Spielzeit und Abschiedsgala, und das kann trotz aller Geschmacksfragen im Einzelfall wohl jeder Theatergänger in Nürnberg unterschreiben.
Dass Klaus Kusenberg ein goldenes Händchen für Darsteller hat, wurde schon oft betont. Jetzt konnte man die aktuellen und auch schon längst woandershin gezogenen Schauspieler nochmal spielen, singen und tanzen sehen, die uns so viele witzige, schaurige oder Gänsehaut-Momente beschert haben.
Marion Schweizer und Jutta Richter-Haaser zusammen mit Kusenbergs früher Entdeckung Anna-Maria Kuricowa als "Präsidentinnen", Frank Damerius, Elke Wollmann, Adeline Schebesch und Thomas Klenk als genüsslich streitende Paare in "Gott des Gemetzels", Josephine Köhler und Henriette Schmidt mit großer Stimme und noch mehr Charme und – natürlich – Marco Steeger in seinen glitzernden Overknees aus der "Rocky Horror Show": Sie alle zeigten, was für eine große und großartige Familie da am Werken war. Kusenberg gab nicht nur den gefeierten Chef, sondern auch den gut gelaunten Moderator.
Julia Bartolome gehört neben Pius Maria Cüppers, Damerius, Schebesch, Michael Hochstrasser und Thomas Nunner zu den wenigen, die im Ensemble bleiben. Und Bartolome machte als personifizierter "Normalvertrag Bühne", kurz "NV Solo", nochmal klar, wie viel Idealismus zu diesem schlecht bezahlten, kaum abgesicherten Schauspielerdasein gehört. Marco Steeger, der bei seinem Groll über die vielen Entlassungen aus dem Ensemble im Gespräch kaum ein Blatt vor den Mund nimmt, widmete dem "NV Solo" dann auch seine eigene Version des Gassenhauers "Ti amo". Große Stimme, unsichere Zukunft wie bei vielen anderen. Der donnernde Applaus für Kusenberg, der jetzt nach Regensburg wechselt, und sein Team hilft vielleicht ein bisschen drüber weg.
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