Ruth Schloss-Ausstellung: Jede Linie ein Kampf

11.6.2008, 00:00 Uhr
Ruth Schloss-Ausstellung: Jede Linie ein Kampf

© Repro: Stefan Hippel

Sie ist, das beweist diese Schau, eine exzellente Malerin und Zeichnerin, die ihren Themen und ihrem figürlichen Stil all die Jahre treu geblieben ist: Krieg und Zerstörung, die Flucht und das Altern. «Sie hat sich immer für das Schicksal der Benachteiligten interessiert«, sagt ihre Tochter Nurit Cohen Evron, die zur Ausstellungseröffnung aus Tel Aviv angereist ist.

Schonungslos und nüchtern

Schonungslos und nüchtern blickt Schloss auf die Szenen, die sie beim Malen in Seniorenheimen, Lazaretten und Flüchtlingscamps sah. Das ist das Leben, scheint sie dem Betrachter sagen zu wollen: Man beginnt es als verbeulter, brüllender Säugling und beendet es mit dem Warten auf den Tod. Dazwischen auch hoffnungsvolle Szenen: Arabische und israelische Kinder beim gemeinsamen Spielen mit (Friedens-)Tauben. Besonders beeindruckend sind ihre neuesten Porträts alter Menschen, mit Kohle gezeichnet. «Früher malte sie mit schneller Hand, heute ist gesundheitlich bedingt jede Linie ein Kampf«, sagt ihre Tochter und erklärt vielleicht damit die große Eindringlichkeit dieser Bilder.

Oft verwendet Schloss Metaphern aus der Natur, etwa Raben oder Nashörner, auch als Bilder für den Krieg. Über Israel, dessen 60. Gründungstag mit ein Anlass für die Ausstellung war, sagt sie im Film unverblümt kritisch: «Israels Politik ist wie ein Rhinozeros, das alles zu Tode trampelt«.

Kunsthaus Nürnberg, Königstr. 93. Eröffnung Mittwoch 18 Uhr. Bis 13. Juli, tägl. 11-19 Uhr. Führungen der Tochter: Mittwoch 16.30, Donnerstag 17 Uhr.