Schaufenster für die regionale Kunst : Der NN-Kunstpreis
24.7.2015, 20:00 Uhr
Eine vertraute Stimme führte in bewährtem Stil durch den Abend: Rainer Kretschmann, Moderator beim Bayerischen Rundfunk, würdigte in knappen Porträts die Künstlerinnen und Künstler, die mit Preisen von insgesamt 33.500 Euro bedacht wurden. Und er bewährte sich in einer ungewohnten Rolle - als Schirmherr im Wortsinn holte er Nürnbergs Kulturreferentin Prof. Julia Lehner auf die Bühne.
Als Vorsitzende der achtköpfigen Jury für den Kunstpreis stellte sie die diesjährige Ausstellung im Kunsthaus am Königstor in den Kontext des Jahresthemas „Freiheit“. Das städtische Kulturprogramm ist darauf ausgerichtet - und bildende Kunst ohne sie erst recht undenkbar.
Die künstlerische Fantasie werde freilich leicht zur Herausforderung. Zeitgenössische Kunst stoße nicht unbedingt auf Wohlgefallen, räumte Lehner ein. Das „Akzeptanzproblem“ aber lasse sich nur in einem Prozess des Dialogs überwinden, in der geduldigen Auseinandersetzung mit den Vorstellungen und dem Gestalt gewordenen Ausdruck von Freiheit.
Neue Jury-Mitglieder
Das war natürlich auch auf die Auswahl der Preisträger gemünzt - wie auf die Sonderschau mit ihren 103 Arbeiten von 77 Künstlerinnen und Künstlern. Denn bei der Auswahl kommen diesmal mit der betonten Förderung von Vertretern der jungen Generation auch einige „neue und andere Schwerpunkte“ zur Geltung, so Lehner weiter. Unter anderem spiegele das den Einfluss neuer Jury-Mitglieder von der Kunst-Akademie.
Freilich ruht das auf einer verlässlichen Basis: Dass der Preis bereits zum 23. Mal vergeben werden konnte, belege das großartige Engagement der Nürnberger Nachrichten und ganz persönlich von Verleger Bruno Schnell für Kunst und Künstler in der gesamten Region. „Dafür, dass Kunst ausgezeichnet und vor allem in dieser Weise zugänglich gemacht wird, bis hin zum Katalog, gebührt dem Ehrenbürger dieser Stadt großer Dank“, betonte Lehner auch als Vertreterin von Oberbürgermeister Ulrich Maly, der — mit anderen Vertretern der Kommunalpolitik — beim Bayerischen Städtetag weilte. Die großzügige Dotierung und die Ausrichtung auf die Breite des regionalen Kunstschaffens sichern dem Preis Beachtung weit über Franken hinaus.
Die Verantwortung der Politik sparte sie in ihrer kurzen Ansprache nicht aus: Sie müsse die Freiräume und Gelegenheiten zur Auseinandersetzung und eben zum Dialog schaffen. Gelungen sei das beispielsweise mit der Erweiterung der Akademie der Bildenden Künste wie auch mit der Kunstvilla in der Blumenstraße. Demgegenüber stehe „die Ohnmacht der Politik“ in der Frage, ob und wie lange Künstlerinnen und Künstlern ihre Freiräume auf AEG und im ehemaligen Quelle-Komplex noch erhalten bleiben.
Darüber, wie über manch andere Frage des Stadtgeschehens und der Kunstszene, ließ sich im Kulturgarten — bei beschwingten Klängen von Martin Weiss und Vali Mayer mit Sängerin „Grandma“ Mayer — in größeren und kleineren Runden plaudern.
"Ist das als Kritik am Alkohol gemeint?"
Drinnen dagegen sorgte nicht nur die aufgeheizte Luft für lebhafte Gespräche, sondern, wie erwünscht, auch die Kunst. Wobei viele Werke die Blicke auf sich zogen, die nicht mit einem Preis bedacht wurden. Etwa ein Arrangement aus Cocktailbechern und Stäbchen, die wie Trinkhalme aussehen und dem in Orange- und Rottönen leuchtenden Objekt einen stacheligen Charakter verleihen. „Ist das als Kritik am Alkohol gemeint? Oder im Gegenteil als Huldigung?“, fragten sich Besucher. „Es sind wirklich sehr schöne Bilder dabei“, lobten Ex-Bundesminister Günter Gloser und seine Frau Katharina die Zusammenstellung — und räumten doch ein, manche Arbeit eben nicht zu verstehen.
Dabei haben sie auch selbst schon Werke gekauft. „Sehr anregend und natürlich schön, dass hier auch die gegenständliche Malerei ihren Platz hat“, freut sich Anton Atzenhofer, der selbst mit einem Bild vertreten ist. Anders Fred Ziegler: Seine knallgelbe, raffiniert-abstrakte Arbeit sticht in der Ausstellung hervor. Aber in die Freude über das „schöne Fest“ in gelassener Atmosphäre mischt er doch auch eine Portion Enttäuschung: „Die junge Kunst“, findet er, „müsste noch viel verrückter sein.“