Vorfall bei den Proben

Staatstheater hat "Troubadour"-Regisseur Konwitschny wegen "diskriminierender" Äußerung freigestellt

15.11.2021, 16:26 Uhr
Gilt als einer der wichtigsten Regisseure des Regietheaters: Peter Konwitschny.

© Claudia Esch-Kenkel, picture-alliance/ dpa Gilt als einer der wichtigsten Regisseure des Regietheaters: Peter Konwitschny.

Das Gift des Rassismus ist ein zentraler Treibsatz der Handlung von Verdis Oper „Der Troubadour“, die am Samstag, 13. November, im Opernhaus Premiere hatte. Es führt dazu, dass eine als „Zigeunerin“ titulierte Frau auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird und sich daraus eine Kette weiterer, lebenszerstörender Verbrechen ergibt.

Insofern wirkt es fast wie eine bittere Ironie, dass der Regisseur der Nürnberger Produktion, der 76-jährige Peter Konwitschny, rund zwei Wochen vor der Premiere vom Staatstheater Nürnberg freigestellt wurde, weil er eine am „Troubadour“ beteiligte Künstlerin in einer Weise beleidigt haben soll, die als rassistisch interpretiert werden könnte.

Nicht jedoch das inkriminierte „Zigeuner“-Wort soll dabei gefallen hat – das das Staatstheater übrigens ohne Anführungszeichen oder sonstige Mittel symbolischer Distanzierung in den Übertiteln der deutschen Übersetzung des Librettos verwendet.

Das Gift des Rassismus ist ein zentraler Treibsatz in der Handlung von Giuseppe Verdis Oper "Der Troubadour".

Das Gift des Rassismus ist ein zentraler Treibsatz in der Handlung von Giuseppe Verdis Oper "Der Troubadour". © Bettina Stoess, NN

Nein, um die Interessen der Beteiligten zu schützen, bestätigt das Staatstheater lediglich, dass Konwitschny am Endproben-Prozess der Opernproduktion „Der Troubadour“ sowie an der Premiere am vergangenen Samstag nicht persönlich teilgenommen hat.

Hintergrund hierfür sei ein Konflikt zum Verhalten des Regisseurs im Umgang mit Künstlerinnen und Künstlern des Hauses.

Das Staatstheater äußert sich zum Anlass des Konflikts folgendermaßen: „In einer Probensituation hat sich Herr Konwitschny in einer Art geäußert, die von Beteiligten als „unangemessen und diskriminierend“ wahrgenommen wurde. Die Theaterleitung kam nach Gesprächen mit mehreren beteiligten Personen zu derselben Einschätzung und hat unmissverständlich klargestellt, dass es am Staatstheater Nürnberg für Diskriminierung keinen Platz gibt. Herr Konwitschny hat seine Arbeit an der Produktion daraufhin niedergelegt. Auch die Theaterleitung sah diesen Schritt als einzige mögliche Konsequenz.“

Die szenische Leitung der Endproben des „Troubadour“ hatte daraufhin Regieassistentin Marie-Christine Lüling übernommen.

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