Starke Kunst der leisen Art

13.01.2012, 00:00 Uhr
Starke Kunst der leisen Art

© Fengler

Als eine sehr konzentrierte Künstlerin hat der Initiator des Stipendiums, der Nürnberger Kunstsammler und -mäzen Hansfried Defet, seine erste Stipendiatin erlebt. Ins Weihnachtsoratorium in St. Sebald kam sie gerne mit. Auch über den Besuch der Akademieklasse von Michael Hakimi, den sie aus Berlin kennt, freute sich Scheepers. Doch ansonsten hielt sie sich von Ablenkungen lieber fern.

Dass die 1979 in Südafrika geborene Künstlerin, die bei Rosemarie Trockel in Düsseldorf studierte und von ADG-Leiterin Kathleen Rahn für das erstmals vergebene Stipendium ausgewählt wurde, eine stille, nach innen gewandte Künstlerin ist, sieht man unmittelbar auch ihren Werken an. Mit Pinselstrichen und geschlängelten Linien auf großzügig leer belassenen, durchscheinend-weißen Bildflächen, mit kleinen figürlichen und abstrakten Malereien auf mehrlagig an Stuhl-artige Objekte gehängten Stoffen setzt sie im großen Ausstellungsraum minimalistische Zeichen. Das wirkt sehr verhalten, beinahe spröde, entfaltet seinen Reiz eher als Gesamtinstallation aus malerischer und skulpturaler Inszenierung.

Doch im kleineren Schauraum wird man dann der Vielfalt und Poesie eines Werkes gewahr, das gerade in seiner Zartheit eine große Kraft und Beredsamkeit entfaltet. Die flachen Papierblätterstapel sind tatsächlich bemaltes Porzellan – was man kaum glauben mag. Ein in T-Shirt-Form ausgeschnittener blauer Stoff auf blauem Bildgrund scheint an einer Stelle den Blick auf die nackte Haut freizugeben. Doch füllt die vermeintliche Leerstelle ein rückwärtiger Akt ohne Kopf. Auf einem die ganze Wandbreite einnehmenden Triptychon hat Scheepers ihr Formenvokabular aus Satzzeichen, gestischer Malerei, die wie gezeichnet anmutet, Vorhang- und Kleiderdetails wie einen geheimen Schriftcode ausgebreitet.

All diese Arbeiten sind offene Zeichensysteme voller Geschichten, die oft Bühnenbildern gleichen und eine Fülle an Spielräumen für die Fantasie und eigene Erinnerungen eröffnen. Fraglos eine gute Wahl fürs Defet-Stipendium-Debüt.

ADG-Kunstverein, Kressengartenstr. 2; Eröffnung heute 18.30 Uhr; bis 26. Feb., Mi.–So. 12–18 Uhr.

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