Theologie-Student, Trompeter, BWL-Dozent
25.5.2012, 11:00 Uhr„Unsere Sprache ist ein Spiegel unserer Seele“, sagt Andreas König, „so, wie wir reden, so ticken wir auch.“ Und vor allem sprechen wir oft in sogenannten Metaphern, also Bildern oder Gleichnissen: „Wir sprechen vom Leben als einem Weg. Zeit gilt als etwas Wertvolles — wie Geld — das man investiert oder auch verlieren kann. Liebe hat viel mit Wärme zu tun. Und Macht wird von oben her ausgeübt“, nennt König ein paar allgemeine Beispiele.
Und da sie Menschen sind wie alle anderen, funktionieren auch CEOs (Chief Executive Officers), auf Deutsch geschäftsführende Vorstände von Unternehmen, nach demselben Muster. Nur, dass es bei ihnen auch Auswirkungen auf das Unternehmen hat, das sie leiten. „Der Fisch stinkt vom Kopf her“, sagt König — noch so eine Metapher.
Wettbewerb = Krieg?
Zum Beispiel lassen sich laut König sehr verschiedene Arten beobachten, in der CEOs den Wettbewerb auf einem bestimmten Markt bewerten. „Der eine sieht Wettbewerb als Krieg, der auf keinen Fall verloren werden darf. Ein anderer hält Wettbewerb für eine sportliche Herausforderung, bei der man möglichst erfolgreich abschneiden möchte. Und wieder ein anderer betrachtet Wettbewerb als ein Stück Ackerland, das man zusammen mit anderen für einen gemeinsamen Nutzen bewirtschaftet.“ Je nach- dem, wie ein CEO so ein Problem sieht, wird er die Strategien seines Unternehmens danach ausrichten.
Bei dem Forschungsprojekt, das jetzt von der Schöller-Stiftung gefördert wird, „wollen wir untersuchen, wie sehr das Verhalten von CEOs von ihrer Grundeinstellung abhängt und welche Auswirkungen das auf die Unternehmensführung hat“.
Letztlich sollen sich aus einer Typologie von CEOs allgemeine Vorhersagen über die Reaktionen von Unternehmen ableiten lassen. „Diese Arbeit ist von hoher Praxisrelevanz“, sagt König. „Solche Vorhersagen von Unternehmensverhalten können große Bedeutung haben — für Wettbewerber, für Gesetzgeber und nicht zuletzt für Aufsichtsräte, die CEOs auswählen müssen.“
Seit 2004 arbeitet König als Assistent am Lehrstuhl für Unternehmensführung von Prof. Harald Hungenberg, 2009 erfolgte die Promotion. Doch der Betriebswirtschaftslehre hat sich König erst seit einem Master-Studium 2002/03 an der Handelshochschule Leipzig zugewandt. Zuvor hatte er, um bei Metaphern zu bleiben, in zwei ganz anderen Welten gelebt. Geboren 1974 in Trier – als Sohn eines Romanistik-Professors – und aufgewachsen bei Köln, studierte König zunächst Theologie, Philosophie und Spanisch in Bonn: „Damals wollte ich eigentlich noch Pfarrer werden.“
Unter Stardirigenten gespielt
Bis der begeisterte Musiker — Mutter: Pianistin! — dieses erste Leben hinter sich ließ, an die Musikhochschule nach Rotterdam ging und dort 1998 ein Bachelor-Studium im Hauptfach Orchestertrompete abschloss. Anschließend setzte er ein Studium zum Master of Music (Musik und Musikwissenschaften) an der Royal Academy of Music und dem King’s College in London drauf — wobei er unter Dirigenten wie Sir Colin Davies, Lord Jehudi Menuhin und Valery Gergiev spielen konnte.
Es folgten zwei Jahre als Trompeten-Solist und Profi-Musiker bei diversen Orchestern. Daneben war König als Musikmanager tätig und kümmerte sich um CD-Produktionen, Fundraising und Sponsoring für/mit internationalen Firmen und Non-Profit-Organisationen.
Spätestens da wurde ihm klar: „Als Trompeter ganz oben mitzuspielen, ist verdammt schwer.“ Abgesehen davon, dass ihm das unstete und finanziell unsichere Leben als Berufsmusiker „auf Dauer viel zu unsicher“ erschien. Der Musik ist König dennoch erhalten geblieben — als Co-Leiter des St.Matthäus-Posaunenchors in Nürnberg.
Auch der Kreis zum „ersten Leben“ hat sich geschlossen. Denn inzwischen arbeitet König viel als Firmenberater und Mitarbeiter-Coach. „Im Grunde“, meint er, „hat dieser Job sehr viel mit Seelsorge zu tun.“
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