Was dürfen Flüchtlinge?

8.4.2015, 10:00 Uhr
Was dürfen Flüchtlinge?

© Fotos: privat

Was ist der Unterschied zwischen Migranten und Flüchtlingen?

Flüchtlinge sind gezwungen, ihr Land zu verlassen – aus Furcht, dort politisch, religiös oder wegen ihres Geschlechts verfolgt zu werden. Ein Migrant verlässt sein Land freiwillig, wobei man das in der Praxis nicht so leicht sagen kann. Denn spanische Jugendliche fühlen sich gezwungen, in ein anderes Land zu gehen, weil sie in ihrer Heimat keine Arbeit finden.

Kommen viele Flüchtlinge aus der Ukraine?

Ja, im vergangenen Monat waren es 200, davor 400 . . .

Was darf ein Flüchtling im Vergleich zum EU-Bürger?

Ein Flüchtling ist einem EU-Bürger fast gleichgestellt. Er hat einen blauen Pass, mit dem er arbeiten und zur Schule gehen darf, schneller eingebürgert werden kann und seine Familie herholen darf. Das Wort Flüchtling wird im allgemeinen Gebrauch aber auch für Menschen verwendet, bei denen nicht klar ist, ob sie hierbleiben dürfen. Diese Asylbewerber haben eingeschränkte Rechte. Sie können etwa ihre Familie nicht herholen und haben große Angst um sie, weil sie womöglich noch im Kriegsgebiet lebt. Zudem dürfen Asylbewerber jetzt theoretisch nach drei Monaten arbeiten, was ohne Deutschkenntnisse aber schwierig ist. Einen Anspruch auf Deutschkurse hat man erst, wenn man auch als Flüchtling anerkannt wurde und hierbleiben darf.

Warum dauert ein Asylverfahren so lange?

Die Zahl der Asylsuchenden ist zuletzt sehr stark angestiegen. Die Regierung in Berlin brauchte lange, um zu verstehen, dass im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg mehr Mitarbeiter nötig sind, die sich die Leute anhören und über deren Verbleib entscheiden. Diese wurden nun eingestellt und werden angelernt.

Was dürfen Flüchtlinge?

© privat

Wie lange dauert ein Asylverfahren?

Wenn ein Flüchtling hierher kommt, wird er in Zirndorf untergebracht. Dort stellt er auch den Asylantrag – was schon mal ungefähr eine Woche dauert. In den ersten drei Monaten soll dann die Anhörung stattfinden und nach kurzer Zeit eine Entscheidung fallen. Durchschnittlich dauert ein Asylverfahren aber sieben Monate. Einige Verfahren wurden stark beschleunigt, zum Beispiel bei Syrern. Auch die Anträge von Serben, Mazedoniern und Kosovaren werden schneller behandelt. Die Leute bekommen keinen Flüchtlingsstatus, weil ihr Land als sicher gilt. Bei Afghanen dauert das Verfahren ein bis zwei Jahre, und bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen noch länger – je nach Herkunft. Unter 18-Jährige sind jedoch vor der Abschiebung geschützt.

Welche Ausbildung haben die Entscheider vom Bundesamt, und kennen die sich in den Herkunftsländern aus?

Die meisten haben eine Verwaltungsfachhochschule abgeschlossen oder Politologie studiert. Beim Bundesamt bekommen die Mitarbeiter dann eine Befragungsschulung. Dass man sich in den Herkunftsländern auskennt, ist keine Voraussetzung. Aber die Entscheider spezialisieren sich mit Infos auf Länder, meist jedoch auf mehrere. Zudem gibt es eine zentrale Stelle im Amt, die man befragen kann. Die Entscheidung ist auch keine reine Willkür, die Mitarbeiter müssen begründen, ob sie den Antrag stattgeben oder nicht. Ob sie dem Flüchtling bei der Anhörung glauben oder nicht, ist aber schon eher eine Bauchentscheidung.

Was dürfen Flüchtlinge?

Wie kann man als junger Mensch den Flüchtlingen helfen?

Jeder kann auf sie zugehen, sie willkommen heißen und Interesse an ihnen zeigen. Außerdem sollte man in manchen Situationen Rücksicht nehmen. Viele Flüchtlinge haben schlimme Schlafprobleme, weil sie meist nachts unterwegs waren. Tagsüber sind sie dann müde und schlafen vielleicht plötzlich im Unterricht ein. Andere sind stark traumatisiert und kriegen kein Wort raus. Man sollte ihnen nicht mit Vorurteilen gegenübertreten, dass sie zum Beispiel in Deutschland nur das Sozialsystem ausnutzen und nicht arbeiten wollen. Nur wenn man die Leute kennenlernt, verschwinden auch Ängste und Vorurteile.

Keine Kommentare