Wo Mangas einen deutschen Zungenschlag bekommen

20.01.2008, 00:00 Uhr
Wo Mangas einen deutschen Zungenschlag bekommen

© Karlheinz Daut

Die Geschichte von Aaron-Film ist auch der persönliche Werdegang von Tobias Trummer. Zusammen mit seinem Jugendfreund Johannes Bauer (der heute ebenfalls Geschäftsführer der kleinen Filmfirma ist) filmte er aus dem Kinderzimmer heraus erste eigene Clips und Kurzfilme. Das war damals noch in Weiden in der Oberpfalz.

In den 90er Jahren verschlug es Trummer im Zuge seines Studiums nach Franken und zu der Nürnberger Produktionsfirma AVA, wo er Musikclips und Werbespots für Kino drehte. Und die Grundlagen für die eigene Firma lernte. «Solche Ausbildungsmöglichkeiten wie heute gab es damals nicht«, blickt Tobias Trummer auf die Anfangstage von Aaron-Film («ein Name, der ganz vorne in den Gelben Seiten stehen sollte«) zurück. «Wir haben sehr klein angefangen und sind über die Jahre gewachsen. Aber zu tun gab es von Anfang an sehr viel.«

Und das ist noch immer so. Vor acht Jahren zog die kleine Firma aus dem Rennweg an den Altstadtring, hat heute acht feste Mitarbeiter (darunter zwei Azubis) und beschäftigt - je nach Auftragslage - einen ganzen Stab freier Geister. Schauspieler, Sprecher, Autoren, Übersetzer, Cutter, Kameraleute - die Kartei fähiger Fachleute ist groß.

Der Einstieg ins Manga-Geschäft - jene sich anhaltender Beliebtheit erfreuenden großäugigen Comic-Helden aus Japan - glückte 1994 mit dem Anime «Plastic Little«, das damals noch auf VHS-Videokassette für den europäischen Markt aufbereitet werden sollte. Eine Bekannte, die Japanologie studierte, wurde als Übersetzerin angeheuert, befreundete Schauspieler sprachen die neuen Dialoge ein - der Rest wurde in der heimischen Praktikantenstube besorgt.

Bis heute beschäftigt sich Aaron meistens, jedoch nicht ausschließlich mit Mangas. Auch italienische Industriefilme oder ein Clip über ein französisches Käseprodukt landen schon mal auf den Schreibtischen der Mitarbeiter. Gut läuft auch die J-Pop-Schiene: Konzertmitschnitte von japanischen Pop- und Rockbands, die für die Nürnberger Plattenfirma Colosseum Records bearbeitet werden.

Für kleinere Aufträge greift das Team selbst zur Kamera. Das Nürnberger Bahnmuseum bekam einen Museumsfilm über die Sonderausstellung «Fränkische Schweiz«, auf der Animagic-Fachmesse in Bonn filmt man seit Jahren die Dokumentation.

Filmrestaurierung ist ein anderer Zweig in der reichhaltigen Angebotspalette der Nürnberger Firma. Hier haben die Aaron-Videobastler ein eigenes Verfahren entwickelt, mit dem es unter anderem möglich ist, den Klang einer alten Lichttonspur auf 5.1.-Surround-Sound aufzublasen. «Ziemlich aufwändig«, nickt Sascha Kaufmann, studierter Theaterwissenschaftler und zuständig für Audiotechnik und Dialogregie. In dem schmucken hauseigenen Audiostudio mit der selbstgebauten Sprecherkabine, die auf einem schwimmenden Boden wie eine kleine Holzsauna mitten im Raum steht, wurden auch schon Hörbücher und Hörspiele produziert.

Kerngeschäft bei Aaron ist jedoch nach wie vor die Aufbereitung von japanischen Mangas für den deutschen Markt. Bis zu sechs Serien werden parallel produziert, von der jede einzelne bis zu 50 Teile haben kann. Von der Digitalisierung der Masterbänder und der Übersetzung und Bearbeitung der Dialoge über die Synchronisierung bis hin zur Untertitelung und der Programmierung der DVD-Menüs passieren hier sämtliche Produktionsschritte unter einem Dach. Die Wege sind kurz, sämtliche Kernaufgaben werden im Haus erledigt. Am Ende wandert die fertige Staffel von Nürnberg aus ins Presswerk.

Längst sind die Arbeitsabläufe bei Aaron-Film so gut eingespielt, dass sich Trummer zwei Tage in der Woche zu seiner Familie nach Brandenburg zurückziehen und von dort aus arbeiten kann. Denn trotz der anhaltend vielen Arbeit legt man bei Aaron Wert auf Lebensqualität: Für die fühlbar familiäre Arbeitsatmosphäre in der 150 Quadratmeter großen Zentrale in der Veilodterstraße sorgt nicht zuletzt eine Köchin, die jeden Mittag ins Büro kommt und dort für das Team frisch aufkocht.

www.aaron-film.de